"Cloud Seeding"
Wetter-Steuerung: China erschafft erfolgreich künstlichen Regen per Drohne
06.05.2025In einem abgelegenen Gebiet im Westen Chinas wurde im Jahr 2023 ein ungewöhnlicher Test durchgeführt. Chinesische Wissenschaftler wollten untersuchen, ob es möglich ist, künstlich mehr Regen entstehen zu lassen.
Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden zwar erst im April 2025 bekannt gemacht, sie zeigen jedoch: Es funktioniert – zumindest unter bestimmten Bedingungen.
Künstlicher Regen: Das genau wurde gemacht
Im Juli 2023 führten chinesische Forscher in der westlichen Region Xinjiang (China) ein Experiment durch, bei dem sie mithilfe eines chemischen Stoffes namens Silberiodid künstlich Regen erzeugen wollten. Wie die South China Morning Post berichtet, gelang es ihnen, rund 70.000 Kubikmeter mehr Regen zu erzeugen, als es unter normalen Wetterbedingungen zu erwarten gewesen wäre. Zum Vergleich: Das entspricht etwa 30 olympischen Schwimmbecken oder rund 700 Millionen Litern Wasser.
Eingesetzt wurden dafür nur etwa ein Kilogramm Silberiodid – ein gelbliches Pulver, das bei der sogenannten "Wolkenimpfung" genutzt wird. Dieses wurde in Fackeln montiert und von Drohnen in einer Höhe von etwa 5.500 Metern über dem Bayanbulak-Grasland freigesetzt.
So funktioniert diese Technik
Das Prinzip dahinter nennt sich „Cloud Seeding“. Dabei wird Silberiodid in bestehende Wolken gebracht. Die Substanz hilft dabei, Wassertröpfchen in der Wolke zu größeren Tropfen zu verbinden, die dann als Regen zu Boden fallen. Üblicherweise wird die Chemikalie mit Flugzeugen ausgebracht, in diesem Fall kamen allerdings Drohnen zum Einsatz.
Ziel der Maßnahme war es, die vorhandene Feuchtigkeit in der Atmosphäre besser nutzbar zu machen. Der Effekt war laut den Forscherinnen und Forschern auch messbar: Eine statistische Auswertung basierend auf Wetterdaten der letzten 50 Jahre zeigte, dass durch das Cloud Seeding 78.200 Kubikmeter mehr Niederschlag erzeugt wurden. Das entspricht einer Zunahme von etwa 4 Prozent. Eine zuvor durchgeführte Computersimulation hatte eine Regenmenge von 73.800 Kubikmetern vorhergesagt – ein nahezu identisches Ergebnis.
Darum wurde der Test in Xinjiang durchgeführt
Xinjiang liegt im Westen Chinas und gehört zu den trockensten Gegenden des Landes. Teile der Wüsten Gobi und Taklamakan (China) befinden sich dort. Gleichzeitig ist das Gebiet stark von Gletschern im Tianshan-Gebirge abhängig, die durch die Erderwärmung schrumpfen. Laut Messungen verringert sich die Fläche dieser Eiskappen jedes Jahr um bis zu 3 Quadratkilometer. Das Schmelzwasser ist die wichtigste Wasserquelle für rund 25 Millionen Menschen in der Region.
Versuche schon früher
Ja, sowohl in China als auch in anderen Ländern wurden bereits ähnliche Experimente durchgeführt. China setzte diese Technik etwa bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking (China) ein, um Regen während der Eröffnungsfeier zu verhindern. Auch in Russland kommt diese Methode regelmäßig zum Einsatz, beispielsweise vor großen Militärparaden in Moskau (Russland), um das Wetter zu beeinflussen.
Der Atmosphärenforscher Blaž Gasparini sagte dazu in einem früheren Interview mit dem Technikmagazin futurezone, dass Silberiodid sich gut für diese Methode eignet, da es leicht Wolken bildet und in geringen Mengen als weniger bedenklich gilt als andere Stoffe.
Wetter-Beeinflussung auch in Österreich
Auch in Österreich wird versucht, das Wetter auf ähnliche Weise zu beeinflussen. Hier wird das sogenannte „Cloud Seeding“ hauptsächlich zur Hagelabwehr verwendet. Dabei wird ebenfalls Silberiodid in Wolken eingebracht, um viele kleine Eispartikel zu erzeugen, die dann nicht zu großen Hagelkörnern heranwachsen.
Das zeigen internationale Studien
Studien aus dem Westen der Vereinigten Staaten (USA) konnten einen Anstieg des Niederschlags nach Wolkenimpfungen um 1 bis 5 Prozent feststellen. Auch wenn 5 Prozent zunächst wenig erscheinen, kann das bei knappen Wasserressourcen große Auswirkungen haben – zum Beispiel, wenn dadurch ein Wasserkraftwerk mehr Wasser speichern kann. In wirtschaftlicher Hinsicht kann sich das durchaus lohnen.