Viel mehr Fahrgäste
Schienen-Control: Bahnreisen so stark wie nie
10.07.2025Verbesserungen beim Angebot, Taktverdichtungen und neue Verbindungen sorgten für mehr Fahrgäste. ÖBB und Westbahn bauen Flotte aus. Güterverkehr stagnierte.
Die Bahn erfreut sich weiterhin steigender Beliebtheit. Im vergangenen Jahr 2024 haben Verbesserungen beim Angebot und Taktverdichtungen die Zahl der Fahrgäste auf der Schiene auf 348,7 Millionen steigen lassen, das waren um sechs Prozent mehr als 2023, teilte die Regulierungsbehörde Schienen-Control am Donnerstag mit. Im Güterverkehr herrsche zwar reger Wettbewerb, wirtschaftlich stagniere der Sektor allerdings.
Im Personenverkehr hätten vor allem die Inbetriebnahme des Kärntner Abschnitts der Koralmbahn sowie zusätzliche Angebote im Raum Wien für einen Zulauf an Bahnreisenden gesorgt. Verbesserungen habe es auch im überregionalen Verkehr gegeben, etwa mit neuen Verbindungen zwischen Linz und Graz, Wien und Villach und durch zusätzliche Nachtzugverbindungen und verlängerte Westbahn-Verbindungen. Die Personenzugkilometer seien auf einen Rekordwert von 138,5 Millionen gestiegen.
ÖBB bauen Flotte aus
Das Wachstum im Personenverkehr spüren auch die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB). In den vergangenen zwei Jahren habe man Rekorde verzeichnet. Pro Jahr beförderten die ÖBB zuletzt 511 Millionen Fahrgäste, wobei hier Bus- und Bahnreisende im In- und Ausland eingerechnet sind. Daher werde die Flotte stärker aufgestockt als bisher geplant, bis 2030 sollen 40 Railjets der neuen Generation statt der bisher geplanten 27 angeschafft werden. Auch die Nightjet-Flotte werde ausgebaut, 24 der 33 vorgesehenen Züge kommen bis Mitte 2026, teilte das Bahnunternehmen am Donnerstag mit.
Auch die Westbahn baut ihr Angebot kontinuierlich aus, heißt es vom Unternehmen.
Güterverkehr zwar dynamisch, aber mit kaum Wachstum
Der Güterverkehr habe sich zwar "dynamisch" entwickelt und es herrsche reger Wettbewerb, Wachstum sei im Sektor 2024 dennoch ausgeblieben, so die Schienen-Control. Als Gründe dafür nannte die Regulierungsbehörde die trübe konjunkturelle Lage, aber auch internationale Baustellen, Einschränkungen durch Hochwasser und Probleme bei der Beschaffung von Personal sowie Triebfahrzeugen und Güterwagen. "Trotz steigender Anbieterzahl stagniert die Leistung des Schienengüterverkehrs seit Jahren", sagte Schienen-Control-Geschäftsführerin Maria-Theresia Röhsler laut Aussendung. Im Jahresvergleich habe es nur ein leichtes Plus bei den Netto- und Bruttotonnenkilometern gegeben.
Besonders ausgeprägt ist der Güterverkehr auf der Brennerachse. Gemessen an der Netznutzung in Zugkilometern ist dort jeder dritte Zug ein Güterzug. Marktführer im Güterverkehr blieb die zu den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) gehörende Rail Cargo Austria. Ihr Anteil an den Nettotonnenkilometern lag bei 57,3 Prozent (-0,3 Prozent). Dahinter folgten private Bahnunternehmen, unter anderem Ecco-Rail, Lokomotion und CargoServ, mit einem Gesamtanteil von 27,6 Prozent. Auf den Haupttransitachsen (Westachse, Brenner) dominierten private Bahnen 2024 bereits den Güterverkehr.
Behörde sieht verzerrte Rahmenbedingungen zugunsten der Straße
Die Zahl der Anbieter am Markt sei 2024 gestiegen. So seien insgesamt 68 Unternehmen berechtigt gewesen, im ÖBB-Netz Züge zu führen. Auch im grenzüberschreitenden Güterverkehr steige die Zahl der Kooperationspartner, Österreich entwickle sich damit zu einer Drehscheibe im europäischen Schienengüterverkehr. Allerdings sei dazu eine Vereinheitlichung der Regeln auf EU-Ebene und eine flexible Trassenvergabe notwendig, so die Regulierungsbehörde.
In einer Markterhebung der Schienen-Control schnitt der österreichische Schienenverkehr im Vergleich zu den Rahmenbedingungen im europäischen Ausland besser ab. Das zeige sich etwa beim Netzzustand, bei Schulungseinrichtungen sowie der Fahrplanqualität. Konkurrenz mache der Schiene in Österreich vor allem die Straße. Die Regulierungsbehörde ortet hier strukturell verzerrte Rahmenbedingungen zugunsten der Straße, etwa niedrigere Personalkosten und geringere Steuern. Sie kritisiert etwa fehlende Bepreisung externer Kosten bei Lkw- und Flugverkehr.