Niederösterreich

Nitschs 6-Tage-Spiel geht zu Pfingsten ins Finale

14.05.2025

 Rita Nitsch will Schloss Prinzendorf an das Land übergeben, doch es besteht kein Interesse.

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© Verein z. Förderg. des O.M. Theaters
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Das 2022 wenige Wochen nach dem Tod des Künstlers auf Schloss Prinzendorf gestartete "6-Tage-Spiel" von Hermann Nitsch geht von 7. bis 9. Juni in seine zweite Halbzeit. Nach den im Todesjahr realisierten ersten beiden Tagen und dem 2023 ausgerichteten dritten, Gott Dionysos gewidmeten Tag, geht es nun ins dreitägige Finale. "Ich hoffe nicht, dass es das letzte Mal ist, aber ich werde es mir nicht mehr leisten können, weil es sehr teuer ist", erklärt Rita Nitsch.

Umsetzung mit einem riesigen Ensemble

Die Witwe des Malers und Aktionskünstlers, der das 1998 erstmals umgesetzte 6-Tage-Spiel als Hauptwerk seines Orgien Mysterien Theaters (O.M. Theater) ansah, bei dem er Text, Musik, Malerei und Performance gesamthaft verknüpfte, realisiert die Aufführung zu Pfingsten wieder gemeinsam mit dem italienisch-britischen Künstler Andrea Cusumano.

© Red Bull Mediahouse

Dieser übernehme die Leitung des aus über 100 Musikerinnen und Musikern bestehenden Ensembles nach der 1000 Seiten umfassende Notenschrift, die Hermann Nitsch zusammen mit minutiösen Handlungsanweisungen hinterlassen hat, hieß es bei der Vorstellung der Details in der Nitsch Foundation in Wien. Neben dem Orchester nehmen 80 Akteure und rund 20 weitere Mitwirkende teil.

Max Stiegl mit einem Sautanz vom Mangalitza-Schwein

Auch in der zweiten, erweiterten Fassung des 6-Tage-Spiels nehmen Essen und Trinken eine zentrale Rolle ein. Am Pfingstmontag zelebriert Spitzenkoch Max Stiegl einen traditionellen Sautanz, dessen Vorbereitungen bald nach Sonnenaufgang starten und bei dem es mittags u.a. Würste, Rahmherz, Kesselfleisch und Grammeln, abends den Sauschädel zum Verzehr gibt. "Es geht um die ganzheitliche Verwertung des Schweines", sagte Stiegl. Dafür sei "ein Mangalitza-Schwein von 380 Kilogramm und eine Menge Ersatzteile" aufgeboten, berichtete der Koch, der auf seinem Gut Purbach im Burgenland seit über zehn Jahren das traditionelle Schlachtfest anbietet. Die nächsten Termine dafür gibt es im November.

Man müsse sich das 6-Tage-Spiel "wie eine riesige Collage aus allen Bereich der abendländischen Kunstgeschichte" vorstellen, bei dem die unterschiedlichsten Genres und Bezüge bis hin zur Psychoanalyse "nebeneinander, untereinander, übereinander" stünden, sagte Rita Nitsch, die betonte, dass die Aktion ausschließlich aus privaten Mitteln, zum Großteil aus Nitschs Nachlass, finanziert werde. "Wir bezahlen alles selbst. Nicht, dass es wieder heißt: Der Steuerzahler finanziert dieses Schweinerei!" Proteste, Drohungen und Anfeindungen haben das Werk von Hermann Nitsch von Anfang an begleitet.

Verhandlungen über Zukunft von Schloss Prinzendorf

Rita Nitsch erinnerte daran, dass ihr Mann immer davon geträumt habe, dass das 1971 von ihm angekaufte und restaurierte Schloss Prinzendorf (Bez. Gänserndorf), das zum wichtigsten Wohn- und Schaffensort des Künstlers, zum Aufführungsort und zur Pilgerstätte seiner Fans wurde, auch posthum als Aufführungsort seiner Werke genutzt werde, vergleichbar mit Bayreuth für die Opern Richard Wagners. "Vielleicht wird das künftig möglich sein, aber zur Zeit schaut es schlecht aus. Ich wollte das dem Land Niederösterreich schenken, als Nitsch Museum - doch die wollen das nicht", sagte Rita Nitsch. "Ich hoffe und verhandle natürlich weiter, weil es die beste Lösung wäre."

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