Alarm - 7 weitere Fälle in Wiener Asylheim

Nehammer: Erneut harte Vorwürfe gegen Rot-Grün in Wien

18.05.2020

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) spricht in einem kurzfristig angesetzten Pressestatement eine Mahnung an die Stadt Wien aus und warnt vor einem 'pandemischen Tsunami'.

Zur Vollversion des Artikels

This browser does not support the video element.

Zur Vollversion des Artikels
Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) hat die Stadt Wien am Montag einmal mehr wegen deren Arbeitsweise in der Coronakrise attackiert und ihr mangelnde Kommunikation mit dem Einsatzstab vorgeworfen. Um diese Botschaft an die Öffentlichkeit zu bringen, wurde eilig eine Pressekonferenz einberufen, die vor dem Ministerium am Minoritenplatz hätte stattfinden sollen, aber wegen unerwünschter Nebengeräusche von einer Demonstration nach drinnen verlegt wurde.
 
Nehammer bezeichnete die Infektionszahlen in Wien am Beginn als "besorgniserregend" und sprach gar von einer "Mahnung an die Stadt Wien" mit dem Einsatzstab zu kooperieren, um eine "zweite Infektionswelle" zu verhindern. Derzeit gebe es Defizite in der Kommunikation mit der Stadt. So habe der Einsatzstab über die Medien erfahren, welche Leiharbeiterfirma von den Infektionen im Postverteilerzentrum in Hagenbrunn betroffen sei. Er appelliere an Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ): "Arbeiten wir zusammen, kämpfen wir gemeinsam gegen eine zweite Welle." Es wäre "verantwortungslos", wenn man das nicht täte, so Nehammer.
 
Darauf angesprochen, dass Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) keine besondere Gefahr in Wien sieht, relativierte der Innenminister etwas seine anfänglichen Aussagen. "Die Zahlen in Wien sind deutlich höher als in anderen Bundesländern."
 
Der Leiter des Einsatzstabes, Bernhard Treibenreif, sagte, dass zwar 60 Prozent aller Neuinfektionen in Wien stattfinden, das aber "nicht außergewöhnlich ist". Er bestätigte aber, dass es "Verbesserungspotenzial bei der Kommunikation" mit Wien gebe was die Qualität und Schnelligkeit der Informationen betrifft.
 
 
 

7 neue Fälle in Asylheim

 
Nachdem im Asyl-Zentrum in Wien-Erdberg rund 40 Personen positiv auf das Coronavirus getestet wurden (oe24 berichtete), wurden nun auch in einem Flüchtlingsquartier an der Gumpendorfer Straße in 1060 Wien sieben neue positive Corona-Fälle gemeldet, wie oe24 aus Regierungskreisen erfuhr. Dieser neue Infektions-Cluster dürfte mit jenem in Wien-Erdberg zusammenhängen.
 
Die Asylunterkunft in Wien Erdberg hatte am 1. Mai evakuiert werden müssen, nachdem dort einige Bewohner und Betreuer positiv auf das Coronavirus getestet worden waren und die Einrichtung selbst aus baulichen Gegebenheiten nicht unter Quarantäne gestellt werden konnte. Der Großteil der Flüchtlinge kam in die Messe, die übrigen Personen in eine Einrichtung auf der Triester Straße und ins frühere Krankenhaus Floridsdorf.
 

ÖVP: "Bürgermeister muss handeln"

"Mittlerweile liegt der Reproduktionsfaktor in Wien seit mehreren Tagen über 1. Beinahe täglich taucht in Wien ein neuer Corona-Cluster auf. Das Corona-Krisenmanagement entgleitet dem zuständigen Gesundheitsstadtrat Hacker immer mehr. Bürgermeister Ludwig muss die Lage endlich in den Griff bekommen“, fordert Stadtrat Markus Wölbitsch in einer Aussendung.  "Bereits mehr als die Hälfte der aktiven Corona-Fälle befinden sich in Wien. Dennoch versucht der Gesundheitsstadtrat die Entwicklung in Wien kleinzureden und zu bagatellisieren. Das ist fahrlässig und verantwortungslos", so Wölbitsch weiter. „Hacker hat die Lage nicht in Griff. Ludwig muss übernehmen“.

Anschober sieht "keine Causa Wien" 

 
Angesichts der im beginnenden Wahlkampf laut werdenden Kritik der ÖVP an der Corona-Strategie der Gemeinde Wien hat sich Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Montag hinter die Wiener Gesundheitsbehörden gestellt. Aus seiner Sicht gibt es "keine Causa Wien", denn vom jüngsten Infektionscluster in zwei Post-Verteilerzentren und einem Flüchtlingsheim sei auch Niederösterreich betroffen.
 
"Es ist ein Thema, das im Übrigen keine Causa Wien ist, wo Wien und Niederösterreich betroffen sind und hervorragend zusammenarbeiten", sagte Anschober bei einer Pressekonferenz. Infektions-Cluster in einzelnen Bereichen seien zu erwarten gewesen. Wichtig sei nun ein schnelles Containment, betonte Anschober. Die Gesundheitsbehörden beider Länder haben aus seiner Sicht "die richtigen Schritte gesetzt".
 
Außerdem kündigte Anschober an, der vom Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) aufgeworfenen Frage von Infektions-Clustern im Bereich prekärer Arbeitsverhältnisse nachgehen zu wollen. Einen Vergleich zwischen Wien und dem Skiort Ischgl, aus dem heimkehrende Urlauber das Coronavirus in zahlreiche Länder "exportiert" hatten, lehnt Anschober ab: "Es ist nicht Wien, sondern wir haben in einem bestimmten Arbeitsbereich - prekäre Arbeitssituationen - ein Thema in Niederösterreich und Wien. Wir schauen uns das aber auch über diese beiden Bundesländer hinausgehend in Zukunft an."
 
Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel