ATX plus 33% (!)
Wiener Börsenwunder: Doppelt so stark wie Amis und Deutsche
24.11.2025An den Weltbörsen herrscht Nervosität. Der Wiener Aktienmarkt hat die Konkurrenz zuletzt deutlich abgehängt. Heuer stieg der heimische Leitindex ATX um 33% (!)
Kommt noch eine weitere Zinssenkung oder doch keine: Das Rätselraten um den künftigen Zinskurs der US-Zentralbank Federal Reserve (Fed) hält die US-Börsen und damit auch die internationalen Finanzmärkte seit Monaten in Atem, so wie Trumps Zölle.
Aktuell sieht es für Fans von Zinssenkungen – die meist günstig für die Aktienkurse sind – eher schlecht aus: Der lang erwartete US-Arbeitsmarktbericht für September, der erst jetzt veröffentlicht wurde, zeigte zwar eine ordentliche Erholung bei den Neueinstellungen. Gleichzeitig stieg aber auch die US-Arbeitslosenquote um 0,1 Prozentpunkte auf 4,4 Prozent, was freilich auf einen Anstieg der Erwerbsbeteiligung und nicht eine Eintrübung der Konjunktur zurückzuführen sei, analysiert das deutsche Geldhaus DWS.
Gemischte Signale, nervöse Märkte
Jedenfalls sind das aber gemischte Signale, und daran ändert sich fast einen Monat lang nichts, denn die nächsten Daten - für Oktober - werden erst zusammen mit dem Novemberbericht am 16. Dezember veröffentlicht. Also werden die US-Zentralbanker es vorher nicht wagen, in irgendeiner Richtung an der Zinsschraube zu drehen, erwartet DWS: Die Konjunkturdaten sind einfach zu uneindeutig. Es dürfte also vorerst keine weitere Zinssenkung geben. Und das wiederum drückt auf die Aktienkurse in den USA und weltweit.
Trotz allem bisher ein gutes Aktien-Jahr
Auch wenn der Endspurt des Börse-Jahres 2025 damit also zur Zitterpartie werden könnte, man darf eines nicht vergessen: Bis jetzt war das heurige Jahr für die Weltbörsen ein gutes. Und gerade die Wiener Börse braucht sich dabei nicht zu verstecken, im Gegenteil: Obwohl wir nun zwei Jahre Rezession hinter uns haben und unserer wichtigster Handelspartner Deutschland in der Krise steckt, hat der Wiener Leitindex ATX heuer seit Jahresanfang bereits knapp 33 Prozent zugelegt und steht aktuell bei rund 4.800 Punkten.
Die wichtigen US-Indices S&P500 oder Nasdaq haben dagegen trotz prominenter Tech-Mitglieder wie Nvidia oder Apple heuer nur rund 12,5 Prozent bzw. 15,5 Prozent zulegen können.
DAX kann nicht mit ATX mithalten
Auch der wichtigste deutsche Aktienindex Dax der Börse Frankfurt, der die Wertentwicklung der 40 stärksten Titel des Landes misst, hält aktuell nur bei einem Zuwachs von rund 15 Prozent seit Jahresstart (Index-Stand 23.000 Punkte). Der Stoxx Europe 600 Index, der die Wertentwicklung der 600 größten börsenotierten europäischen Unternehmen misst, hält aktuell überhaupt nur bei 10 Prozent, der MSCI World Index bei 12 Prozent. Zur Stärke der Wiener Börse trägt aber wohl weniger die Hoffnung auf eine Besserung der Konjunktur bei, als ein Aufholeffekt: Zwischen Anfang 2023 und Anfang 2025 kam der ATX – im Gegensatz zu den anderen Börsen – über die 3.500 Punkte-Marke nur wenig hinaus, ab März hob er dann aber ab und hält aktuell bei 4.856 Punkten. Bringen die Ukraine-Friedensgespräche einen Erfolg, könnte es für Wien als CEE-Drehscheibe noch mehr Tempo geben. Auch insgesamt stehen die Aussichten für eine starke Entwicklung der Börsen zu Jahresende nicht so schlecht, hofft etwa BNP Paribas.