Salzburg

Polizei brach 2010 Gurlitts Haus auf

06.11.2013

Beamte machten Hausdurchsuchung - Feuerwehr tauschte Schloss aus.

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Im Salzburger Haus des mysteriösen Kunstsammlers Cornelius Gurlitt hat es bereits am 14. Oktober 2010 eine Hausdurchsuchung gegeben, berichtet das deutsche Magazin "Focus" am Mittwoch. Polizisten hätten das verfallene Gebäude im Salzburger Stadtteil Aigen auf der Suche nach dem Kunstsammler durchkämmt - ohne Erfolg. Besorgte Nachbarn hätten zuvor die Behörde verständigt, da sie befürchteten, dass der Mann tot in seinem Haus liege.



Schlösser ausgetauscht
Bei der Hausdurchsuchung sei nach einer Person - nicht nach Kunstgegenständen - gesucht worden, so eine Polizei-Sprecherin. Nachdem die Beamten niemand gefunden hätten, sei die Durchsuchung beendet worden. Die Feuerwehr, die die Tür aufgebrochen hatte, wechselte noch am selben Tag die Schlösser aus. "Die Schlüssel wurden damals nicht abgeholt", wird die Polizei-Sprecherin in dem Bericht zitiert.

Die Beamten seien bisher noch nicht zu Wahrnehmungen bezüglich Kunstgegenständen befragt worden, weil es noch kein Rechtshilfeersuchen der deutschen Behörden gebe.

Von Sammler Gurlitt fehlt seit dem Bekanntwerden des Fundes jede Spur .

Belvedere-Vizedirektor: "Gewusst hat das jeder"
Der Münchner Kunstfund ist für Alfred Weidinger, Vizedirektor des Wiener Belvedere, alles andere als eine Überraschung: "Das ist alles ziemlich aufgeblasen. Dass diese Sammlung existiert, das war kein Geheimnis. Im Grunde genommen hat jeder wichtige Kunsthändler im süddeutschen Raum gewusst, dass es das gibt - auch in der Dimension", so der Experte für die klassische Moderne.

Weidinger sieht dabei vor allem die Restitutionsforscher in der Schuld: "Jetzt wird es so dargestellt als wäre das die große Sensation, die große Entdeckung - gewusst hat das jeder." Hätten die Restitutionsforscher richtig gearbeitet, wären sie bereits bedeutend früher darauf gekommen, so der Experte gegenüber der APA. "Das Problem in der Restitutionsforschung ist, dass sie nicht präzise genug sind. Jetzt von einer großen Entdeckung zu sprechen, ist geradezu lächerlich. Wenn ein Restitutionsforscher ordentlich arbeitet, ist es kein Geheimnis, den Spuren der Familie Gurlitt nachzugehen - in keiner Art und Weise. Jeder, der von der Familie noch lebt, steht im Telefonbuch! Wenn man im Jahr 2013 darauf kommt, dass es in München die Sammlung Gurlitt gibt, dann haben die ihren Job nicht richtig gemacht."

Eine Erklärung für das Vorgehen der Behörden und den Umgang mit der Öffentlichkeit hat der Kunsthistoriker ebenfalls: "Ich glaube, da wollen sich Leute wichtig machen. Da kommt plötzlich eine Kunsthistorikerin daher, die mit einem Male als die große Entdeckerin gilt - das ist lächerlich!" Er persönlich glaube jedenfalls nicht, dass sich noch weitere Gurlitt-Werke in Österreich finden werden. Sein persönliches Fazit ist jedoch eindeutig: "In diesem Fall haben viele ihre Hausaufgaben nicht richtig gemacht."

Sammlung von Alliierten konsfisziert
Einige der in München aufgetauchten Kunstwerke wurden einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zufolge offenbar nach Kriegsende von den Alliierten beschlagnahmt und von diesen von 1945 bis 1950 verwahrt. Auf einer Liste, die die Alliierten anhand von Befragungen des Kunsthändlers Hildebrand Gurlitts anfertigten, waren auch einige der am Dienstag in Augsburg präsentierten Werke, darunter das bisher unbekannte Selbstbildnis von Otto Dix und das Gemälde "Zwei Reiter am Strand" von Max Liebermann sowie die Gouache von Marc Chagall.

Laut dem Zeitungsbericht forderte Hildebrand Gurlitt die Werke mit Erfolg von den Alliierten zurück. Bis auf zwei Bilder sei ihm seine angebliche Privatsammlung 1950 zurückgegeben worden.

Das Dix-Selbstporträt gehört zu den 1401 Bildern, die in der Münchner Wohnung des Kunsthändler-Sohns Cornelius Gurlitt entdeckt wurden, gegen den wegen des Verdachts der Unterschlagung und Steuerhinterziehung ermittelt wird. Unter den Kunstwerken befinden sich laut der Berliner Kunsthistorikerin Meike Hoffmann auch bisher unbekannte Meisterwerke von Picasso, Dürer, Renoir und Toulouse-Lautrec. Ein Großteil davon scheint Nazi-Raubkunst zu sein, darunter Werke des Expressionismus, Dadaismus, Surrealismus oder Kubismus - Kunstströmungen, die von Adolf Hitler als "entartet" stigmatisiert worden waren.

 







 

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