Ex-Magna-Chef im Interview

Sigi Wolf krempelt Russlands Industrie um

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Topmanager Siegfried Wolf spricht über seinen neuen Arbeitsalltag in Russland.

Neben der Maschinenbausparte Russian Machines mit dem Autohersteller Gaz gehört zu Sigi Wolfs russischem Imperium die gesamte Bausparte in Deripaskas Firmenkonglomerat: vom Wohnungs- über Gleis-, Straßen- und Tunnelbau bis zur Infrastruktur für Olympia in Sotschi. Rund 210.000 Mitarbeiter hat Wolf in Russland.

ÖSTERREICH: Herr Wolf, was war in den ersten Wochen Ihr größter Erfolg in Russland?
Sigi Wolf: Ein sehr großer Erfolg war vor Weihnachten die Vereinbarung mit Daimler über die Fertigung des Mercedes-Benz-Transporters Sprinter bei Gaz. Das bringt auch Zugriff auf Technologie und ist Signal für die Öffnung von Märkten, die den Russen nicht so leicht zugänglich sind.

ÖSTERREICH: Dabei helfen Ihre internationalen Kontakte aus der Autoindustrie?
Wolf: Natürlich, da gibt es langjähriges Vertrauen.

ÖSTERREICH: Die Autos sind aber nur ein Teil Ihres Russland-Engagements …
Wolf: Ja. Oleg Deripaska ist ein Sammler, der viel unter sein Dach geholt hat. Das zu restrukturieren und transparente Strukturen zu schaffen, ist meine Hauptbeschäftigung. Und da wir unseren Strabag-Anteil jetzt wieder haben, setzen wir die nächsten Schritte dieser Partnerschaft. Außerdem geht es mir um den Aufbau einer Unternehmenskultur, wo die Mitarbeiter sich mit der Firma identifizieren – das ist es ja, was uns bei Magna gut durch die Krise gebracht hat.

ÖSTERREICH: Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Wolf: Ich bin 3–4 Tage in der Woche in Russland, habe eine Wohnung im Zentrum von Moskau. Ab 8 Uhr bin ich im Büro, die ersten Termine sind gegen 10, das geht durch bis 19, 20 Uhr. Natürlich bin ich auch viel unterwegs – wir bauen ja im ganzen Land: Moskau, St. Petersburg, Sotschi, Irkutsk …

ÖSTERREICH: Man hört viel über Korruption …
Wolf: Mit der Anwendung internationaler Standards und Bilanzierungsregeln wird in Russland jetzt alles transparenter. Und der neue Moskauer Bürgermeister hat beinharte Konsequenzen bei Unregelmäßigkeiten angekündigt.

ÖSTERREICH: Wie groß ist der „Kulturschock“ für einen österreichischen Manager, in Russland zu arbeiten?
Wolf: Vieles dauert länger dort. Ich bin zäh und ausdauernd, aber dort muss ich mich mehr in Geduld üben, was nicht ganz meine Stärke ist. Und: Als Ausländer in Russland muss man in einer Position mit Entscheidungsgewalt sein – was ich ja bin.

ÖSTERREICH: Können Sie schon Russisch?
Wolf: Ich lerne, u.a. im Flugzeug. Ab Februar habe ich auf Flügen statt eines Flugbegleiters einen Russischlehrer.

ÖSTERREICH: Und haben Sie einen Bodyguard?
Wolf: Ja, das gehört einfach dazu. Überall, wo ich hingehe, ist er dabei.
 

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