FALL DER WOCHE
Böller-Wahnsinn: 11-Jähriger nach Knall halbtot im Fußballtor
08.11.2025
Jährlich landen in Österreich bis zu 400 Personen wegen Unfällen mit Pyrotechnik im Spital. 9 von 10 Betroffenen sind Männer, die meisten Jugendliche, die immer jünger werden. Zuletzt traf es einen 14- und einen 11-Jährigen in Wien schwer.
Wien. Die Szene, auf die unbeteiligte Eltern, die gerade ihre eigenen Kids in die Schule gebracht hatten, war erschreckend und traf die Zeugen, die am Matzner-Park in Penzing vorbeigingen, völlig unvorbereitet: Zuerst eine ohrenbetäubende Detonation, dann gellten Kinderschreie aus der Grün- und Spieloase, zwei junge Burschen kamen aus dem Fußballkäfig auf die Straße gelaufen und flüchteten Hals über Kopf weiter, während ein dritter am betonierten Bolzplatz schluchzte, wimmerte, im eigenen Blut liegend kollabierte.
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Probe für Schreckensnacht aller Tierbesitzer?
Wie die von den geschockten Passanten alarmierten Einsatzkräfte durchblicken ließen, hatte der kleine Syrer, den sie dort zwischen den Überresten eines zerfetzten Böllers liegend auflasen, eine schwere Verletzung an der Hand erlitten - wobei die Ärzte im Spital sicher alles getan haben werden, um alle Gliedmaßen zu retten. Obendrein hatte es auch noch ein Auge erwischt, ob dauerhafte Schäden bleiben, ist auch hier ungewiss. Die Ermittlungen, woher die drei Jungs, die es am Schulweg leider krachen ließen, sind noch unklar - haben sie unvorsichtigerweise ein gefundenes Halloween-Überbleibsel gezündet oder haben schon für die Schreckensnacht aller Tierbesitzer, nämlich Silvester, geprobt? Der schwer verletzte 11-Jährige konnte noch nicht einvernommen und die beiden Kumpels, die ihn im Stich gelassen haben, nicht ausgeforscht werden.
Nur eine Woche davor hat es ebenfalls einem jungen Syrer in einem Park in Hernals, der dort einen verbotenen Böller zündete, durch die Explosion eines sogenannten Blitzknallsatzes einen Finger abgerissen. Der 14-Jährige gab an, den Böller von Bekannten erhalten zu haben. Die weiteren Untersuchungen führt das Landeskriminalamt Wien, Ermittlungsbereich Brand.
Kracher und Raketen - was erlaubt ist und was nicht
Die Wiener Polizei warnt eindringlich vor dem Gebrauch illegaler oder unsachgemäß verwendeter Pyrotechnik. Immer wieder komme es zu schweren Verletzungen, die auf Sorglosigkeit, Unachtsamkeit oder missbräuchliche Verwendung zurückzuführen seien. Besonders gefährlich seien Böller, die aus dem Ausland stammten und keine Zulassung oder Qualitätsprüfung hätten – sie könnten unkontrolliert explodieren und schwerste Verletzungen verursachen. Erlaubt sind eigentlich nur - und das auch erst ab 12 Wunder- und Leuchtkerzen, Knallbonbons, Knallerbsen, Tischfeuerwerke und Miniknallfrösche.
Ab 16 erlaubt sind des Weiteren Doppelschläge, Knallfrösche, Baby-Raketen, die klassischen Piraten, Vulkane, Kometen- oder Leuchtbatterien sowie Bengal-, Schellack-oder Rauchpulver.
Für alles andere (von wirkungsstarken Raketen bis hin zu Kugelbomben) muss man mindestens 18 sein UND einen Pyrotechnikausweis samt entsprechender Ausbildung haben.
Was absolut verboten ist, zeigt folgende Grafik - am besten ausschneiden und aufheben:
Noch einmal zur Verdeutlichung und hoffentlich auch zur Abschreckung: Laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) müssen in Österreich zwischen 200 und 400 Personen wegen Unfällen mit Pyrotechnik stationär bzw. ambulant im Spital behandelt werden. Die meisten Verletzungen betreffen Jugendliche im Alter von 15 bis 24 Jahren, die mit rund 50 Prozent den größten Anteil der Betroffenen ausmachen. Kinder bis 14 Jahre stellen rund 14 Prozent der Verletzungen, während Erwachsene im Alter von 25 bis 64 Jahren für rund ein Drittel der Fälle verantwortlich sind. Senior*innen ab 65 Jahren sind mit lediglich einem (!) Prozent kaum betroffen. 9 von 10 Betroffenen sind männlich!