Hunderte Tote befürchtet

Taifun "Mangkhut" wütet in Ostasien

16.09.2018

Die Zahl der Toten durch den zerstörerischen Taifun "Mangkhut" auf den Philippinen ist weiter gestiegen.

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Viele Todesopfer und Verletzte, erhebliche Schäden an Gebäuden und Straßen: Taifun "Mangkhut" hat am Wochenende auf seinem Weg durch Südostasien seine Zerstörungskraft voll entfaltet. Besonders hart traf der bisher stärkste Wirbelsturm des Jahres die Philippinen, wo bis zu 100 Tote befürchtet wurden.
 
Ein Erdrutsch habe eine von Bergwerksarbeitern bewohnte Baracke unter sich begraben, sagte der Bürgermeister der Stadt Itogon im Norden des Landes am Sonntag im philippinischen Radio - in dem Haus hätten sich mindestens 40 Menschen aufgehalten. 32 weitere Bewohner seiner in Stadt seien wahrscheinlich ebenfalls ums Leben gekommen. Zuvor hatten die Behörden 29 Tote gemeldet.
 
Auch in China hielt "Mangkhut" die Menschen in Atem: Große Teile der Südküste sowie die Millionenmetropole Hongkong kamen am Sonntag beinahe vollständig zum Stillstand. Fernsehsender zeigten Bilder von überfluteten Straßen und starken Regenfällen, die sich über der Region entluden. Heftiger Wind riss Bäume um, zerstörte Fensterscheiben und brachte Baugerüste zum Einsturz.
 

Bereits 65 Todesopfer

Nach Behördenangaben stieg die Zahl der Todesopfer auf 65, nachdem in der Nacht zum Montag im Ort Itogon weitere Leichen nach einem massiven Erdrutsch entdeckt wurden. Ein Polizeisprecher sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass weitere 43 Menschen vermisst würden.

Mehr als 3 Millionen Menschen evakuiert

Mehr als 155.000 Menschen befinden sich demnach weiter in Notunterkünften. Der Taifun war von den Philippinen kommend am Sonntag weiter zum chinesischen Festland gezogen. In der Provinz Guangdong wurden zwei Tote gemeldet. Mehr als drei Millionen Menschen waren vorsorglich in Sicherheit gebracht und zehntausende Fischerboote zurück in die Häfen beordert worden.

Hongkong im Ausnahme-Zustand

Der Sturm wütete auch in Hongkong. Nach Angaben der Behörden verursachte der Taifun "schwere und großflächige Schäden". Mehr als 300 Menschen wurden in der Metropole verletzt. Am Montag begannen in der Stadt die Aufräumarbeiten. Schulen blieben geschlossen, der öffentliche Nahverkehr war stark beeinträchtigt.

Rettung sucht im Schlamm nach Todes-Opfer

Unter Schlamm und Schutt suchen Rettungsteams im Norden der Philippinen nach Dutzenden Opfern von Taifun "Mangkhut". Rettungskräfte in der Stadt Itogon gruben am Montag mit Schaufeln und Hacken in dem Schlamm, der mit Steinen, umgestürzten Bäumen und Schutt vermischt ist. Eine Schlammlawine, ausgelöst durch heftige Regenfälle, begrub hier eine Unterkunft von Bergbauarbeitern unter sich.

Die eingesperrten Leute sind zu 99% tot

Laut Bürgermeister Victorio Palangdan hielten sich 40 bis 50 Menschen in dem Gebäude auf: "Wir glauben zu 99 Prozent, dass die eingesperrten Leute tot sind", sagte er. "Wir machen weiter, bis wir alle Körper gefunden haben." Itogon liegt in der Provinz Benguet im Norden des südostasiatischen Landes, 198 Kilometer nördlich der Hauptstadt Manila.

49 Menschen werden noch vermisst

Nach Regierungsangaben sind auf den Philippinen mindestens 65 Menschen durch den Taifun gestorben, der die Philippinen am Samstag heimgesucht hat. Weitere 49 wurden vermisst. In China hat "Mangkhut" mindestens vier Menschen in den Tod gerissen.

Nähere Informationen zum Geschehen:

Hunderte Flüge wurden gestrichen, der Nahverkehr eingeschränkt und zehntausende Menschen in Sicherheit gebracht. Die Hongkonger Zeitung "South China Morning Post" zeigte auf ihrer Website Bilder einer geräumten Hotellobby in der Stadt, die von Wasser überflutet wurde. Allein in Hongkong wurden demnach mehr als 100 Menschen mit Verletzungen behandelt. Auch fiel für etwa 7.000 Haushalte in der Stadt zeitweise der Strom aus.
 
Die Behörden warnten vor schwereren Verwüstungen als bei Taifun "Hato", der die Region im vergangenen Jahr getroffen und allein in der bekannten Casino- und Vergnügungsstadt Macau zehn Todesopfer gefordert hatte. Am Sonntag standen wieder ganze Straßenzüge der chinesischen Sonderverwaltungszone unter Wasser. Behörden hatten bereits am Vorabend die Schließung sämtlicher Casinos angeordnet.
 
Auf den Philippinen stammten 24 der Opfer aus der im Norden des Landes liegenden Region Cordillera, darunter eine sechsköpfige Familie, deren Haus in Baguio durch einen Erdrutsch verschüttet wurde. Eine vierköpfige Familie wurde in der Provinz Nueva Vizcaya getötet, ebenfalls durch einen Erdrutsch. In der Provinz Kalinga wurde ein Mann von einem herabstürzenden Felsbrocken getötet.
 
Einige der Opfer hätten sich der Anweisung zur Evakuierung widersetzt, sagte Regierungsberater Francis Tolentino bei einem Besuch von Präsident Rodrigo Duterte in Tuguegarao - eine der am härtesten getroffenen Städte. "Alle Behörden haben ihr Möglichstes getan, um die Evakuierungen voranzutreiben, aber einige Regionen sind wirklich sehr abgelegen." Am Montag werde man damit beginnen, die Strom- und Wasserversorgung wiederherzustellen.
 
Im Norden des Inselstaats waren dutzende Straßen und Brücken wegen Erdrutschen, Überschwemmungen sowie umgestürzten Bäumen und Masten unpassierbar. Straßen waren übersät von Dachteilen, Glasscherben und abgerissenen Kabeln, wie Bilder in sozialen Medien zeigten.
 
Samstagfrüh war der Taifun begleitet von starken Regenfällen mit voller Wucht im Norden der Philippinen auf Land getroffen, knapp 400 Kilometer nördlich der Hauptstadt Manila. Dabei schwächte er sich mit Windgeschwindigkeiten von 170 Kilometern pro Stunde etwas ab. Böen erreichten 285 Kilometer pro Stunde.
 
Mehr als vier Millionen Menschen waren nach Angaben der Behörden vom Samstag ohne Strom. Insgesamt sollen mehr als fünf Millionen Menschen von dem Sturm betroffen sein. Das Rote Kreuz der Philippinen ging sogar von bis zu zehn Millionen aus.
 
Die Philippinen werden jedes Jahr von etwa 20 Taifunen heimgesucht. Einer der stärksten der vergangenen Jahre war "Haiyan" im November 2013. Damals starben mehr als 6.300 Menschen, mehr als vier Millionen verloren ihr Zuhause.
 
"Mangkhut" ist nach Einschätzung des Rückversicherers Munich Re weit gefährlicher für die Bevölkerung als der Sturm "Florence" an der US-Ostküste. "Humanitär ist "Mangkhut" das ernstere Ereignis", sagte Ernst Rauch, Leiter der Klimaforschung des weltgrößten Rückversicherers.
 

Caritas Österreich unterstützt Soforthilfe

Die Caritas Philippinen hilft mit Nahrungsmitteln, Trinkwasser und Hygieneartikeln. In einem nächsten Schritt wird Material für Reparaturen an Unterkünften an die Menschen verteilt. Mit 20.000 Euro Soforthilfe unterstützte Caritas Österreich die Maßnahmen.
 
Jedes Jahr werden die Philippinen von zahlreichen starken Wirbel-und Tropenstürmen getroffen. "Vor allem seit dem schrecklichen Taifun 'Haiyan' 2013 ist die Caritas mit Hilfsprojekten und Katastrophenvorsorge vor Ort tätig", sagte Christoph Schweifer, Auslandshilfechef der Caritas Österreich am Montag. "Das bedeutet, dass etwa Evakuierungszentren gebaut wurden, die jetzt in der Notsituation den Menschen Zuflucht bieten."
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