Wegen Audi und BMW

Mercedes drückt bei neuen Autos aufs Tempo

16.04.2013

U.a. sind standardisierte Fahrzeug-Plattformen und Computertechnik geplant.

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© Daimler AG
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Mercedes drückt bei der Entwicklung neuer Pkw-Modelle aufs Tempo und will mit kürzeren Entwicklungszeiten Geld sparen. Dafür sollen vor allem standardisierte Fahrzeug-Plattformen und Computertechnik sorgen, wie Daimler-Forschungschef Thomas Weber Interview mit Reuters sagte. "Die Entwicklungszeiten werden wir weiter verkürzen - drei bis fünf Monate sind hier potenziell noch möglich", sagte Weber.

Digitale Modelle statt echten Prototypen
Bisher musste das endgültige Design und die technische Ausstattung eines Autos rund 35 Monate vor dem Marktstart feststehen. Zudem setze Daimler im Prototypen-Bau künftig verstärkt auf digitale Modelle, womit sich ein weiteres Jahr einsparen lasse. Bisher dauerte es von der ersten Idee für ein neues Modell bis zum Produktionsanlauf rund 60 Monate.

An Audi und BMW vorbeiziehen
Die Schwaben wollen bei Mercedes bis 2014 die Kosten um rund 2 Mrd. Euro senken und effizienter werden, um die davongezogenen Wettbewerber BMW und Audi spätestens bis 2020 bei Absatz und Rendite überholen zu können. Derzeit hat der einst unangefochtene Marktführer in der Oberklasse die älteste Produktpalette. Für mehr Schwung sollen viele neuen Mercedes-Modelle sorgen, die künftig auf nur noch zwei Plattformen basieren und schneller vom Band rollen sollen. Dank der Zeitersparnis durch digitale Prototypen und die Fahrzeug-Plattformen könnten die bis 2020 geplanten 13 komplett neuen Mercedes-Benz-Modelle mit der gleichen Mannschaft entwickelt werden, rechnete Weber vor. Zum Vergleich: VW kalkuliert, dass durch standardisierte Plattformen mit möglichst vielen gleichen Bauteilen - und geringeren Materialkosten - die Ausgaben um bis zu 20 Prozent sinken - im Schnitt gut 1.500 Euro pro Auto.

Ausweitung der Plattformstrategie
"Die größte Chance liegt darin, auf einer gemeinsamen Plattform mehr Fahrzeug-Derivate auf den Markt zu bringen und damit schneller und individueller als bisher auf Trends und Kundenwünsche reagieren zu können", sagte der Forschungschef. Mit der größeren Vielfalt verringern die Autohersteller auch das Risiko, mit einem Modell mal nicht den Kundengeschmack zu treffen: In der gerade angelaufenen Kompaktwagen-Baureihe mit Frontantrieb will Daimler fünf Mercedes-Modelle anbieten, auf der Nachfolge-Plattform würden es deutlich mehr, stellte Weber in Aussicht. Alle Mercedes-Fahrzeuge mit Heckantrieb - einschließlich der Sport- und Geländewagen - sollen bis 2018 ebenfalls auf einer Plattform basieren. Zusammen mit Renault entwickelt Daimler zudem für die Kleinstwagen Smart und Twingo eine dritte Plattform. Bisher basierte die Pkw-Palette von Daimler auf sechs Baukästen.

Kommt ein A1-Gegner?
Bei der von Audi mit dem Einstiegsmodell A1 forcierten Ausweitung der Palette nach unten in das Kleinwagen-Segment zögert Daimler aus Furcht um die Gewinnmargen. Zwischen der Kompaktwagen- und der Smart-Plattform bleibe nicht mehr viel Luft, sagte der Forschungschef. "Wir schauen uns natürlich an, ob die Lücke dazwischen noch die rentable Basis für ein weiteres Fahrzeug sein könnte", sagte der Manager. Dazu gebe es Überlegungen, aber keine Entscheidungen. "Zunächst konzentrieren wir uns im Kompaktwagensegment auf unsere aktuelle Plattform mit Frontantrieb und quer eingebautem Motor", sagte Weber.

Mehr E-Autos und Hybrid-Modelle
Um die weltweit immer schärfer werdenden Klimaschutzvorgaben zu erfüllen, muss Daimler als Hersteller von PS-starken und schweren Autos sein Augenmerk auch auf elektrische Antriebe richten. "Weder in Europa noch in den USA oder China lassen sich die geplanten CO2-Vorgaben ohne einen nennenswerten Anteil an Hybrid- und Elektrofahrzeugen erreichen", sagte Weber. "Allein mit der Verbesserung der Aerodynamik und verbrauchsärmeren konventionellen Antrieben werden irgendwann die Grenzen des technisch Machbaren erreicht sein."

Bei Oberklasse-Fahrzeugen, die 2012 rund die Hälfte des Mercedes-Absatzes in Höhe von 1,3 Millionen Pkw ausmachten, könnte diese Grenze bei 115 bis 120 Gramm CO2 pro Kilometer liegen, rechnete der Manager vor. In der EU soll der CO2-Grenzwert ab 2020 auf 95 Gramm sinken. Daher habe Daimler alle Mercedes-Pkw ab der C-Klasse aufwärts so konzipiert, dass diese auch mit Hybrid-Antrieb oder als Plug-In-Hybrid zum Laden an der Steckdose angeboten werden könnten. Über den Absatzerfolg in der von Toyota dominierten Nische macht Daimler keine Angaben. Die meisten Hybrid-Fahrzeuge würden derzeit in China und Westeuropa verkauft.

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