Kaum mehr wegzudenken

Google Maps feiert 15. Geburtstag

05.02.2020

Kartendienst steckt mittlerweile in quasi jeder Hosentasche und ebnete digitalen Karten den Weg.

Zur Vollversion des Artikels
© oe24.at/digital
Zur Vollversion des Artikels

Als vor 15 Jahren die Google Maps  online gingen, wusste noch niemand, wie mächtig und allgegenwärtig der Kartendienst einmal werden sollte. Erst als zwei Jahre später das iPhone den Beginn der Smartphone-Ära einläutete, wurde das Potenzial digitaler Karten offensichtlich.

Heute stecken Smartphones und damit fast immer auch Google Maps in quasi jeder Hosentasche: Mit der GPS-Positionsermittlung kann man sich kaum noch verirren. Staus werden in Echtzeit angezeigt. Satellitenfotos und Aufnahmen aus den Kameras der Street-View-Autos  zeigen die Umgebung, so dass der Dienst inzwischen auch als riesiger Reiseführer dient. Obwohl der Erzrivale mit Apple Maps  mittlerweile einen eigenen Kartendienst hat, vertraut dennoch ein Großteil der iOS-Nutzer auf die auch für iPhones kostenlose Google-Alternative.

>>>Nachlesen: Google Maps jetzt mit Übersetzungs-Funktion

Imposante Zahlen

Die Strecken, die Google für seine Maps abfotografiert hat, entsprechen rund 400 Umrundungen der Erde. Insgesamt bilden die Bilder etwa 16 Millionen Kilometer Wegstrecke ab. Für den Konzern hat sich der Aufwand gelohnt: Mit den am 8. Februar 2005 gestarteten Google Maps wurde die reale Welt mit dem digitalen Abbild verknüpft. So entstand ein gigantisches Branchenbuch, das durch einen steten Strom von Ortungsdaten die Werbeplattform von Google anreichert - und bei etlichen Datenschützern große Bedenken hervorruft.

Inzwischen sind Einträge in Google Maps hart umkämpft, denn zusammen mit den Online-Bewertungen können sie einen Kundenstrom ins Geschäft, Hotel oder Restaurant lenken - aber bei schlechter Benotung auch potenzielle Klienten abschrecken. Manche Betroffene beauftragen deshalb auch unlautere Dienstleister, die mit manipulierten Einträgen das Geschäft über den Klee loben - oder die Konkurrenz madig machen.

>>>Nachlesen: Google Maps jetzt mit neuem Ansichts-Modus

Google ebnete den Weg

Digitale Karten gab es schon vor 2005 - und es waren drei Zukäufe, mit denen sich Google die nötigen Bausteine für den Start des Projektes besorgte. Der heutige Internet-Investor Chris Sacca, der damals bei Google arbeitete, erinnerte sich später, wie Mitgründer Sergey Brin 2003 ein Meeting von Führungskräften zu einem ganz anderen Thema entgleisen liess, weil er den Satellitenbilder-Dienst der Firma Keyhole auf seinem Laptop herumzeigte. Statt zuzuhören, wollten alle sehen, wie man auf ihre Häuser aus dem All reinzoomen kann, erzählte Sacca dem Technologieblog "Recode".

Keyhole war spezialisiert darauf, verschiedene Satellitenbilder nahtlos zusammenzufügen und verkaufte den Dienst an Unternehmen. Gründer und Chef John Hanke hatte auch Angebote von Investoren, verkaufte die Firma aber an Google, weil ihn die Vision kostenloser Karten für alle ansprach.

>>>Nachlesen: Google Maps zeigt in Wien Citybike-Stationen

Vom Computer auf die Smartphones

Bei der Firma Where2 Technologies hatten die Brüder Lars und Jens Rasmussen die Idee, für Routenanweisungen Karten auf dem Computerbildschirm nachzubilden - und bei Bedarf nötige Informationen aus dem Web nachzuladen. Und das Start-up Zipdash besorgte sich Verkehrsdaten, um voraussichtliche Ankunftszeiten und Verzögerungen auf der Strecke anzuzeigen. Alles bekannte Funktionen heutiger Karten - bei Google wurden sie in einem Dienst zusammengebracht.

Google Maps wurden zunächst zu den meistbenutzten Karten auf dem Computerbildschirm. Als Apple 2007 das iPhone auf den Markt brachte, wurden sie vorinstalliert - und auf Smartphones des bei Google entwickelten Konkurrenz-Systems Android sowieso.

>>>Nachlesen: Google Maps zeigt überfüllte Öffis in Wien an

Google scheffelt mit Maps Milliarden

Den Wettbewerbern entging das nicht: Nokia, damals noch der weltweit führende Handyhersteller, kaufte 2007 den Kartenanbieter Navteq. Und der niederländische Navigationsgeräte-Spezialist Tomtom schnappte sich nach einem Bieterwettstreit mit dem US-Unternehmen Garmin den zweiten großen Kartenlieferanten TeleAtlas. Google ging indes dazu über, auch eigene Kartendaten mit Kamerafahrzeugen zu sammeln. Daraus ging auch der Dienst Street View mit Fotos von Strassenzügen hervor.

Für Google sind die Karten zu einer weiteren Werbeplattform geworden. Seit 2016 gibt es sogenannte "Promoted Pins" - Kartenmarker von Geschäften, die auf der Karte hervorgehoben werden, weil die Inhaber dafür bezahlt haben. 2021 könnten die Maps Google Erlöse von bis zu 3,6 Milliarden Dollar einbringen, schätzte Analyst Mark Mahaney von der Bank RBC. Morgan Stanley rechnet sogar für dieses Jahr schon mit knapp fünf Milliarden Dollar und einer Verdoppelung bis 2023. Google experimentiert auch mit Funktionen der "erweiterten Realität", in der Informationen auf dem Bildschirm in reale Umgebungen eingeblendet werden.

>>>Nachlesen: Apple Maps jetzt viel besser und schöner

Konkurrenten rüsten auf

Apple löste sich unterdessen 2012 von den Google Maps mit einem eigenen Kartendienst. Die Premiere ging zunächst schief, weil der iPhone-Hersteller den Aufwand unterschätzt hatte, Geodaten und Satellitenbilder aus unterschiedlichen Quellen und in unterschiedlichen Qualitätsstufen zu einem homogenen Dienst zusammenzuführen.

Inzwischen sind die Apple Karten durchaus brauchbar - und der iPhone-Hersteller schickte vergangenes Jahr seine Kamerawagen los, um eigene Straßendaten unabhängig von Anbietern wie TomTom zu sammeln. In den kommenden Jahren will Apple Milliarden für die Verbesserung der Karten ausgeben.

Nokia verkaufte inzwischen seinen Kartendienst an Audi, BMW und Daimler - die Autobauer wollen den Service unter dem Namen Here  zu einem führenden Lieferanten von präzisen Karten für Roboterautos ausbauen.

>>>Nachlesen: Here öffnet Plattform zum Austausch von Fahrzeugdaten

>>>Nachlesen: Google Street View ab sofort in Österreich

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel