"Zu später Lockdown und System wäre kollabiert"

Neue Todeszahlen: Anschober bringt Licht in die Statistik

28.05.2020

'Sieben Tage später Lockdown hätten 40.000 Infizierte gebracht', so Dr. Popper.

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Wien. "Wir sind stabil", eröffnete Gesundheitsminister Anschober seine Pressekonferenz am Donnerstag zur aktuellen Lage in der Corona-Krise. Auf heute gab es eine Steigerung von 0,2 Prozent bei Neu-Erkrankten. Es gibt mehr Neu-Genese als Neuinfektionen. Die Zahl der aktiv Erkrankten sinkt weiter - aktuell gibt es 674 Fälle. 107 davon sind in Spitälern - 30 von ihnen sind auf Intensivstationen, berichtete der Gesundheitsminister.
 
Was ihn besonders freute: "Das Verantwortung übernehmen des Einzelnen, der Zusammenhalt und das Miteinander" der Österreicher in dieser schweren Zeit. Anschober freut sich über ein "Comeback der Solidarität, wenn man so will".
 
Anschober warnt aber auch: "Das Virus ist nicht auf Urlaub gefahren." In allen Regionen Österreichs braucht es ein effektives Contact Tracing. Öffnungsschritte werden konsequent fortgesetzt. Der Alltag soll wieder hergestellt werden, aber das brauche ein Maß an Sicherheit.

Offen bleibt Debatte um plötzlichen Anstieg der Todeszahlen in Wien

Am Montag spätnachts erreichte oe24 die Meldung: Binnen 24 Stunden seien in Wien gleich 15 Corona-Erkrankte verstorben. Bei der Stadt Wien kann man sich diese Angaben der Bundesbehörden nicht erklären. Auch alle anderen Bundesländer verzeichneten plötzlich viel mehr Todesopfer als zuvor. In der heutigen Pressekonferenz klärt Gesundheitsminister Anschober auf, was es mit der unterschiedlichen Zählweise auf sich hat.
 
Mit den 15 nun plötzlich aufgetauchten Todesfällen in Wien würde die Zahl der an Corona verstorbenen Patienten in der Bundeshauptstadt um gleich 5,14 % ansteigen, was angesichts der Gesamtsituation höchst ungewöhnlich wäre. Das sieht auch ein Sprecher von Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker so: "Wir können uns diese Zahl wirklich nicht erklären. Wir haben doch aktuell nur zehn Patienten in Intensivbetten - wären am Dienstag tatsächlich 15 Menschen in Wien aufgrund einer Coronavirus-Erkrankung verstorben, hätten wir demnach aktuell minus fünf Intensiv-Patienten . . ."

Brief der Statistik mit einem Zahlen-Rätsel

Auf alle Fälle will das Wiener Gesundheitsressort dieses Zahlen-Rätsel heute auflösen: Das Gesundheitsministerium soll erklären, warum nach Tagen ohne einen einzigen Todesfall plötzlich an einem Tag 15 Verstorbene gemeldet werden. Und oe24 hörte dazu bereits aus dem Wiener Rathaus: Das Gesundheitsministerium und die Statitsik Austria hätte "einen sehr komischen Brief" mit einer Reihe von Datensätzen an das Wiener Gesundheitsressort geschickt, angeblich sei eine Differenz bei der Zahl der Todesfälle aufgetaucht. Ein Rathaus-Insider zu oe24: "Eins ist jedenfalls klar: Es sind sicher nicht 15 Menschen über Nacht in unserer Stadt am Coronavirus verstorben."

Zwei Corona-Todesfälle in der Nacht auf Mittwoch

Auch die Infektionszahlen sind in Wien rückläufig und liegen bei aktuell nur noch 439 Infizierten - vor wenigen Tagen waren es noch hundert mehr. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch sind allerdings tatsächlich zwei Corona-Patienten verstorben, erfuhr oe24 aus dem Einsatzstab der Stadt Wien.
 
Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) ist nicht begeistert von dieser seltsamen Daten-Situation: "Ich habe heute ohnehin eine Videokonferenz mit dem Gesundheitsminister und werde ihn dabei fragen, wie das alles möglich ist, was das soll."
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