Weiterhin Liköre
Diözese Linz: Übernahme des Stiftes Engelszell vertraglich besiegelt
28.10.2025Gastronomie, Brauerei und die traditionsreiche Likörproduktion am Standort des Stiftes Engelszell werden weitergeführt.
Engelhartszell. Seit der Aufhebung des Stiftes Engelszell als letzte Trappistenabtei in Österreich 2023 engagiert sich die Diözese Linz in der Übernahme des Stiftsgebäudes. Seit 1. August 2025 nimmt die Diözese Linz bereits die Geschäftsführung und Verwaltung des Klosterbesitzes wahr. Heute wurden im Linzer Priesterseminar die Übergabeverträge unterzeichnet. Eine Planungsgruppe wird nun mögliche Nutzungen des Stiftsareals überlegen.
Das Kloster Engelszell, ein Tochterkloster von Stift Wilhering in der Donaugemeinde Engelhartszell, war zuletzt seit 1925 von Mönchen des Trappistenordens besiedelt. Wegen Nachwuchsmangels und Überalterung der Mönche hat der Orden 2023 entschieden, die letzte Trappistenabtei in Österreich aufzuheben.
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Nach der Entscheidung für eine Aufhebung wurden zwischen Vertretern der Diözese Linz und der Trappisten intensive Gespräche geführt, um wechselseitige Erwartungen abzugleichen und vertragliche Verpflichtungen zu vereinbaren. Da klar war, dass die vorhandenen Wirtschaftsbetriebe nicht zur kirchlichen Kompetenz zählen, wurde im Sommer 2025 die „Engelszeller Likör- und Brau GmbH“ gegründet und vom regionalen Familienunternehmen Paminger aus St. Aegidi übernommen. Damit werden Gastronomie, Brauerei und die traditionsreiche Likörproduktion am Standort des Stiftes Engelszell weitergeführt.
Heute erfolgte nun als nächster Schritt die Übernahme der vollen Verantwortung für die Kirche und die Stiftsgebäude sowie für die dazugehörigen landwirtschaftlichen Bereiche: Im Linzer Priesterseminar wurden die Übergabeverträge unterzeichnet, die von den staatlichen und römischen Behörden noch genehmigt werden müssen.
Bischof Scheuer: Engelszell als Ort der gelebten Caritas und als pastorales Zentrum erhalten
Bischof Manfred Scheuer verbindet mit dem Stift Engelszell Erinnerungen aus seiner Kindheit und Jugend: „Ich weiß noch, dass die Trappisten in meiner Heimatpfarre Haibach ob der Donau zu den ‚heiligen Zeiten‘ ausgeholfen und Messe gefeiert haben. Damals war ich Ministrant.“ Während seiner Studienzeit und als Spiritual im Linzer Priesterseminar habe er bei Exerzitien und stillen Tagen Kontakt zu Trappistenmönchen gehabt.
Der Bischof erinnerte zunächst an die wechselvolle Geschichte des Stiftes Engelszell: „Gegründet wurde es im Jahr 1292 als Zisterzienserkloster. Über viele Jahrhunderte hinweg erlebte es Phasen des Niedergangs und der Erneuerung. Immer wieder zeigte sich dabei auch eine enge Verbindung zum Stift Wilhering. Nach der Aufhebung des Klosters durch Kaiser Joseph II. dauerte es bis in die 1920er Jahre, ehe die Trappisten hier eine Heimat fanden und in Folge eine Abtei gründeten.“ Ganz besonders wies Manfred Scheuer auf das Schicksal der Mönche in der Zeit des Nationalsozialismus hin: Mehrere Brüder wurden im Konzentrationslager Dachau inhaftiert und ermordet.
Der Bischof dankte den Trappisten für ihr Wirken in Engelszell und für ihre wertvolle Präsenz in der Diözese Linz: „Durch ihr Gebet, die Pflege der Liturgie und der Kunstschätze sowie ihr wirtschaftliches Wirken haben die Trappisten nach dem Krieg wesentlich zur Belebung der Donautal-Region beigetragen. Für die Diözese Linz ist es von großer Bedeutung, dass das Stift Engelszell auch künftig ein Ort bleibt, an dem Menschen die Nähe Gottes erfahren können.“ Die Stiftskirche solle weiterhin für Besucher:innen offenstehen und ein lebendiger Ort des Glaubens sein, so der Wunsch des Bischofs. Ebenso wichtig sei der Diözese, dass Engelszell als Ort der gelebten Caritas und als pastorales Zentrum erhalten bleibe, betonte Scheuer.
Bei einem festlichen Gottesdienst am 30. November 2025 um 10 Uhr in der Stiftskirche Engelszell mit Bischof Manfred Scheuer, Generalabt Bernardus Peeters OCSO und Abt Samuel Lauras OCSO wird der Dank für das fast hundertjährige Wirken der Trappisten in Oberösterreich zum Ausdruck gebracht.
Ökonom Prinz: Einen geschichtsträchtigen Ort erhalten und weiterentwickeln
Ökonom Reinhold Prinz betonte, mit dem Stift Engelszell übernehme die Diözese Linz nicht nur einen geschichtsträchtigen Ort, sondern auch die Aufgabe, diesen zu erhalten und weiterzuentwickeln. „Um den vertraglich festgehaltenen Verpflichtungen nachkommen zu können, werden die Erträge aus den Liegenschaften sowie aus den auch weiterhin geführten Betrieben Fernwärme und Elektrizitätswerk, bestehend aus zwei Kleinwasserkraftwerken, herangezogen“, erläuterte Prinz.
Die Betriebe für Bier- bzw. Likörerzeugung und die Gastronomie seien im Sommer als GmbH dem Familienunternehmen Paminger übertragen worden, erinnerte der Ökonom. Angesichts der Herausforderungen, die die Diözese Linz unter anderem im laufenden Prozess zur Haushaltssicherung („Zukunft sichern“) zu bewältigen habe, stelle die Übernahme keine leichte Aufgabe dar, er sei aber zuversichtlich, dass sie gelingen werde. „Ungeachtet dessen verstehen wir den Erhalt von Stift Engelszell als religiös-kultureller Impulsgeber in der Region als einen ehrenvollen Auftrag“, so Prinz.
Gottesdienst mit Bischof Scheuer
Bei einem festlichen Gottesdienst am ersten Adventsonntag, 30. November 2025 um 10 Uhr in der Stiftskirche Engelszell mit Bischof Manfred Scheuer, Generalabt Bernardus Peeters OCSO und Abt Samuel Lauras OCSO wird der Dank für das fast hundertjährige Wirken der Trappisten in Oberösterreich zum Ausdruck gebracht.