Skandal-Buch

Trump: Schock nach Wahlsieg

07.01.2018

Aufreger-Buch: Das sind die ersten brisanten Passagen

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US-Autor ­Michael Wolff versetzt mit seinem Enthüllungsbuch Fire and Fury (dt. „Feuer und Zorn“) über den US-Präsidenten nicht nur das Weiße Haus in Aufruhr. Inzwischen diskutiert die ganze Welt das 336-Seiten-Werk. Trump tobt und kontert. Er wirft Wolff vor, ein Buch „voller Lügen“ geschrieben zu haben. Der Journalist sei „ein totaler Versager“, so Trump via Twitter. Er habe „Geschichten erfunden, um sein wirklich langweiliges und verlogenes Buch zu verkaufen“.

Serie. Trump wollte das Werk stoppen. Das ist misslungen. ÖSTERREICH bringt die besten Passagen daraus als Serie.

 

 

Die ersten brisanten Passagen

Am Nachmittag des 8. November 2016 saß Donald Trumps Strategin Kellyanne Conway im Wahlkampfbüro im New Yorker Trump Tower. Die Amerikaner waren am Zug. US-Wahltag: Trump oder Hillary Clinton, wer würde die Supermacht führen? ­Sicher nicht Trump, war Conway sich sicher. Doch ihre Laune war bestens. Die quirlige Blondine, die bei TV-Auftritten lächelnd dreiste Ungeheuerlichkeiten verbreitete, hatte bereits ihre neue Karriere als TV-Expertin geplant, ja sogar Vorstellungs­gespräche geführt.

Trump: »Ich bin von lauter Volltrotteln umgeben«

Keine Ahnung. Überhaupt: Es war, als hätte niemand in Trumps Umfeld an einen Sieg geglaubt – auch der Kandidat selbst nicht. Fast schien der ganze Wahlkampf so kon­zipiert, dass ein Sieg ausgeschlossen sei: Trump ließ sich von Familienmitgliedern, wie Tochter Ivanka und Schwiegersohn Jared Kushner, beraten oder von dubiosen Figuren, wie Roger Stone, Michael Flynn, Paul Manafort und Steve Bannon. Gemein hatten sie nur eines: Keiner hatte eine Ahnung vom Politgeschäft. Trump selbst beschwerte sich immer wieder: „Wir sind alle Loser. All unsere Mitarbeiter sind fürchterlich, keiner weiß, was er tut. Hillary hat lauter Winner-Typen. Sie hat die Besten, wir haben die Schlechtesten.“ Michael Wolff schreibt: „Trump beschimpft sein gesamtes Team als Idioten: ‚Ich bin von Volltrotteln umgeben!‘“

Lieber News-TV-Sender 
als Sieg und Weißes Haus

Karriere. Alle jedoch wussten, dass sie am Ende trotz ­einer Niederlage berühmter wären. Insgeheim dachten sie: Dieser Mann wird niemals Präsident werden! Autor Michael Wolff im Aufregerbuch: „Es gab faktisch keine echte Kampagne und keine echte Organisation, im besten Fall regierte in seinem Team das blanke Chaos.“

Auch Trump selbst war oft völlig abwesend: „Als ihm einmal ein Helfer die US-Verfassung vorlas, nickte er nach dem 4. Zusatzartikel ein.“ Doch nicht nur die Mitarbeiter zweifelten, auch Trump zauderte: „Oft schien es, als hätte er nie vorgehabt oder ­jemals daran geglaubt, wirklich ins Oval Office einzuziehen.“

Selbst beim Geld knauserte Trump: „Der Kandidat, der sich selbst als zehnfachen Milliardär bezeichnet, wollte nicht einmal eigenes Geld in seinen Wahlkampf investieren“, so aussichtslos sah er die Lage.

Auch in der heißen Phase des Wahlkampffinales redete er öfter über seine Pläne nach dem Wahltag. Er wolle einen rechtspopulistischen News-TV-Sender gründen, betonte er. Die perfekte Ausrede für einen Misserfolg hatte er ebenfalls in der Schublade: „Die krumme Hillary und die Machteliten hätten die Wahl gestohlen“, war die Argumentationsschiene.

Callgirl. Seine Frau Melania schien die Einzige, die einen Sieg für möglich hielt. Dennoch graute ihr davor – schon im Wahlkampf kursierten Nacktfotos und Gerüchte, sie sei früher in New York ein Callgirl gewesen. Als die ersten Nacktbilder auftauchten, beklagte sich Melania bei ihrem Mann: „Ist das die Zukunft? Das ertrage ich so nicht.“

Trump hatte sie immer beruhigt: Am Wahltag wäre das alles vorbei! Überhaupt führte das Paar eine seltsame Ehe: Sie lebten in getrennten Flügeln des dreistöckigen Penthouse, begegneten sich oft tagelang nicht. Trump sah sie als reine „Trophäenfrau“.

Wahlabend: »Trump sah aus wie ein bleicher Geist«

Schock. Am Wahltag umringten sie Trump – alle mit Plänen für ihre Karriere nach der Niederlage: Jared und Ivanka würden ihren Ruhm als internationales Promipaar ausnützen, Bannon würde zum Führer der „Tea Party“ werden, Conway TV-Dauergast – und Melania könnte sich wieder mit Freundinnen zum Brunch treffen.

Als plötzlich Hochrechnungen einen Sieg Trumps für möglich hielten, wurde es angespannt: „Trump sah aus wie ein bleicher Geist“, beschreibt der Autor. Melania weinte, aber nicht vor Freude. Trump war verwirrt, doch rasch streckte er seine Brust raus: „Ich bin Präsident!“ Kommentar des Autors Michael Wolff: „Wenn ich sagen würde, Trump wusste gar nichts über die intellektuelle Herausfor­derung des Jobs, dann wäre das eine extreme Untertreibung.“

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