Dramatische Lage

Ärzte warnen vor Medikamenten-Engpass: "Gefährliche Verschärfung droht"

08.07.2025

Die Lage ist dramatisch: Hunderte lebenswichtige Arzneimittel fehlen in Österreichs Apotheken – von Schmerzmitteln über Antibiotika bis hin zu Hustensäften für Kinder. Jetzt warnt die Ärztekammer: "Die Krise wird noch schlimmer!"

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Am Dienstag warnte die Ärztekammer von einer Verschärfung des Medikamentenmangels in Österreich.

"Dass in Österreich regelmäßig hunderte Arzneimittel fehlen, daran haben wir uns leider schon fast gewöhnt. Darunter im Alltag vieler Menschen unentbehrliche Medikamente wie Schmerzmittel, Antibiotika oder Hustensäfte für Kinder. Dass kranke Menschen dringend benötigte Medikamente nicht bekommen, ist aus medizinischer Sicht inakzeptabel und für ein wohlhabendes Land wie Österreich beschämend“, donnerte Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, zum Beginn der Pressekonferenz am Dienstag.

Preisband-System "als Fehler"

Doch statt Besserung droht eine Verschärfung der Engpässe – ausgerechnet wegen einer österreichischen Sonderrolle: Das Preisband-System mache Österreich zum Billigstland für Pharmahersteller. "Die liefern lieber in Länder, die mehr zahlen", heißt es von mehreren Ärzten. Das System sei "ein Fehler".

Monatlich würden durchschnittlich 20 Generika Arzneimittel den Erstattungskodex in Österreich verlassen, „weil ihre Herstellung trotz Erstattung nicht mehr wirtschaftlich ist“, so Ernst Agneter, Facharzt für Pharmakologie, Inhaber des Lehrstuhls für Pharmakologie an der Sigmund Freud Privatuniversität und Präsident der Gesellschaft der Ärzte in Wien.

Selbst Diabetes-Medikamente wie Metformin könnten bald fehlen – wegen neuer EU-Abwasserrichtlinien, die die Herstellung verteuern. 

"Gefahr aus der Politik"

Doch die größte Gefahr komme aus der Politik: Die umstrittene Wirkstoffverschreibung würde Ärzte entmachten. Statt eines bestimmten Präparats dürften sie nur noch den Wirkstoff verschreiben – die Apotheke entscheidet, was der Patient bekommt!

Das sei brandgefährlich, warnt Steinhart. Denn es sei zu befürchten, dass die Auswahl nicht mehr am konkreten Bedarf eines Patienten orientiert ist, sondern auch andere Überlegungen wie Lagerhaltungskosten oder Gewinnspannen für die Apotheken entscheidungsrelevant werden 

Im schlimmsten Fall könnten Patienten ersticken: „Bei Schluckbeschwerden achten wir beispielsweise auf ein lösliches Präparat. Dieses Wissen über einen Patienten hat aber der Apotheker nicht und so kann es zu gefährlichen Situationen kommen, wenn der Patient trotzdem versucht, das Medikament zu schlucken.“ 

„Wir Ärzte werden uns dagegen wehren – im Interesse unserer Patienten!“, kündigt Steinhart an. 

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