Afghanistan

Tote bei Selbstmordanschlag von US-Visite

09.03.2013

Neun Tote in Kabul während des Besuches von US-Verteidigungsminister Hagel.

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Bei einem Selbstmordanschlag während des Besuchs von US-Verteidigungsminister Chuck Hagel in Afghanistan sind am Samstag neun Zivilisten getötet worden. Es gab 13 Verletzte, darunter zwei Mitarbeiter des afghanischen Verteidigungsministeriums, wie die Polizei in Kabul mitteilte. Bei einem weiteren Selbstmordattentat im Osten des Landes wurden den Behörden zufolge acht Kinder und ein Polizist getötet.

Der Anschlag in Kabul ereignete sich vor dem Verteidigungsministerium. Nach Ministeriums- und NATO-Angaben zündete der Attentäter seine Bombe etwa 30 Meter vom Haupteingang entfernt. Nach der Detonation waren Schüsse zu hören. Mehrere Autos wurden durch die Explosion beschädigt, Straßen in der Umgebung wurden abgeriegelt.

Hagel hielt sich zum Zeitpunkt des Anschlags in einer US-Einrichtung in Kabul auf. Mitreisende Journalisten wurden informiert, dass keine Gefahr für den Minister bestanden habe. Laut Pentagon war Hagel während des Anschlags in einer Besprechung, die ohne Unterbrechung fortgeführt worden sei.

Zu dem Anschlag bekannten sich die radikalislamischen Taliban. Ihr Sprecher, Sabiullah Mujahid, bezeichnete den Anschlag in einem Telefonat mit der Nachrichtenagentur AFP als "Botschaft" an Hagel. "Dies war kein direkter Anschlag, um ihn zu treffen, aber wir wollten eine Botschaft aussenden, dass wir immer in der Lage sind, Kabul zu treffen, auch wenn der oberste US-Verteidigungsbeamte dort ist", sagte Mujahid.

Nach Angaben der Taliban wurden bei dem Anschlag "15 ranghohe Beamte des Verteidigungsministeriums" getötet, "viele weitere" seien verletzt worden. Die Taliban geben häufig zu hoch gegriffene Opferzahlen an.

Hagel war am Freitag zu einem unangekündigten Besuch in Afghanistan eingetroffen, bei dem es um den Abzug der internationalen Truppen bis Ende 2014 geht. Mitreisenden Journalisten sagte er, vor dem Abzug gebe es noch zahlreiche Herausforderungen. "Wir sind noch immer im Krieg in Afghanistan." Der Abzug müsse "richtig" und in Zusammenarbeit mit den Afghanen und den Verbündeten erfolgen.

Afghanische Einsatzkräfte übernehmen schrittweise die Kontrolle des Landes. Es gibt Befürchtungen, dass mit dem Abzug der ausländischen Truppen eine zunehmende Instabilität um sich greifen könnte. Die Taliban bekämpfen seit Jahren die Regierung in Kabul sowie die internationalen Truppen. Die Angriffe auf einheimische Kräfte nahmen zuletzt stark zu.

Bei einem Selbstmordanschlag, der sich gegen afghanische und internationale Soldaten an einem Kontrollposten im Osten des Landes richtete, wurden am Samstag acht Kinder und ein Polizist getötet. Der Attentäter habe seinen Sprengsatz neben einem Kontrollpunkt afghanischer und internationaler Einsatzkräfte in der Stadt Khost gezündet, wie der Gouverneur der gleichnamigen Provinz erklärte.

Unterdessen wurde eine für Samstag geplante Zeremonie zur Übergabe des Gefängnisses Bagram an die Afghanen abgesagt. Nach Angaben der NATO gibt es noch immer keine abschließende Übereinkunft über den Transfer verdächtiger Aufständischer.

Die USA hatten die umstrittene Haftanstalt bei Kabul bereits im September offiziell übergeben. Dabei wurden mehr als 3.000 Gefangene ausgehändigt. Das Schicksal Hunderter Gefangener blieb aber vorerst strittig. US-Beamte warnten, einige Gefangene drohten erneut, sich dem islamistischen Kampf anzuschließen.

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