Franziskus ist tot
Welt trauert um Papst "vom Ende der Welt"
21.04.2025Der erste nichteuropäische Papst seit dem Tod des in Syrien geborenen Papstes Gregor III. (741) hatte ein ereignisreiches Leben.
Vatikanstadt. Die Welt trauert um Franziskus, dem "Papst vom anderen Ende der Welt". Der als Jorge Mario Bergoglio geborene Argentinier, dessen Pontifikat zwölf Jahre lang gedauert hat, ist als "Papst der Rekorde", Bahnbrecher und Reformer in die Geschichte eingegangen. Nicht nur war er der erste lateinamerikanische Papst in der Kirchengeschichte. Er war auch der erste Pontifex, der den Namen Franziskus gewählt hat.
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Der 88-jährige Franziskus war außerdem der erste Jesuit, der zum Papst aufgerückt ist, und der erste Pontifex, der einen zurückgetretenen Vorgänger - den im Dezember 2022 verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. - hatte. Der erste nichteuropäische Papst seit dem Tod des in Syrien geborenen Papstes Gregor III. (741) hatte ein ereignisreiches Leben.
1936 als Einwanderersohn in Buenos Aires geboren
Jorge Mario Bergoglio wurde am 17. Dezember 1936 als eines von fünf Kindern italienischer Einwanderer in Buenos Aires geboren. Sein Vater Mario stammte aus Portacomaro, einer 2.000-Seelen-Gemeinde im norditalienischen Piemont, aus dem er als Kind in den 1920-Jahren ausgewandert war. Deshalb hatte der künftige Papst neben der argentinischen auch die italienische Staatsbürgerschaft. Nach dem Diplom als Chemie-Ingenieur entschied sich Bergoglio mit 21 Jahren für den Priesterberuf und trat in den Jesuitenorden ein. Er studierte Philosophie und Theologie und lehrte währenddessen Literatur und Psychologie.
Gesundheitsprobleme plagten den künftigen Papst seit seiner Jugend. Im 21. Lebensjahr, kurz vor der Priesterweihe, hätte ihn eine Lungenentzündung fast das Leben gekostet. Durch die Entfernung eines Teils seiner Lunge und die psychische Unterstützung durch seine Mitseminaristen überlebte er. Bereits mit 33 Jahren, im Dezember 1969, stieg er zum Jesuiten-Provinzial Argentiniens auf.
Seine Amtszeit fiel in die Zeit der argentinischen Militärdiktatur (1976-83). Von 1980 bis 1986 war Bergoglio Rektor der Theologischen Hochschule von San Miguel. Seit 1992 Weihbischof in Buenos Aires, ernannte ihn Johannes Paul II. im Sommer 1997 zum Erzbischof-Koadjutor und im Februar 1998 zum Erzbischof der Hauptstadt-Diözese. 2001 wurde Bergoglio in das Kardinalskollegium aufgenommen. Von November 2005 bis Anfang November 2011 war er Vorsitzender der Argentinischen Bischofskonferenz.
Bergoglio lebte stets bescheiden
Bergoglio selbst lebte in seinen Jahren als Priester und Bischof Bescheidenheit vor und bewohnte statt seiner Bischofsresidenz ein schlichtes Appartement. Er ging selbst im Supermarkt einkaufen und liebte lange Spaziergänge durch seine Heimatstadt. Statt mit dem Dienstagwagen fuhr er mit dem Bus. Darüber hinaus hatte er den Ruf, Liebhaber der Oper, von griechischen Klassikern sowie der Stücke von William Shakespeare und der Romane von Fjodor Dostojewski zu sein.
Bereits 2005 wäre Bergoglio fast zum Nachfolger Petri gewählt worden. Er konnte nach dem Tod von Papst Johannes Paul II. damals beim Konklave laut Berichten bis zu 40 der 115 Stimmen auf sich vereinen. Erst sein Rückzug zugunsten des erstgereihten Kardinals Joseph Ratzinger machte dessen Wahl mit großer Mehrheit möglich.
Bergoglios Wahl zum Pontifex im März 2013 sorgte weltweit für Überraschung, da er damals nicht zum Kreis der Favoriten zählte. Kaum jemand hatte mit einem Papst "vom anderen Ende der Welt" gerechnet, wie sich der Argentinier bei seinem ersten Auftritt auf dem Petersplatz selbst bezeichnete. Mit Herzlichkeit, einem strahlenden Lächeln und humorvoller Bescheidenheit hat Papst Franziskus in seinem Pontifikat laut Beobachtern nicht nur die Herzen von Millionen Gläubigen erobert, sondern auch strenge Vatikan-Kritiker besänftigt. Damit hat er den Stil des Vatikans revolutioniert und viele Reformen durchgesetzt.
Der Papst aus Argentinien war ein Mann der Gesten. Ob er sich auf der Loggia des Petersdoms verbeugte, um ein Segensgebet der Gläubigen entgegenzunehmen, ob er einen durch Krankheit entstellten Mann umarmte oder den Anführern südsudanesischer Bürgerkriegsparteien die Füße küsste, um sie um Frieden zu bitten. Unvergessen bleibt seine Andacht zu Beginn der Pandemie mit dem erstmals überhaupt sakramental erteilten Segen "Urbi et orbi" am 27. März 2020 auf dem dunklen, verregneten, völlig leeren Petersplatz. Auf demselben Petersplatz, auf dem viele Gläubige jetzt von Franziskus Abschied nehmen werden.