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Amoklauf in Graz: Jüngstes Opfer war erst 14

11.06.2025

Neun Jugendliche und eine Lehrerin wurden beim Amoklauf in Graz getötet.

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© APA/ERWIN SCHERIAU
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Nach dem Amoklauf eines 21-Jährigen in seiner ehemaligen Schule in Graz ist bei einer Hausdurchsuchung eine nicht funktionstüchtige Rohrbombe gefunden worden. Die Bombe wurde in der Wohnung des mutmaßlichen Täters Artur A. gefunden, der am Dienstag Suizid begangen hat. Ein Todesopfer ist erst 14, bei den anderen handelt es sich um Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren, auch eine Lehrerin wurde getötet. Ihr Alter wurde auf APA-Anfrage nicht von der Polizei bekanntgegeben.

Bis auf einen Jugendlichen mit polnischer Staatsbürgerschaft handle es sich bei den Toten ausschließlich um Österreicherinnen und Österreicher. Zu den Verletzten lagen vorerst keine weiteren Details vor. Diese waren laut der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) am Mittwoch jedoch alle stabil. So befinden sich im LKH-Universitätsklinikum insgesamt noch sechs Patientinnen und Patienten. Vier von ihnen sind noch auf der Intensivstation, zwei konnten bereits auf die Normalstation verlegt werden. Eine Person, die am Dienstag noch in kritischem Zustand war, befindet sich nun wie die anderen in stabilem Zustand. Im LKH Graz II/West wird eine verletzte Person betreut. Dieser gehe es gut, sie sei stabil, aber weiterhin auf der Intensivstation. Im UKH Graz werden vier Patienten versorgt. Sie alle sind ebenfalls in stabilem Zustand. "Folgeoperationen sind bei einem Opfer mit Gesichtsverletzungen und einem weiteren mit Knieverletzung notwendig", hieß es am Mittwoch in einer Aussendung der KAGes.

Rohrbombe entdeckt

Am Dienstag wurde neben der Rohrbombe auch ein Abschiedsvideo, das der mutmaßliche Täter an seine Mutter geschickt hatte, entdeckt, bestätigte die Polizei am Mittwoch. Außerdem wurde auch ein analoger Abschiedsbrief gefunden. Die verwendete Schrotflinte sowie die Pistole hatte der 21-Jährige legal besessen. "Er hätte sie jedoch unter keinen Umständen führen dürfen", sagte Polizeisprecher Sabri Yorgun zur APA. Medienberichte darüber, dass der Mann in der Vergangenheit gemobbt worden sein soll, wollte die Landespolizeidirektion auch am Mittwoch weiter nicht bestätigen. Auch genauere Hintergründe zur Schulkarriere des 21-Jährigen blieben auf Nachfrage vorerst unklar.

"Derzeit läuft eine Tatrekonstruktion in der Schule", sagte Yorgun am Mittwochvormittag. Wann diese abgeschlossen werde, sei noch nicht klar. Die Ermittler erhoffen sich davon jedenfalls weitere Erkenntnisse.

 Trittbrettfahrer nahmen Amoklauf zum Anlass für Drohungen

Wie der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, am Mittwoch in der Früh im Interview mit dem Ö1-Morgenjournal sagte, hätten in der Zwischenzeit mehrere Nachahmungstäter den Fall für weitere Drohungen zum Anlass genommen. "Mehrere Nachahmungstäter", wie Ruf erklärte, seien festgestellt worden. Die Landespolizeidirektion Steiermark wollte auf APA-Anfrage nicht von "Nachahmungstätern" sprechen, schließlich habe es keinen weiteren Amoklauf gegeben, "aber es gibt Verdächtige, die sich nun darauf stürzen, dass ein Amoklauf stattgefunden hat", so Yorgun gegenüber der APA.

Konkret sei am Dienstag unter anderem eine (wie bereits in den vergangenen Wochen unvollendete) Bombendrohung gegen den Grazer Hauptbahnhof eingegangen sowie am Mittwoch auch ein Drohschreiben gegen eine weitere Grazer Schule. "Natürlich haben wir Vorsichtsmaßnahmen getroffen", sagte Yorgun, ohne weiter ins Detail zu gehen. Die entsprechenden Ermittlungen gegen solche Trittbrettfahrer würden selbstverständlich parallel geführt.

Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Krisenintervention des Roten Kreuzes waren am Mittwoch weiter gefordert. "In den nächsten Tagen werden täglich rund zehn Kollegen an den Trauerorten sein und für die Begleitung der betroffenen Eltern, Lehrerinnen und Lehrer sowie Schüler zur Verfügung stehen", teilte Sprecher Stefan Loseries mit. Auch die gemeinsam mit Ö3 betriebene Kummernummer (116 123) sei aufgestockt worden. Zudem fänden noch immer laufend Nachgespräche statt, hieß es vom Roten Kreuz. Allein am Dienstag waren rund 200 Eltern und Angehörige sowie 300 Schülerinnen und Schüler betreut worden.
 

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