Infineon holt US-Finanzinvestor Apollo ins Boot

10.07.2009

Der US-Finanzinvestor Apollo will mit bis 700 Mio. Euro beim verlustträchtigen Chiphersteller Infineon einsteigen. Das Geld soll dem Unternehmen aus Neubiberg bei München vor allem zur Tilgung von Schulden dienen, wie Infineon mitteilte. Österreichweit sind an den Standorten Villach, Klagenfurt, Graz, Linz und Wien rund 2.900 Mitarbeiter für Infineon tätig.

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Apollo will bis zu 29,99, mindestens aber 15 Prozent übernehmen und den Aufsichtsratschef stellen, um ausreichend Einfluss auf Infineon nehmen zu können. Der neue Investor begreift sein Engagement als langfristig. "Wir haben großes Vertrauen in Infineon. Wir stehen hinter dem Management und seiner Langfriststrategie", sagte ein Sprecher.

Insgesamt soll die geplante Kapitalerhöhung Infineon bis zu 725 Millionen Euro in die Kasse spülen. Die neuen Aktien werden zu je 2,15 Euro ausgegeben, 17 Prozent unter dem Schlusskurs vom Donnerstag. Dennoch hielten sich Infineon an der Börse mit 2,70 Euro 4,7 Prozent im Plus. Apollo habe sich verpflichtet, bis zu 326 Millionen neue Aktien zu zeichnen, soweit sie nicht von den Altaktionären bezogen werden, teilte Infineon mit. Diese können von nächster oder übernächster Woche an für je neun Papiere vier neue beziehen.

Bedingung für den Einstieg der Amerikaner ist, dass sie im Zuge der Kapitalerhöhung auf mindestens 15 Prozent an Infineon kommen - sonst haben sie sich den Rückzug vorbehalten. Größter Aktionär von Infineon ist bisher der Fonds Dodge & Cox mit 10,03 Prozent. Insgesamt liegen 43 Prozent der Anteile in neun Paketen institutioneller Investoren.

Infineon dürfte mit dem Einstieg die Refinanzierungssorgen los sein, wie DZ-Bank-Analyst Harald Schnitzer sagte. Er habe nur mit einer Kapitalerhöhung um 300 Mio. bis 500 Mio. Euro gerechnet. Mit dem frischen Geld sollen eine im Juni 2010 fällige Wandelanleihe über 522 Mio. Euro und eine Umtauschanleihe über 48 Mio. Euro zurückgezahlt werden, die im August 2010 getilgt werden muss. Infineon hatte Anfang der Woche bereits 250 Mio. Euro mit dem Verkauf des Geschäfts mit Chips für die Festnetz-Telekommunikation an den Fonds Golden State Capital erlöst. Die Sparte galt als Tafelsilber. Kreisen zufolge hatte Infineon zuletzt erwogen, Staatsbürgschaften über bis zu 750 Millionen Euro zu beantragen, um die Schulden zu tilgen.

Neuer Aufsichtsratschef

Nächster Aufsichtsratschef von Infineon könnte Finanzkreisen zufolge Manfred Puffer werden. Der frühere Banker (WestLB, HVB, Bear Stearns) und Kirch-Manager arbeitet für Apollo. Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley hatte seinen Rückzug für die nächste Hauptversammlung Anfang 2010 angekündigt. Der Wechsel könnte nun vorgezogen werden. In das auf zwölf von 16 Mitglieder verkleinerte Gremium will Apollo zwei Vertreter schicken.

Der Einstieg bei Infineon ist eines der größten Engagements eines Finanzinvestors in Deutschland in diesem Jahr. Dass sich Apollo mit einer Minderheitsposition begnügt, ist ungewöhnlich. Doch für mehr fehlt es der Branche derzeit an Möglichkeiten zur Beschaffung von Fremdkapital. Die bis zu 700 Mio. Euro, die Apollo in Infineon investiert, stammen Kreisen zufolge vollständig zufolge aus eigenen Fonds. Kürzlich hatte Apollo beim Baustoffhersteller Monier ("Braas") zusammen mit zwei anderen Fonds die Mehrheit übernommen, indem sie am Markt gekaufte Schulden in Eigenkapital wandelten und damit den bisherigen Eigentümer PAI Partners verdrängten.

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