Wahlkampf

Obama auf Überraschungsbesuch in Afghanistan

19.07.2008

Der demokratische Präsidentschaftskandidat landete am Samstag in Kabul. Zwei weitere Senatoren begleiten ihn.

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Der demokratische US-Präsidentschaftsbewerber Barack Obama ist am Samstag im Rahmen einer mehrtägigen Nahost- und Europareise, mit der er sein außenpolitisches Profil schärfen will, in Afghanistan eingetroffen. Die US-geführten Koalitionstruppen teilten mit, Obama habe bei seinem ersten Afghanistan-Besuch amerikanische Soldaten im unruhigen Osten des Landes besucht.

Treffen von US-Soldaten
Am Flughafen der Stadt Jalalabad habe er US-Soldaten getroffen. Obama sowie die Senatoren Jack Reed und Chuck Hagel seien auf dem Stützpunkt Bagram nördlich von Kabul außerdem vom Kommandanten der Koalitionstruppen und der Internationalen Schutztruppe ISAF in der Ostregion, General Jeffrey J. Schloesser, über die Lage informiert worden.

In Bagram angekommen
Obama war am Morgen in Bagram angekommen, dem größten US-Militärstützpunkt am Hindukusch. Nach Angaben des US-Senders CNN hatte er zuvor kurz bei US-Truppen in Kuwait Zwischenstation gemacht. In Ostafghanistan waren am vergangenen Sonntag bei einem Angriff der radikalislamischen Taliban auf einen US-Außenposten neun amerikanische Soldaten getötet worden. Die Verluste gehörten zu den schwersten der Amerikaner in Afghanistan seit dem Sturz der Taliban Ende 2001. Die Internationale Schutztruppe ISAF gab den Stützpunkt in der Provinz Kunar kurz nach dem Angriff der Aufständischen auf.

Treffen mit Karzai geplant
Nach Angaben des Nachrichtensenders Al Jazeera ist ein Treffen Obamas mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karzai an diesem Sonntag geplant. Das Programm wurde aus Sicherheitsgründen geheim gehalten. Die Sicherheitslage in Afghanistan hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch verschlechtert. Obama hat bereits angekündigt, im Falle eines Wahlsiegs im November die Truppen dort weiter zu verstärken.

Mehr Soldaten nach Afghanistan?
In einem von der "New York Times" am vergangenen Montag veröffentlichten Schreiben Obamas hatte es geheißen, der designierte Präsidentschaftskandidat wolle 10.000 weitere US-Soldaten nach Afghanistan schicken. Angesichts der zunehmenden Gewalt in Afghanistan bräuchten die Soldaten stärkere Unterstützung, meinte der Senator aus Illinois. "Als Präsident würde ich eine neue Strategie verfolgen und damit beginnen, mindestens zwei weitere Kampfbrigaden zur Unterstützung unserer Mission in Afghanistan bereitzustellen."

Israel und Jordanien stehen am Programm
In den nächsten Tagen wird Obama auch in Israel und in Jordanien erwartet. Am Donnerstag trifft er in Berlin ein. Auch London und Paris stehen auf dem Programm seiner Reise. Über einen Besuch im Irak wird weiter spekuliert. Die Einzelheiten der Reise wurden aus Sicherheitsgründen bis zuletzt geheim gehalten. Obama wird sich bei seinen Gesprächen in den Hauptstädten erstmals detailliert zu seinen außenpolitischen Vorstellungen äußern. Gegner des schwarzen Senators werfen ihm Unerfahrenheit in internationalen Fragen vor.

Fanmeile in Berlin
Bei seiner Berlin-Visite soll Obama nach dpa-Informationen abends um 19.00 Uhr vor der Siegessäule reden. Für seinen öffentlichen Auftritt soll laut einem Bericht der "Berliner Zeitung" (Samstag) eine Art Fanmeile aufgebaut werden. Den Auftritt des US-Politikers sollten so viele Menschen wie möglich verfolgen können. Deshalb werden dem Bericht zufolge auf der Straße des 17. Juni zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor Großleinwände wie zuletzt zur Fußball-EM aufgebaut. Vorgesehen sei, dass Obama etwa eine Stunde lang spricht.

McCain kritisiert Besuch
Der außenpolitische Berater des designierten republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain hat den geplanten Berlinbesuch Obamas heftig kritisiert. "Obama hält seine transatlantische Grundsatzrede in Berlin, bevor er überhaupt mit britischen und französischen Politikern gesprochen hat. Vielleicht sogar, bevor er deutsche Politiker trifft", sagte McCain-Berater Randy Scheunemann dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". "Es ist klar, dass er deren Gedanken nicht berücksichtigen will. Es ist eine Wahlkampf-Show".

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