Klima: Schwellenländer akzeptieren Zwei-Grad-Ziel

08.07.2009

Bei den Verhandlungen zwischen Industrie- und Schwellenländern in Rom zur Bekämpfung des Klimawandels hat es offenkundig einen Durchbruch gegeben. Laut ARD haben auch Staaten wie Indien und China akzeptiert, dass die Temperatur weltweit nicht über zwei Grad im Bezug auf die Zeit vor der Industrialisierung ansteigen darf. Dies bestätigte der deutsche Umweltminister Sigmar Gabriel.

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Das sei ein großer Fortschritt, sagte er nach dem Abschluss des Treffens kurz vor dem G-8-Gipfel. Die Schwellenländer hätten außerdem zum ersten Mal akzeptiert, wesentlich weniger CO2 zu emittieren. Widerstand dagegen gab es bis zuletzt unter anderem aus Russland oder Kanada.

Die Beratungen in Rom erfolgten zur Vorbereitung des "Major Economies Forum", das sich im Rahmen des G-8-Gipfel trifft. Dort soll das Ergebnis der Verhandlungen offiziell verkündet werden. Teilnehmer sind die 16 größten Volkswirtschaften der Welt. Nach Gabriels Worten wurde jedoch fast nichts vereinbart, was das konkrete Erreichen dieser Ziele angehe. Hier seien noch weitere Verhandlungen nötig. Unter anderem müssten bis 2050 die Emissionen weltweit gegenüber 1990 um die Hälfte reduziert werden.

G-8: Fortschritte bei Klimawandel gefordert

Die Präsidenten der EU-Kommission und des Europäischen Rates, Jose Manuel Barroso und Fredrik Reinfeldt, haben die Teilnehmer des G-8-Gipfels eindringlich zu Fortschritten im Kampf gegen den Klimawandel aufgerufen. Das Treffen sei "eine einmalige Chance", eine Klimakatastrophe zu verhindern. Im italienischen L'Aquila müsse "ganz oben auf der Tagesordnung stehen, in Kopenhagen eine globale, umfassende und ehrgeizige Vereinbarung für die Zeit nach 2012 zu erreichen".

Barroso und der schwedischer Ministerpräsident Reinfeldt bezeichneten die Weltwirtschaftskrise als Gelegenheit zum Umsteuern. Die Krise könne "Ausgangspunkt sein für intelligente Klima-Lösungen, die zu Einsparungen und einer besseren Energieversorgungssicherheit führen", schreiben sie. Die Vertreter der EU in L'Aquila würden "auf das weltweite Ziel einer Verringerung der weltweiten Emissionen bis 2050 um mindestens 50 Prozent pochen". Die Industriestaaten stünden besonders in der Pflicht voranzugehen, so Barroso und Reinfeldt. "Aber das reicht nicht aus. Die aufstrebenden Volkswirtschaften, bei denen etwa die Emissionen ständig ansteigen, müssen sich ebenfalls beteiligen."

Substanzielle Anstrengungen

Auch EU-Umweltkommissar Stavros Dimas rief die Entwicklungsländer zu substanziellen Anstrengungen beim Klimaschutz auf. "Wir schlagen vor, dass die Entwicklungsländer als Gruppe sich das Ziel setzen, die Emissionen bis 2020 um 15 bis 30 Prozent zu verringern im Vergleich zu einer Entwicklung ohne spezielle Politikmaßnahmen zur Emissionsminderung", sagte Dimas der "Berliner Zeitung". Erstmals legte die EU damit einen konkreten Minderungsvorschlag für die ärmeren Länder vor.

Der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber forderte vom G-8-Gipfel ein Signal für das Wüstenstrom-Projekt "Desertec". Die Staats- und Regierungschefs sollten sich damit befassen, weil es den nachhaltigen Umbau des Energiesystems voranbringen könne, so Schellnhuber zur "Frankfurter Rundschau". Er erwartet zudem, dass das Spitzentreffen ein positives Signal für den Weltklimagipfel im Dezember in Kopenhagen gibt. Der Chef des Club of Rome in Deutschland, Max Schön, forderte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Angaben des Bielefelder "Westfalen-Blatts" auf, "Desertec" zur Chefsache zu machen. Bei Desertec soll erneuerbarer Strom aus Solarwärme- und Windkraftwerken in Nordafrika produziert und teils auch über neue Hochspannungsnetze - teils am Grund des Mittelmeers - nach Europa transportiert werden.

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