Salzburger Pfingstfestspiele

"Gute-Laune"-Bartoli mit Uraufführung

29.05.2012


"Cleopatra orientale" war trotz Netrebko-Absage gelungener Festivalabschluss.

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© APA/HANS JOERG MICHEL
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Anna Netrebko hat am letzten Konzert der Salzburger Pfingstfestspiele 2012 krankheitsbedingt nicht teilgenommen - trotzdem ist "Cleopatra orientale" gestern, Montag, Abend im großen Festspielhaus alles in allem ein sehr gutes Konzert geworden. Das lag zum einen an den Einspringerinnen Cecilia Bartoli und Mojca Erdmann und zum anderen an Valery Gergiew und dem Orchester des Mariinsky-Theaters St. Petersburg. Und zum Dritten an einer brandneuen Komposition des Russen Rodion Shchedrin.

Shchedrin-Stück mit Erfolg
Shchedrin (geb: 1932) hat in dieser Auftragskomposition "Kleopatra und die Schlange" guten Geschmack bewiesen und den Mut zu klaren Harmonien und treibender Motorik. Zugleich gelang es dem Komponisten, geschmäcklerische, plakative Anbiederung an populären post-romantischen Klanggestus oder Filmmusik zu vermeiden. Knapp und präzis formulierte Shchedrin seine Gedanken und lieferte eine ebenso gefällige wie originelle und eigenständige Orchesterkomposition. Moderne wie man sie gerne öfter hören würde.

Dirigent Valery Gergiew wurde gefeiert
Zum Erfolg dieser Uraufführung wesentlich beigetragen haben auch das Orchester des Mariinski-Theaters und Dirigent Valery Gergiew, die diese Komposition klangschön und seriös geprobt ins große Festspielhaus brachten. Völlig berechtigten Riesenapplaus gab zudem für Mojca Erdmann, die das Fehlen der Widmungsträgerin Anna Netrebko mit glasklar-sauberem Sopran vergessen machte. Erdmann lernte die alles andere als leichte Partie in wenigen Tagen und lieferte eine hoch professionelle Performance.

Bartoli riesen Gewinn für Festspiele
Cecilia Bartoli hat sich mit der Bravourmotette "Exultate, jubilate" von Mozart publikumswirksam ins Zeug gelegt und mit ihrem außergewöhnlichen Gefühl für Rhythmus und Tempo und federnd vibrierender Stimme für gute Laune gesorgt und Standing Ovations eingeheimst. Cecilia Bartoli ist als Musikerin und künstlerische Leiterin - daran kann nach dem ersten Festivaldurchgang kein Zweifel bestehen - ein Riesengewinn für Salzburg.

Großer Erfolg trotz Fehlgriffs

Daran ändert auch der dramaturgische Fehlgriff nichts, den sich die Festspiele mit dem Schlussstück leisteten, nämlich der Bühnenmusik zu "Ägyptische Nächte" von Sergej Prokofjew nach Texten von Bernard Shaw, William Shakespeare und Alexander Puschkin. In diesem Stück gibt es wenig Musik, dafür viel Text, den zwei eigens eingeflogene Schauspieler auf Russisch präsentierten. Schön für alle, die sich gerne in vermutlich wunderschönes Russisch vertiefen, aber nicht besonders erfüllend für alle anderen. Ein Stück wie dieses ist als Reverenz an bestimmte Künstler oder Themen durchaus legitim. Aber als zentrales, großes Stück zum Abschluss eines Konzertes und des gesamten Festivals wirkte es lähmend und kontraproduktiv. Trotzdem und noch einmal: Die ersten Pfingstfestspiele von Alexander Pereira und Cecilia Bartoli waren nicht nur wirtschaftlich, sondern auch künstlerisch erfolgreich und spannend.

(Von Christoph Lindenbauer/APA)


 
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