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Stockholm: Festgenommener ist nicht der Attentäter

07.04.2017

Weiter Fahndung nach dem Mann, der den Lkw durch die Menschenmenge gesteuert hat.

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Nach Nizza und Berlin nun Stockholm: In der schwedischen Hauptstadt ist ein Mann mit einem Lastwagen in eine Menge gerast und hat mehrere Menschen getötet. Etliche weitere wurden verletzt. Ministerpräsident Stefan Löfven sagte am Freitag im schwedischen Fernsehen, alles deute auf eine Terrortat hin: "Schweden ist angegriffen worden."

Löfven verurteilte die Tat als "verabscheuungswürdig". "Schweden wird sich nicht durch diese abscheulichen Mörder einschüchtern lassen", sagte der Premier. "Es fühlt sich so furchtbar an, was passiert ist. Unschuldige Menschen sind getroffen worden." Ziel des Terrorismus sei es, die Demokratie zu untergraben. "Aber so ein Ziel wird in Schweden nie erreicht werden."

"Unsere Botschaft wird immer sein: Ihr könnt uns nicht unterdrücken. Ihr könnt nicht über unser Leben bestimmen. Ihr werdet niemals gewinnen", fügte Löfven an Terroristen gerichtet hinzu.

Festgenommener steuerte Lkw nicht

Nach dem Lkw-Anschlag in Stockholm fahndet die Polizei weiter nach dem Täter. Ein am Freitagabend in einem Vorort von Stockholm festgenommener Mann sei nicht derjenige, der den Lkw durch eine Menschenmenge in der Innenstadt gesteuert habe, erklärte ein Polizeisprecher bei einer Pressekonferenz.
 Der Festgenommene hat sich nach Angaben der Polizei am Abend in einem Geschäft auffällig verhalten. Deshalb sei eine Polizeistreife auf ihn aufmerksam geworden und habe ihn festgenommen. Die Person stimme mit dem Mann überein, der auf einem Bild unweit des Tatorts aufgetaucht war. "Wir haben eine Anzahl von Personen kontrolliert, die interessant waren, und vor einer Weile eine Person festgenommen, an der wir besonders interessiert sind", hieß es.

Der festgenommene Mann könnte nach Angaben der Polizei Komplizen gehabt haben. Die Polizei wollte sich nicht dazu äußern, ob der Mann bereits vorher im Visier der Ermittler stand.
 

© Reuters
Foto: Reuters

Vier Tote, 15 Verletzte

Am Freitagnachmittag war in der schwedischen Hauptstadt ein Lastwagen in einer großen Einkaufsstraße zunächst in eine Menschenmenge und dann in ein Kaufhaus gerast. Vier Menschen wurden nach vorläufigen Angaben getötet, 15 verletzt.

 

Der mutmaßliche Anschlag weckt Erinnerungen an die Terrorattacken von Berlin und Nizza. Kurz vor Weihnachten 2016 hatte der 24-jährige Tunesier Anis Amri einen gekaperten Lastwagen in einen Weihnachtsmarkt auf dem Berliner Breitscheidplatz gelenkt und zwölf Menschen getötet. Im Juli 2016 raste der 31 Jahre alte Tunesier Mohamed Lahouaiej Bouhlel mit einem Lkw auf dem Strandboulevard in Nizza in eine Menschenmenge. 86 Menschen starben. Die Terrormiliz IS reklamierte beide Anschläge für sich.

© APA

Karte: Hier ereignete sich der Vorfall

Anschlag mit Brauerei-Lkw

Der Lastwagen gehört Medienberichten zufolge der Brauerei Spendrups. Ein Sprecher sagte einem Radiosender, der Fahrer habe gerade ein Restaurant beliefern wollen. Er sei hinten am Laster gestanden, um ihn aufzuschließen, als ein Maskierter vorne in die Fahrerkabine gesprungen und weggefahren sei. Der Brauerei-Fahrer habe vergeblich versucht, den Mann zu stoppen. Die Ermittler kündigten auf ihrer Pressekonferenz an, den Fahrer nun zu befragen. Einzelheiten zum Hergang kurz vor der Tat machten sie jedoch nicht.

Die Polizei rief die Bevölkerung auf, nicht ins Zentrum der schwedischen Hauptstadt zu fahren. Die Sicherheitskräfte zeigten erhöhte Präsenz und bewachten besonders gefährdete Plätze im ganzen Land. "Es ist wichtig für uns, eventuelle weitere Angriffe zu verhindern", sagte ein Polizeisprecher. Medienberichte über Schüsse an verschiedenen Plätzen der Stadt bestätigten die Ermittler nicht.

Öffentliche Gebäude für Bürger geöffnet

Wichtige Gebäude in der Innenstadt riegelten die Sicherheitskräfte ab, darunter den Gebäudekomplex Rosenbad, Sitz der schwedischen Regierung, das Parlamentsgebäude (Reichstag) und das Königsschloss. Auch die Züge im Stockholmer Zentrum standen zwischenzeitlich still. Polizeihubschrauber kreisten über dem Zentrum, schwerbewaffnete Polizisten bezogen Stellung. Alle Kinos und viele Theater in Stockholm und Umgebung stellten ihr Abendprogramm ein.

Die Stadt Stockholm öffnete öffentliche Gebäude für Bürger, die aufgrund von Verkehrsbehinderungen nicht mehr nach Hause kommen können. Das meldeten die Stadt und der schwedische Kriseninformationsdienst "Krisinformation". Mehrere öffentliche Gebäude in der Hauptstadt sowie eine Schule stünden den Bürgern am Abend offen. Wegen des mutmaßlichen Anschlags ist der Verkehr von U-Bahnen, Bussen und Zügen im Zentrum Medienberichten zufolge stillgelegt worden.

Der schwedische König Carl Gustav zeigte sich entsetzt: "Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien", erklärte das Staatsoberhaupt.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sagte in Brüssel: "Ein Angriff auf einen unserer Mitgliedsstaaten ist ein Angriff auf uns alle." EU-Ratspräsident Donald Tusk twitterte: Schweden könne auf jede erdenkliche Hilfe bauen. "Mit dem Herzen bin ich an diesem Nachmittag in Stockholm." Die Vereinten Nationen verurteilten den mutmaßlichen Anschlag in der schwedischen Hauptstadt Stockholm.

"Entsetzliche, verabscheuungswürdige Tat"

Bundespräsident Alexander Van der Bellen nannte den mutmaßlichen Terroranschlag eine "entsetzliche, verabscheuungswürdige Tat". "Mein Mitgefühl ist bei den Opfern und ihren Angehörigen", schrieb er auf Facebook. Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) schrieb auf Facebook: "Fürchterliche Nachrichten aus Schweden. (...) Unsere Gedanken sind bei den Hinterbliebenen der Opfer." Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) schrieb auf Facebook: "Ich verurteile den hinterhältigen Terroranschlag (...) Unsere Gedanken sind bei den Opfern, ihren Familien und Freunden. Wir trauern mit ihnen." Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) zeigte sich "tief betrübt über die tragischen Ereignisse" in Stockholm. "Stehen in dieser Stunde der Trauer SWE-Freunden bei; werden allen Formen des Terrorismus gemeinsam begegnen", formulierte er auf Twitter.

Der burgenländische ÖVP-Klub war zum Zeitpunkt des Gewaltakts gerade zu Besuch in Stockholm. Er habe die Ereignisse "hautnah" miterlebt, berichtete Landesparteiobmann Thomas Steiner im Gespräch mit der APA. Er und etwa 20 weitere Mitreisende seien gerade in einem Restaurant eine Straße weiter gewesen, als sie "viel Bewegung" und "laufende Menschen" auf der Straße bemerkt hätten. Hubschrauber seien gekreist und er habe gesehen, wie eine verletzte Frau vorbeigetragen wurde, erzählte der Parteichef. Polizei und Soldaten hätten alles abgesperrt und sie seien ins nahegelegene Hotel geschickt worden. Von den Mitreisenden sei niemand betroffen. "Wir haben Glück gehabt", so der Parteichef.

oe24 berichtet LIVE über die aktuellen Ereignisse

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