US-Wahlkampf

Rudolph Giuliani - Krisenmanager nach 09/11

21.12.2007

Rudolph Giuliani ist aus dem Rennen um das Weiße Haus ausgeschieden. New Yorks ehemaliger Bürgermeister warf das Handtuch.

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© AP Photo/Chuck Burton
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Rudolph Giuliani zehrt noch immer von seinem Ruf als Krisenmanager, den er sich in seinen letzten Tagen als Bürgermeister von New York nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 erworben hat. Er wurde damals zum "Bürgermeister Amerikas". Sein Ansehen reichte weit über die Landesgrenzen hinaus. Die britische Königin schlug ihn zum Ritter, und in Deutschland erhielt er den Deutschen Medienpreis "für seine Zivilcourage, menschliche Größe und kämpferischen Patriotismus" nach den Anschlägen auf das World Trade Center.

Hartes internes Rennen bei Republikanern
In landesweiten Umfragen liegt der 63-jährige gelernte Jurist im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur seiner Republikanischen Partei kurz vor Beginn der Vorwahlen noch knapp voran. "Erprobt und jetzt bereit" für das höchste Staatsamt der USA, so präsentiert er sich auf Wahlversammlungen.

In New York aufgeräumt
Dabei war er in seiner achtjährigen Amtszeit als New Yorker Bürgermeister nicht immer so beliebt wie nach dem 11. September 2001. Mit seinem Scheidungsskandal ein Jahr zuvor und seinem zugleich harten Vorgehen gegen die "Unmoral" machte er sich kaum Freunde. Sein Durchgreifen gegen die Kriminalität brachte den New Yorkern zwar größere Sicherheit. Kritiker warfen Giuliani jedoch vor, mit seinem Kurs auch die Meinungsfreiheit unterdrückt zu haben. Misshandlungs- und Rassismusvorwürfe sowie Prozesse gegen Polizisten machten Giuliani weiter stark zu schaffen.

Auch der Kunstszene New Yorks dürfte der damalige Rathauschef zutiefst suspekt gewesen sein: Er versuchte, dem Brooklyn-Museum die Finanzen zu kappen, weil er eine Ausstellung mit einer in Scheiben geschnittenen Kuh und einem von Elefantendung umgebenen Porträt der Jungfrau Maria viel zu "unanständig" fand.

"Held des 11. Septembers"
"Wenn der 11. September nicht gewesen wäre, würde man sich an Giuliani als herausragenden Bürgermeister mit außergewöhnlichen Schwächen erinnern", meint Giuliani-Biograf Andrew Kirtzman, "jemand, der zwar New York City wiederbelebt hat, aber seinem Ruf mit seinem Benehmen auch geschadet hat."

Als Giuliani 1993 nach einem vergeblichen Versuch die Wahlen zum Bürgermeister der demokratisch dominierten Metropole gewann, versprach er Sicherheit und höhere Lebensqualität. Die Verbrechensrate sank stetig - die Morde gingen zwischen 1993 und 2000 sogar um 65 Prozent zurück. Das reichte Giuliani allerdings nicht aus für eine saubere Stadt: Unter dem Motto "Null Toleranz" verscheuchte er Drogenverkäufer und aufdringliche Straßenhändler, ersetzte Sexshops durch neue Geschäfte. Selbst die Graffitis auf den U-Bahn-Waggons verschwanden zusehends.

Private Entgleisungen
Bei seiner Wiederwahl 1997 galt Giuliani zwar als der Mann, der die "unregierbare City" gezähmt hatte. Die Polizeiskandale, Vorwürfe eines einseitig auf Sicherheit gerichteten Kurses und private Entgleisungen trübten jedoch zunehmend das Bild. 2000 fiel der Rückhalt in der Bevölkerung auf nur knapp über 30 Prozent. Dann kam der 11. September und Giuliani wurde wegen seines besonnenen und zugleich entschlossenen Handels zum Held der Amerikaner.

Viele der Negativschlagzeilen aus seiner Bürgermeisterzeit holen Giuliani im Präsidentschaftswahlkampf inzwischen aber wieder ein. Und viele der New Yorker Feuerwehrleute, die nach den Terroranschlägen bis zum Umfallen versucht haben, noch Menschenleben zu retten, wehren sich gegen die Instrumentalisierung der Anschläge in Giulianis Wahlkampf.

Giuliani sei eigentlich kein Politiker, sagte der Historiker Fred Siegel einmal über ihn. "Das ist es, was so positiv an ihm ist und zugleich so negativ."

Giuliani hat sich Ende Jänner aus dem Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner zurückgezogen. Gleichzeitig empfahl er seinen Anhängern, Senator John McCain aus Arizona zu wählen. McCain sei der am besten qualifizierte Kandidat, um der nächste Präsident der Vereinigten Staaten zu werden, erklärte Giuliani in Simi Valley im US-Staat Kalifornien.

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