Eigentümer-Rückzug
Knalleffekt im Handel: Humanic an Slowenen verkauft
27.10.2025Ein Stück österreichische Handelsgeschichte wackelt: Der schwer angeschlagene Schuhriese Humanic wird an slowenische Investoren verkauft. Die Zentrale bleibt in Graz. Der Rettungsplan für die Kultmarke.
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Es ist eine Zeitenwende für den Grazer Schuhriesen Humanic. Die Leder & Schuh AG mit der ikonischen Hauptmarke Humanic wird an die slowenische Investor-Gruppe Advance Capital und den Einzelhändler Mass verkauft. Nach Jahren des Kampfes gegen den Online-Handel und schwachen Konsum zieht sich die Eigentümerfamilie Mayer-Rieckh zurück.
Der Deal, der noch von den Wettbewerbsbehörden genehmigt werden muss, soll im ersten Halbjahr 2026 über die Bühne gehen. Aus dem Zusammenschluss entsteht ein Riese mit über 400 Millionen Euro Umsatz und mehr als 2.300 Beschäftigten.
Der Verkauf kommt nicht von ungefähr. Humanic, einer der ältesten Schuhhändler Europas, steckt in finanziellen Schieflage. Wie aus den Unterlagen hervorgeht, schrieb das Unternehmen mit seinen 210 Filialen in neun Ländern im Jahr 2023 einen massiven Bilanzverlust. Das Unternehmen ist hoch verschuldet, ein Teil der Aktien war seit Jahren an einen Londoner Financier verpfändet. Die Rettung von außen war dringend nötig.
„Fit für die Zukunft“: So soll der Mega-Umbau gelingen
Die neuen Eigentümer versprechen nicht weniger als die Rettung und den Neustart. Humanic-Chef Armin Weger zeigt sich erleichtert und blickt nach vorne: „Unser Ziel ist es, den Schuhhandel fit für die Zukunft zu machen und eine stabile Basis für nachhaltiges Wachstum zu schaffen“, so Weger. „Mit Mass gewinnen wir einen starken und erfahrenen Partner, der unsere Vision teilt, während Advance Capital Partners uns die finanzielle Stabilität bietet.“ Konkret plant die vereinte Gruppe einen Expansionskurs: In den nächsten fünf Jahren sollen rund 60 neue Filialen eröffnet werden.
Neuer Schuh-Gigant: Ziel ist Marktführung in Osteuropa
Aus den beiden Partnern wird ein wahrer Schuh-Gigant. Mass-Chef Saso Apostolovski macht die Ambitionen klar: „Unser Ziel ist klar: Wir wollen der führende Omnichannel-Einzelhändler für Schuhe und Modeaccessoires in Mittel- und Osteuropa werden.“ Die kombinierte Gruppe wird in neun Ländern mit rund 150 Millionen Einwohnern präsent sein. Bis 2029 peilt man einen Jahresumsatz von über 500 Millionen Euro an.
Rettungsanker: Alte Schulden werden alle refinanziert
Ein zentraler Punkt des Deals ist die Entschärfung der finanziellen Altlasten. Ales Sklerak vom Investor Advance Capital Partners gibt Entwarnung: „Im Rahmen der Transaktion werden wir auch alle bestehenden Bankdarlehen der österreichischen Gruppe refinanzieren, was dem Unternehmen eine solide Grundlage für langfristige finanzielle Stabilität bieten wird.“ Das nimmt Humanic den enormen Schuldendruck von der Brust und schafft Luft für die geplanten Investitionen und Expansionen.
Was bleibt? Graz bleibt Hauptsitz, Jobs sollen sicher sein
Für die rund 1.700 Humanic-Mitarbeiter gibt es vorerst gute Nachrichten. Die Zentrale des Unternehmens wird weiterhin in Graz bleiben, Humanic wird als eigenständige Marke innerhalb der Mass-Gruppe weiteroperieren. Mass-Chef Apostolovski betont, dass die Integration sogar neue Karrierechancen für die Belegschaft schaffen werde. Ob alle Jobs dauerhaft safe sind, wird die Zukunft zeigen – der Kurs ist jedoch zunächst einmal auf Wachstum und nicht auf Schrumpfung ausgelegt.