21 Jahre bei Sekte

Miscavige-Nichte packt über Scientology aus

06.11.2013

Jenna wurde als Kind zu harter Arbeit gezwungen und sah ihre Eltern fast nie.

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Wer einmal in die Fänge von Scientology geraten ist, der kommt da schwer wieder hinaus. Das zeigte nicht nur Schauspielerin Leah Remini, die mit ihrem Ausstieg für Furore sorgte, sondern auch die Nichte des berühmten Sekten-Führers David Miscavige. In ihrem Enthüllungsbuch Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht erzählt Jenna Miscavige Hill von ihren (alles andere als guten) Erfahrungen mit der Sekte und sprach in der Sendung Menschen bei Maischberger über ihre schlimmen Erlebnisse.

Harte Arbeit auch für Kinder
"Ich wurde in Scientology hineingeboren. Mit zwei Jahren begann die Indoktrination, mit sechs kam ich in ein Erziehungscamp. Dort waren 80 andere Kinder, wir mussten Schwerstarbeit leisten. Bis zu 40 Stunden die Woche. Wir erhielten keine richtige Erziehung und Ausbildung. Ich hatte keinen Schulabschluss, keine Kindheit," erzählt die heute 29-Jährige von ihrem Einstieg in die Sekte, der ihre gesamte Familie angehörte. Von ihren Eltern hatte Jenna Miscavige Hill allerdings nicht viel, denn die Erwachsenen haben nur eine Mission: die Rettung des Planeten. Und dabei gelten Kinder als Ablenkung.

Doch ein Kind durfte Jenna nie sein. Schon in jungen Jahren wurde sie wie eine Erwachsene behandelt, musste sogar einen Vertrag unterschreiben, der sie auf ewig an Scientology bindet. "Meine Seele und mein Leben wurden an Scientology übertragen. Ich habe das gemacht, denn ich kannte es nicht anders," verrät sie. 21 Jahre lang war Jenna der Macht ihres Onkels erlegen, dann schaffte auch sie endlich den Ausstieg. "Da war so viel Missbrauch. Ich sah, wie Menschen gezwungen wurden, sich scheiden zu lassen, Abtreibungen durchzuführen. Manche haben Selbstmord begangen, weil sie es nicht mehr ausgehalten haben, ohne ihre Familien zu sein," erinnert sich die Mutter zweier Kinder.

Schwerer Ausstieg
Von Seite der Sekte heißt es zwar immer, dass sie niemanden zwinge, dabei zu bleiben und man ohne Weiteres ausstiegen könne, doch Jenna hat damit andere Erfahrungen gemacht. "So einfach ist das nicht. Ich kannte ja niemanden außerhalb von Scientology, hatte keinen Schulabschluss, konnte nicht Auto fahren. Man verliert seine Familie und Freunde. Wie sollte ich denn einen Job finden ohne Bildung? So ein Ausstieg ist nicht einfach," erklärt sie. Heute kann sie endlich ein ruhigen Familien-Leben ohne die Sekte führen.

© Reuters

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