Wegen Kinect

Xbox ONE: Big Brother im Wohnzimmer

23.05.2013


Spielekonsole hört selbst dann mit, wenn sie ausgeschaltet ist.

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© Reuters
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Mit der neuen Xbox ONE hat Microsoft eine beeindruckende Spielekonsole vorgestellt, die eigentlich als Multimedia-Zentrale bezeichnet werden muss. Das Spielen steht zwar nach wie vor im Mittelpunkt, doch das Gerät bietet noch viele weitere Funktionen. So kann man mit der neuen Xbox u.a. skypen, Internet surfen und sogar fernsehen. Doch Microsoft hat das Gerät mit einigen "versteckten" Techniken ausgestattet, die es dem Konzern ermöglichen, die Xbox ONE-User nahezu lückenlos zu überwachen.

Fotos von der Xbox ONE-Keynote

Datenaufzeichnung
Dabei spielt das Protokollieren von Fernsehgewohnheiten der User noch die geringste Rolle. Fernsehen Personen über die neue Xbox, weiß Microsoft exakt, was jemand zu welcher Uhrzeit gesehen hat. Werden diese Daten an die Werbewirtschaft übermittelt, kann der IT-Riese damit Millionen verdienen. Doch jenes Schreckgespenst, dass Datenschützer in den nächsten Wochen wirkliche Sorgen bereiten dürfte, ist das neue Kinect. Ab dem Verkaufsstart wird jede Xbox ONE mit dem kleinen schwarzen Zusatzkästchen ausgeliefert. Ohne dieses funktioniert die Konsole gar nicht mehr. Kinect wurde als Zubehör für die Xbox 360 entwickelt und machte die Bewegungssteuerung quasi salonfähig.

>>>Nachlesen: Vergleich - Xbox ONE vs. PS4 vs. Wii U

Big Brother im Wohnzimmer
Für die Xbox ONE wurde die Sensorleiste ordentlich aufgerüstet. Sie nimmt nun Videos in FullHD auf, hat einen größeren Blickwinkel, kann dank Infrarotsensoren selbst bei Dunkelheit "sehen" und verfügt darüber hinaus über vier extrem sensible Mikrofone. Letztere sind sogar im Stand-by Modus stets aktiv und hören so quasi immer mit. Kommt das Kommando "Xbox On", schaltet sich die Konsole ein. Und dann geht die Überwachung erst so richtig los. Einmal aktiviert, kann die neue Xbox sechs Personen gleichzeitig erfassen. Dank Gesichtserkennung weiß sie, um welche Personen es sich handelt. Die Kamera erkennt am Gesichtsausdruck sogar, wie die Menschen gerade gelaunt sind. Auch der Stresslevel des Nutzers kann registriert werden. Darüber hinaus kann sie in Kombination mit der neuen Software analysieren, wie intensiv ein User ein Fernsehprogramm oder ein Spiel verfolgt. Kinect kann so auch erkennen, ob Personen während einer Werbeunterbrechung das Zimmer verlassen, eine Nebenbeschäftigung ausführen oder das Programm wechseln. Solche Informationen sind in der heutigen Zeit viel Geld wert. Welche Ausmaße diese lückenlose Überwachung annimmt, verdeutlicht diese Zahl ziemlich gut: Laut Hersteller fallen pro Sekunde rund 2 GB an Video- und Audiodaten an. Glücklicherweise ist diese Datenmenge so groß, dass sie nicht komplett über die Microsoft-Server laufen kann. Das meiste spielt sich also nach wie vor im eigenen Wohnzimmer ab.

>>>Nachlesen: Alle Infos von der Xbox ONE

Kunden wollen Transparenz
Microsoft beteuert, dass die Mikrofone bei ausgeschalteter Konsole nur auf den Befehl "Xbox On" warten. Andere Geräusche - wie etwa Unterhaltungen, etc. - würden nicht aufgezeichnet bzw. an Microsoft übertragen. Bisher hat der US-Konzern noch nicht gesagt, welche dieser möglichen Daten alle erfasst werden und was mit ihnen tatsächlich geschieht. Hier bleibt also nur zu hoffen, dass Microsoft vor dem Start der neuen Xbox alles offenlegt. Diese Transparenz dürfte auch für den Erfolg der Konsole ausschlaggebend sein. Denn die meisten Kunden reagieren auf Intransparenz mittlerweile äußerst sensibel.

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