Arbeiterkammer

Equal Pay Day: Ab Sonntag arbeiten Frauen "gratis"

30.10.2025

Österreich gehört beim Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männern im EU-Vergleich zu den Schlusslichtern. Der Gender Pay Gap – das ist die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen – liegt bei 18,3 Prozent pro Stunde.   

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© Getty Images (Symbolbild)
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18,3 Prozent pro Stunde verdienen Frauen im Schnitt weniger als Männer in Österreich. Umgerechnet aufs Jahr bedeutet das: Ab 2.11.2025 arbeiten Frauen in Österreich „gratis“.   

"Allianz für Lohntransparenz NEU"

Eine breite „Allianz für Lohntransparenz NEU“ fordert jetzt eine effektive Umsetzung der EU-Lohntransparenz-Richtlinie.

Die EU-Entgelttransparenzrichtlinie muss bis Juni 2026 in die nationale Gesetzgebung der EU- Mitgliedstaaten umgesetzt werden.

„Dieses Ziel effektiv zu erreichen und ein wirksames Gesetz auf den Weg zu bringen, war der Motor, die Allianz für Lohntransparenz NEU ins Leben zu rufen, ein österreichweites und breites Bündnis aus mittlerweile 25 Organisationen “, sagt Eva-Maria Burger, Leiterin der Abteilung Frauen- und Gleichstellungspolitik in der AK Wien.

AK-Expertin: "Einkommen aus Tabuzone holen"

„Die Allianz holt das Thema Einkommen aus der Tabuzone: Sie bietet eine Plattform für Vernetzung und Wissensaustausch und steht Politik und Wirtschaft als Ansprechpartnerin zur wirksamen Umsetzung zur Verfügung. Sie fordert mehr Offenheit, klare Regeln und die aktive Rolle von Management und stärkere Einbeziehung der Betriebsräte, um faire Bezahlung für alle zu sichern. Denn nur Transparenz schafft Gerechtigkeit“, sagt Eva-Maria Burger.

Viel Flurfunk, wenig Fakten: So wenig wissen Beschäftigte über ihr Gehalt

Eine aktuelle repräsentative Umfrage mit 2.500 Befragten von L&R Sozialforschung zeigt, dass eine große Mehrheit der Betriebe oder Dienststellen nicht über das Einkommen spricht.

Nur rund 41 Prozent der Befragten geben an, dass Gespräche über Gehälter stattfinden – 59 Prozent hingegen sprechen nicht über das Thema.

„Ein Drittel der Befragten hat gar keine Kenntnis über die Einkommen der Kolleg:innen. Knapp die Hälfte hat eine ungefähre Kenntnis. „Das bedeutet, dass ein Drittel der Arbeitnehmer:innen nicht weiß, ob sie gleichen Lohn für gleiche Arbeit bekommen, wie er laut Gleichbehandlungsgesetz vorgeschrieben ist“, so Eva-Maria Burger.

„Knapp die Hälfte der Befragten kann nur vermuten, ob eine Lohndiskriminierung vorliegt oder nicht, diese aber nicht beweisen. Auch Arbeitnehmer:innen in kleineren Betrieben haben überwiegend keine Transparenz und damit keine Garantie, dass tatsächlich gleicher Lohn für gleiche Arbeit bezahlt wird“, so Eva-Maria Burger. „Transparenz hingegen bringt neuen Schwung in die Diskussion über gleichen Lohn für gleiche Arbeit und schafft die Grundlage für mehr Gerechtigkeit zwischen Frauen und Männern.“ 

Tatsächlich wünschen sich 91 Prozent der Befragten Informationen, welche Überzahlungen, Zulagen, Boni, Prämien und ähnliche Einkommensbestandteile es im Unternehmen gibt.

Und 79 Prozent der Befragten wünschen sich ein Recht auf Informationen über das durchschnittliche Einkommen von Kolleg:innen mit vergleichbarer Arbeit, wie es die Vorgabe der Richtlinie ist.

Die „Allianz für Lohntransparenz NEU“ fordert eine offene Gesprächskultur über Geld im Betrieb und volle Transparenz für alle Entgeltbestandteile (auch schon im Bewerbungsprozess).

Die Allianz für Lohntransparenz NEU setzt sich zusammen aus: AK Burgenland • AK Kärnten • AK Niederösterreich • AK Oberösterreich • AK Salzburg • AK Steiermark • AK Tirol • AK Vorarlberg • AK Wien • Austrian Digital Women’s Network • Equal Pay – Initiative für Einkommensgerechtigkeit • Frauenrat Salzburg • Gewerkschaft Bau-Holz • Gewerkschaft der Post- und Fernmeldebediensteten • Gewerkschaft GPA • Gewerkschaft Öffentlicher Dienst • Gewerkschaft vida • Gleichbehandlungsanwaltschaft • Klagsverband •Netzwerk Frauen- und Mädchenberatungsstellen • Österreichischer Frauenring •Österreichischer Gewerkschaftsbund ÖGB • Österreichischer Städtebund • PRO-GE Frauen •younion _ Die Daseinsgewerkschaft

Es geht auch um existenzielle Sicherheit: Jeder Euro, der Frauen vorenthalten wird, ist ein Euro, der ihnen nicht nur heute fehlt, sondern der auch Auswirkungen auf ihre finanzielle Zukunft hat. „Wir setzen uns für Lohntransparenz ein, weil wir uns für ein selbstbestimmtes
Leben aller Frauen stark machen“, so Sophie Hansal, Geschäftsführerin der Frauen- und Mädchenberatungsstellen. 

„Einkommensgerechtigkeit ist kein Privileg, sondern ein Recht für alle“, betont die gf. ÖGB-Bundesfrauenvorsitzende Christa Hörmann. „Nur wenn sichtbar wird, wer wie viel verdient, kann die Lohnschere geschlossen werden. Die EU-Richtlinie zur Lohntransparenz ist ein
wichtiges Werkzeug für mehr Fairness, Gleichstellung und Gerechtigkeit im Arbeitsleben.“   

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