"I feel good"

Apple-Chef Steve Jobs lässt sich feiern

07.06.2011


Das Apple-Mastermind sorgte bei der Keynote einmal mehr für Begeisterung.

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Einige haben ihn schon für sterbenskrank erklärt. Aber am Montag steht Apple-Chef Steve Jobs auf der Bühne in San Francisco und freut sich am Jubel von mehr als 5.000 Entwicklern (wir berichteten live). Unmittelbar vor seinem Auftritt spielten die Lautsprecher - sicher nicht zufällig - den Song von James Brown: "I feel good" (Ich fühl mich gut).

Dennoch angeschlagen
Die Zeichen der Krankheit sind zunächst nicht zu übersehen. Nach wenigen Minuten übergibt Jobs die Vorstellung der Neuheiten beim Mac-Betriebssystem OS X "Lion" an Marketing-Chef Phil Schiller. Danach aber kommt er wieder zurück, um die neue Cloud-Strategie von Apple vorzustellen. "Der PC war einmal das Zentrum", sagte Jobs. "Dieses Modell ist Vergangenheit." Die Cloud sei mehr als eine Festplatte in den Wolken, vielmehr diene sie als Zentrum für Austausch und Synchronisierung von Daten auf verschiedenen Geräten.

Neue Strategie
Anders als bei früheren Entwicklerkonferenzen hatte Apple die wichtigsten Themen diesmal schon im Voraus mitgeteilt und die Öffentlichkeit entsprechend eingestimmt. "Lion sieht sehr gut aus", twitterte der Gartner-Experte Michael Gartenberg in einer ersten Reaktion. "Da steckt viel an Evolution und Revolution drin. Apple hebt wieder einmal die Schwelle für Betriebssysteme an."

Macs lernen vom iPad
Der Tablet-Computer iPad dient nun auch dem Mac als Vorbild: Dazu gehören die Steuerung mit zwei Fingern auf Touchpad-Eingabegeräten, die Vollbilddarstellung von Programmen oder das automatische Speichern von Daten. Wenn es nach Apple geht, hat der USB-Stick ebenso ausgedient wie einst die gute alte Diskette - der Austausch von Daten soll künftig drahtlos über WLAN erfolgen. Auch bei der Synchronisierung der mobilen Geräte mit der iTunes-Software soll das von vielen kritisierte Kabel der Vergangenheit angehören.

Verbesserungen dank iOS 5
So stark wie noch nie schneiden zudem einige Neuerungen in Apples nächstem iPhone- und iPad-Betriebssystem iOS 5 ins Geschäft der Entwickler, die Programme für die Geräte vermarkten. "Shit", so ein Mist, entfuhr es etwa dem bekannten Programmierer Marco Arment auf Twitter während der Präsentation. Arment ist der Entwickler von Instapaper, einer App, mit der man Webseiten zum späteren Lesen speichern kann. Ins neue iOS wird diese Funktion direkt eingebunden sein. Unklar ist auch, was die angekündigte tiefgreifende Verzahnung von iOS mit Twitter für die Entwicklergemeinde bedeuten wird.

Taktgeber
Jobs gibt immer noch den Takt an bei Apple. Der Manager hat das Unternehmen mit dem angebissenen Apfel im Logo nach einer schweren Krise in den 90er Jahren wieder auf die Erfolgsbahn gebracht. Bei kaum einer Firma wird das Wohlergehen so sehr mit einer einzelnen Person in Verbindung gebracht wie bei Apple. Diesmal waren die Erwartungen an den Auftritt von Steve Jobs besonders hoch. Monatelang musste der Apple-Chef aus Gesundheitsgründen pausieren, Einzelheiten kennt die Öffentlichkeit nicht. Aber die "Keynote" der Entwicklerkonferenz ließ sich Jobs nicht nehmen.

Selbstironisch ging er auf bisherige Schwächen ein und versetzte sich in die Lage seines Publikums: "Warum sollten wir ihnen glauben, das sind doch die, die uns MobileMe gebracht haben!" Dieser Internet-Dienst von Apple ist verglichen mit anderen Angeboten bisher wenig beliebt gewesen, was auch an dem Preis von knapp 80 Euro im Jahr gelegen sein dürfte. Jetzt soll es MobileMe als "iCloud" kostenlos geben, es soll einen ähnlich großen Funktionsumfang bekommen wie die Web-Anwendungen von Google. Die Menge johlte und feierte Jobs wie einen Popstar.

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