Jeder Fünfte

T-Mobile Austria baut 300 Mitarbeiter ab

14.11.2007

Jeder fünfte Mitarbeiter muss gehen. Gewerkschaft und Management verhandeln derzeit. Die GPA droht mit Protesten.

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Österreichs zweitgrößter Mobilfunkbetreiber T-Mobile Austria plant einen rigorosen Mitarbeiterabbau. Von den zuletzt 1.650 Jobs soll rund ein Fünftel wegfallen, hieß aus Unternehmenskreisen am Mittwoch. Die Rede war von über 300 Betroffenen.

Am Donnerstag werden 131 Mitarbeiter beim Arbeitsmarktservice zur Kündigung angemeldet. Die übrigen 169 sollen über einen längeren Zeitraum nach ihrem natürlichen Abgang nicht nachbesetzt werden. Auch ein Sozialplan ist im Gespräch.

Mittleres Management fliegt
Jobs abgebaut werden sollen vor allem im mittleren Management, also in der Verwaltung und in Bereichen, wo es Überschneidungen mit dem Personal des 2006 übernommenen Konkurrenten tele.ring gibt. Der operative Bereich, etwa Call-Center und Shops sollen nicht betroffen sein.

Betriebsrat und Management verhandeln offenbar noch.

Deutsche Mutter spart
Der T-Mobile-Mutterkonzern Deutsche Telekom verfolgt derzeit einen harten Sparkurs. Bis 2010 will der Konzern rund 5 Mrd. Euro einsparen. Im Zuge dessen sollten nach bisherigen Plänen bis 2008 konzernweit 32.000 Stellen wegfallen. Es dürften aber mehr werden.

Parallel dazu laufen Auslagerungen und Kooperationen mit externen Firmen. Dadurch sollen noch einmal mehr als 35.000 Mitarbeiter den Konzern verlassen.

tele.ring ließ Personal wachsen
T-Mobile Austria hatte erst im Vorjahr den Konkurrenten tele.ring übernommen. 450 tele.ring-Mitarbeiter wechselten damals in die T-Mobile-Zentrale. Erst heuer im dritten Quartal hat T-Mobile die Integration abgeschlossen. Neo-Chef Robert Chvatal hatte trotzdem zunächst nur von einer Senkung des Personalstands auf 1.600 Mitarbeiter bis 2009 gesprochen.

Viele Mitarbeiter sind schon mehr oder weniger freiwillig abgegangen. Laut "Format" waren es heuer gut hundert Mitarbeiter, darunter Geschäfts- und Bereichsleiter.

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Neue Sparwelle rollt
Die jetzige Kündigungswelle ist nicht die erste bei T-Mobile. Schon 2004 hatte T-Mobile in einer Sparwelle 230 Mitarbeiter abgebaut. In der Hochzeit waren T-Mobile und tele.ring zusammen auf rund 2.500 Mitarbeiter gekommen.

Gewerkschaft erwägt Proteste
Die Gewerkschaft der Privatangestellten droht mit Protesten gegen den geplanten Jobabbau. Laut Vize-Bundesgeschäftsführer Karl Proyer gibt es aus der Zeit der Übernahme von tele.ring noch einen "ordentlichen Sozialplan". Der sei aber nur "die zweitbeste Lösung".

"Die beste Lösung wäre, wenn das österreichische Management mehr Initiative zur Erhaltung der Arbeitsplätze zeigen würde und die deutsche Mutter mehr Fantasie hätte als die Streichung von Jobs, damit die Zahlen stimmen", so der Proyer.

Viel zu viel Arbeit
Die Arbeitsbelastung bei T-Mobile habe in allen Bereichen ein Ausmaß angenommen, dass nicht mehr tolerierbar sei. Zum Teil würden die Beschäftigten bis zu 15 Stunden am Tag arbeiten. "Wir stellen uns langsam die Frage, ob die permanente Überschreitung der Arbeitszeitgrenzen noch akzeptabel ist", warnte der Gewerkschafter das Management.

Der harte Preiskampf im österreichischen Mobilfunk habe zu einer "Hire and Fire"-Situation geführt. Proyer sieht auch den Telekom-Regulator gefordert, in das Preisdumping einzugreifen.

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