Ex-Magna-Chef im Interview

Sigi Wolf krempelt Russlands Industrie um

18.01.2011

Topmanager Siegfried Wolf spricht über seinen neuen Arbeitsalltag in Russland.

Zur Vollversion des Artikels
© REUTERS/Ralph Orlowski
Zur Vollversion des Artikels

Neben der Maschinenbausparte Russian Machines mit dem Autohersteller Gaz gehört zu Sigi Wolfs russischem Imperium die gesamte Bausparte in Deripaskas Firmenkonglomerat: vom Wohnungs- über Gleis-, Straßen- und Tunnelbau bis zur Infrastruktur für Olympia in Sotschi. Rund 210.000 Mitarbeiter hat Wolf in Russland.

ÖSTERREICH: Herr Wolf, was war in den ersten Wochen Ihr größter Erfolg in Russland?
Sigi Wolf: Ein sehr großer Erfolg war vor Weihnachten die Vereinbarung mit Daimler über die Fertigung des Mercedes-Benz-Transporters Sprinter bei Gaz. Das bringt auch Zugriff auf Technologie und ist Signal für die Öffnung von Märkten, die den Russen nicht so leicht zugänglich sind.

ÖSTERREICH: Dabei helfen Ihre internationalen Kontakte aus der Autoindustrie?
Wolf: Natürlich, da gibt es langjähriges Vertrauen.

ÖSTERREICH: Die Autos sind aber nur ein Teil Ihres Russland-Engagements …
Wolf: Ja. Oleg Deripaska ist ein Sammler, der viel unter sein Dach geholt hat. Das zu restrukturieren und transparente Strukturen zu schaffen, ist meine Hauptbeschäftigung. Und da wir unseren Strabag-Anteil jetzt wieder haben, setzen wir die nächsten Schritte dieser Partnerschaft. Außerdem geht es mir um den Aufbau einer Unternehmenskultur, wo die Mitarbeiter sich mit der Firma identifizieren – das ist es ja, was uns bei Magna gut durch die Krise gebracht hat.

ÖSTERREICH: Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Wolf: Ich bin 3–4 Tage in der Woche in Russland, habe eine Wohnung im Zentrum von Moskau. Ab 8 Uhr bin ich im Büro, die ersten Termine sind gegen 10, das geht durch bis 19, 20 Uhr. Natürlich bin ich auch viel unterwegs – wir bauen ja im ganzen Land: Moskau, St. Petersburg, Sotschi, Irkutsk …

ÖSTERREICH: Man hört viel über Korruption …
Wolf: Mit der Anwendung internationaler Standards und Bilanzierungsregeln wird in Russland jetzt alles transparenter. Und der neue Moskauer Bürgermeister hat beinharte Konsequenzen bei Unregelmäßigkeiten angekündigt.

ÖSTERREICH: Wie groß ist der „Kulturschock“ für einen österreichischen Manager, in Russland zu arbeiten?
Wolf: Vieles dauert länger dort. Ich bin zäh und ausdauernd, aber dort muss ich mich mehr in Geduld üben, was nicht ganz meine Stärke ist. Und: Als Ausländer in Russland muss man in einer Position mit Entscheidungsgewalt sein – was ich ja bin.

ÖSTERREICH: Können Sie schon Russisch?
Wolf: Ich lerne, u.a. im Flugzeug. Ab Februar habe ich auf Flügen statt eines Flugbegleiters einen Russischlehrer.

ÖSTERREICH: Und haben Sie einen Bodyguard?
Wolf: Ja, das gehört einfach dazu. Überall, wo ich hingehe, ist er dabei.
 

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel