"Staatsfernsehen"

Straches Erzfeind: Böhmermann bekommt eigene ZDF-Show

12.12.2019

Strache Erzfeind und Moderator der ZDFneo-Show "Neo Magazin Royal" – Jan Böhmermann weiß, wie man Wirbel macht: Jetzt ist er im Hauptprogramm des ZDF zu sehen.

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© Getty Images
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Jan Böhmermann hat seinen Willen bekommen. Immer wieder kokettierte der Moderator mit dem Nischendasein seiner TV-Show "Neo Magazin Royale", die auf dem kleinen Kanal ZDFneo ihre Heimat hatte. Dass er seine Zukunft im Hauptprogramm sah, hat er nie verheimlicht. So kommt es nun: Böhmermann wechselt ins große ZDF, wo er bisher nur in der Wiederholung zu sehen war.
 
Wie die neue Show heißen und aussehen wird, ist nach Angaben des Senders noch vollkommen offen. Böhmermann selbst sagt, man sei gerade noch dabei herauszufinden, wie man die "kleine, dreckige Spartenshow" inhaltlich für das ZDF anpassen könne. Losgehen soll es im Herbst 2020.
 
Fest steht allerdings, dass mit Donnerstag (12. Dezember, 22.15 Uhr, ZDFneo) erst mal Schluss ist mit dem "Neo Magazin Royale", das 2013 als "Neo Magazin" startete. Böhmermann hat sich und die Show seitdem zur Marke gemacht. Wie? Mit kontroversen Aktionen, die weit über die Nische hinaus Gesprächsstoff wurden. 
 

Böhmermann-Kontroversen: Ein Überblick

 
Ibiza-Affäre: Die Geschichte um das sogenannte Ibiza-Video ist wohl Böhmermanns größter Coup mit - soweit bekannt - kleinstem eigenen Zutun. In den heimlich erstellten Aufnahmen spricht der damalige FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache mit einer angeblichen russischen Oligarchen-Nichte über Formen politischer Einflussnahme. Als es im Mai 2019 publik wird, muss Strache zurücktreten. Die türkis-blaue Regierungskoalition zerbricht. Böhmermann hatte allerdings schon im April im Rahmen einer Preisverleihung in Wien Andeutungen zu dem Fall gemacht: Er soll das Video bereits gekannt haben. Sein genaues Wissen bleibt allerdings im Dunkeln. Als alle auf eine Enthüllung in der Show hoffen, nutzt er die Aufmerksamkeit für ein Lied über Europa. Nun arbeitet der deutsche Satiriker in Zusammenarbeit mit dem Regisseur David Schalko an einer Verfilmung der Affäre.
 
SPD-Chef: "Ich, Jan Böhmermann, möchte Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands werden" - im August 2019 kommt der Satiriker mit einer markigen Ankündigung aus seiner Sommerpause. Die SPD hatte entschieden, ihre Mitglieder über die künftige Parteispitze abstimmen zu lassen - und Böhmermann springt dankbar auf den Zug auf. Während die anderen Kandidaten brav über das Land ziehen, um für sich zu werben, produziert Böhmermann zu Hause fleißig Schlagzeilen wie "Offiziell: Böhmermann nun SPD-Mitglied in Köthen". Spoiler: Am Ende wird er nicht SPD-Chef.
 
Vera-Fake: Ausnahmsweise mal ein großer Böhmermann-Streich ganz ohne Politik-Bezug. Im Mai 2016 zeigt der Moderator, wie sein Team Schauspieler in die RTL-Kuppelshow "Schwiegertochter gesucht" einschleust, die als biertrinkender Vater "Rene" und Sohn "Robin" - ein "einsamer Eisenbahnfreund" - auftreten. Sender, Produktion und Moderatorin Vera Int-Veen sitzen dem Schabernack komplett auf. RTL räumt "Fehler im Bereich der redaktionellen Sorgfaltspflicht" ein.
 
Erdogan-Gedicht: Die Böhmermann-Aktion, die mit Abstand die höchsten Wellen schlug. Im März 2016 liest der Moderator in seiner Sendung das Gedicht "Schmähkritik" vor. In einem Lied hatte sich zuvor das Satire-Magazin "extra 3" (NDR) über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan lustig gemacht und diplomatische Verstimmungen verursacht. Böhmermann aber setzt noch einen drauf. Mit grobschlächtigen Reimen will er - wie er sagt - den Unterschied zwischen erlaubter Satire und verbotener Schmähkritik verdeutlichen. Erdogan schäumt, die deutsche Bundesregierung machte den Weg für ein Strafverfahren gegen Böhmermann frei. Über Tage bestimmt die Affäre die Agenda. In der Hochphase taucht Böhmermann ab, zeitweise steht er sogar unter Polizeischutz. Im Rückblick sagt er: "Geile Nummer – schade, dass sie von mir ist."
 
Varoufake: Im März 2015 gaukelt Böhmermann vor, ein umstrittenes Video mit dem damaligen griechischen Finanzminister Gianis Varoufakis gefälscht zu haben. Günther Jauch hatte den Politiker zuvor in seiner Talkshow mit einem Clip konfrontiert, auf dem zu sehen war, wie Varoufakis Deutschland symbolisch den ausgestreckten Mittelfinger zeigte. Böhmermann suggerierte, den "Stinkefinger" in den Clip montiert und als Fake-Video - von langer Hand geplant - in die Welt gesetzt zu haben. Die Gaukelei ist so perfekt, dass danach wirklich heillose Verwirrung herrscht.
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