Düsteres Hollywood-Märchen

"Jack and the giants" erobern die Kinos

12.03.2013

Bryan Singer inszenierte das Märchen rund um  Hans und die Bohnenranke.

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Ob Schneewittchen, Rotkäppchen oder Hänsel und Gretel: Hollywood hat in den vergangenen Jahren nur zu gerne altbekannte Märchen hergenommen und mit düsterem Touch und Spezialeffekten für die Kinoleinwand aufgemotzt. Wie auch den bisherigen Experimenten fehlt "Jack and the giants" in einer Inszenierung von Bryan Singer ("X-Men"-Reihe) jedoch das gewisse Etwas. Beim Versuch, Jung und Alt zu gefallen, wird aus Elementen von "Hans und die Bohnenranke" ein aufwändiges 3D-Riesen-Spektakel, das zu langweilig für Erwachsene und zu gruselig für Kinder ist. Ab 15. März im Kino.

Hier der Trailer zum Film



Die Geschichte vom Riesen

Im beschaulichen, englischen Königreich Cloister erzählt man sich gerne die alte Legende von Eric dem Großen, der einst furchterregende Riesen besiegt und in deren Reich zwischen Erde und Himmel verbannt hat. Die junge Prinzessin Isabelle (Eleanor Tomlinson) lauscht der Gute-Nacht-Geschichte ebenso gerne wie der Bauernjunge Jack. Viele Jahre später sollen sie die Legende weiterschreiben: Als der mittlerweile 18-jährige Jack (Nicholas Hoult) nämlich für sein Pferd magische Bohnen als Pfand erhält, ragt schon bald eine riesige Bohnenranke durch seine Hütte - und reißt in ihrem Wachsen die adelige Ausreißerin Isabelle mit.

Prinzessin muss gerettet werden
Der besorgte König (Ian McShane) schickt sogleich wagemutige Männer los, die Prinzessin zu retten. Neben Jack klettern auch der schmierige Lord Roderick (Stanley Tucci), vom König zu Isabelles Verlobten erkoren, sowie der tapfere Ritter Elmont (Ewan McGregor) die Ranke empor. Über den Wolken erschließt sich ihnen eine geheimnisvolle Welt, in der eine Horde verbitterter, nach Menschenfleisch gelüsternder Riesen darauf wartet, Rache zu üben. Als Jack die Rettung Isabelles gelingt und die Bohnenranke gekappt wird, scheint ein vorzeitiges Happy End nahe. Doch einige Bohnen sind noch übrig - und verhelfen den Riesen zu ihrem Rachefeldzug auf die Erde, wo Jack sich erneut beweisen muss.

Mit Sagen aus der König-Artus-Zeit  
Mit modernen Zügen im Mittelalter angesiedelt, vermischt der historische Fantasystreifen das klassische britische Märchen rund um die magische Bohnenranke mit Sagen aus der König-Artus-Zeit. Die Zutaten bleiben dieselben: Vom mittellosen Bauernjungen, der sich Respekt vom Königshaus verdient (gut anzusehen: Hoult), bis zum schmierigen Königsfreund mit machthungrigen Absichten (großartig böse: Tucci) und den ungepflegten Monstern sind alle Figuren vertreten, die man sich erwartet. Das Leben im Schloss erinnert in Klamaukmomenten rund um den lächerlich anmutenden König stellenweise an Szenen aus "Shrek", ist doch mit Darren Lemke als Co-Autor auch ein Schreiber der Animationsfilmreihe vertreten.

Mit Motion-Capture-Verfahren zum Kino-Blockbuster
Dass sich die Geschehnisse in England ereignen, geht aus dem nicht enden wollenden Regen und dem Akzent der Beteiligten hervor. So wird auch die Riesenmeute vom unkenntlich gemachten Bill Nighy als zweiköpfiger Fallon angeführt. Mittels Motion-Capture-Verfahren wurde Nighy zu einem der Riesen, die wiederum durch jenes Simultan-Kamera-System entstanden, das ursprünglich für James Camerons Epos "Avatar" entwickelt wurde. Dadurch ist "Jack and the giants" in seinen Spezialeffekten und 3D-Schlachten visuell durchaus beeindruckend, will dabei aber doch nie real wirken. Rund 300 Mio. Dollar sollen Produktion und Vermarktung des Films gekostet haben, lediglich 28 Mio. Dollar spielte das Spektakel an seinem Eröffnungswochenende in den USA ein. Schon Märchenverfilmungen wie "Red Riding Hood" (nach Rotkäppchen) oder "Beastly" (nach "Die Schöne und das Biest") waren zuvor weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben.

Musste familientauglich gemacht werden
Ursprünglich als Sommerhit für Juni 2012 geplant, musste "Jack and the giants" (Original: "Jack the Giant Slayer") laut US-Branchenblättern nochmal in die Nachbearbeitung, um familiengerechter zu werden. Das Resultat: Ein halbausgegorener Kompromiss, der bis zuletzt nicht stimmig wirkt und nun zum neuen Starttermin mit Disneys altersgerechtem Fantasyabenteuer "Der fantatische Oz" konkurrieren muss. Die menschenfressenden Riesen und schwindelerregenden Schlachten bleiben für Kinder gar zu furchterregend, der Stoff scheint für Erwachsene wenig attraktiv. Das Rezept des klassischen Märchens mit reiferem Twist klingt einfach - aufgegangen ist es auch dieses Mal nicht.

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