KV-Poker wird hitzig
1,25 % Gehaltsplus ärgert Krankenpfleger und Sozialbetreuer
14.11.2025Nach der ergebnislos zu Ende gegangenen 2. Runde der KV-Verhandlungen der Sozialwirtschaft appellieren die Arbeitgeber an die öffentliche Hand. Die Arbeitnehmer rüsten zum Streik.
Kollektivvertrags-Poker im Handel und im Sozialbereich brachten bisher kein Ergebnis. Weitere Termine sind Ende November angesetzt, die Beschäftigten rüsten sich schon für den Streik.
Lediglich 1,25 Prozent pro Jahr mehr
Die zweite Verhandlungsrunde für die 130.000 Beschäftigten im privaten Gesundheits-, Sozial- und Pflegebereich (Sozialwirtschaft Österreich) wurde von den Gewerkschaften GPA und vida nach Erhalt des Arbeitgeberangebots in der Höhe von 2,5 Prozent auf zwei Jahre unterbrochen. "Das entspricht lediglich 1,25 Prozent pro Jahr", toben die Gewerkschaften. Sie erhöhen den Druck nun deutlich durch Betriebsversammlungen und Kundgebungen.
Demos und Streik-Vorbereitung: "Nicht bereit, Gehaltsverlust hinzunehmen"
Eva Scherz, Verhandlerin für die Gewerkschaft GPA, sagt: „Das Arbeitgeberangebot ist unzureichend und keine Grundlage für ein Weiterverhandeln am heutigen Tag. Offenbar ist den Arbeitgebern der Ernst der Lage nicht bewusst. Unsere Kolleginnen und Kollegen haben Rechnungen zu bezahlen, arbeiten professionell und schwer und sind nicht bereit, Gehaltsverluste hinzunehmen. Wir werden nun österreichweit Betriebsversammlungen in den Unternehmen einberufen, die Beschäftigten informieren und vorsorglich Streikbeschlüsse fassen. Darüber hinaus wird es Kundgebungen im öffentlichen Raum geben. Wir lassen uns nicht mit Almosen abspeisen, die Arbeit in Pflege, Gesundheit und dem Sozialbereich ist mehr wert.“
„Das Angebot der Arbeitgeber liegt massiv unter der Inflationsrate. Die Vorstellung, dass der Sozialbereich, der nach wie vor händeringend Personal sucht und zigtausende Stellen ausgeschrieben hat, nachhaltig funktionieren kann, ohne dass die Gehälter an die Teuerung angepasst werden, ist absurd. Die demografische Entwicklung sorgt dafür, dass es künftig mehr Kolleginnen und Kollegen in unserer Branche braucht. Ohne einen entsprechenden Lohn wird man die nicht finden“, sagt Michaela Guglberger, Verhandlerin für die Gewerkschaft vida.
Arbeitgeber fordern mehr Geld von Bund und Land
Die Arbeitgeber bitten die öffentliche Hand, "ihrer Verantwortung gerecht zu werden" und die Finanzierung sozialer Dienstleistungen langfristig sicherzustellen. Ansonsten würden Schließungen, Jobverluste und der Zerfall der sozialen Infrastruktur drohen, warnte die Sozialwirtschaft am Freitag. Den Gewerkschaften könne man daher "schlicht nicht mehr bieten".
Verwiesen wurde auf massive Budgetkürzungen und eingefrorene Förderungen von Bund und Ländern. "Wenn von dieser Seite - wie etwa auch in Wien - nur eine Anpassung von einem Prozent signalisiert wird, können wir schlicht nicht mehr bieten", so der Vorsitzende der Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ) Erich Fenninger in einer Aussendung. An die Adresse der Gewerkschaften meinte er: "Es geht hier nicht um mangelnde Wertschätzung oder Verhandlungstaktik - das Geld ist schlicht und einfach nicht da." Ziel als Branchenvertretung sei es, die attraktiven Rahmenbedingungen für die Beschäftigten auch in Zukunft zu erhalten. "Doch dafür brauchen wir endlich stabile politische und finanzielle Rahmenbedingungen", so Fenninger.