Kdolsky-Interview

"An Ärztekammer leider gescheitert"

18.11.2008

Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky spricht im Interview mit ÖSTERREICH erstmals zu den Korruptionsvorwürfen an Pharma und Ärzte.

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Das ist volles Programm: Gerade erst von einer Konferenz aus Kairo zurück, referierte Noch-Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky gestern über den richtigen Umgang mit Antibiotika. Ob sie bald zur WHO nach Kopenhagen geht, will sie aber nicht verraten.

ÖSTERREICH: Wie korrupt ist das System von Pharmaindustrie und Ärzteschaft?
Andrea Kdolsky: Es gibt jetzt ein Buch, das ich nicht abqualifizieren möchte und das sicher Dinge aufzeigt, die wir ja immer wieder im Laufe der Zeit hören. Aber ich kann Ihnen eine Antwort geben, wie wir Fälle von Korruption verhindern – nämlich mit standardisiertem Qualitätsmanagement, mein Credo seit zwei Jahren. Mir tut leid, dass die Einführung des Qualitätsmanagements letztendlich an den Funktionären der Ärztekammer gescheitert ist. Ich hoffe, dass die nächste Regierung sich hier durchsetzen kann.

Sehen Sie Chancen einer Gesundheitsreform?
Die Gesundheitsreform, die alle ununterbrochen herbeibeschwören, die kenne ich nicht, die gibt’s auch nicht. Es gibt nur einen Reformprozess im Bereich der Adaptierung an neue Herausforderungen und der läuft konstant in meinem Ressort. Wovon immer wieder gesprochen wird, ist die Finanzierung der defizitären Krankenkassen. Wir haben klar gesagt, dass dafür in den Strukturen etwas gemacht werden muss. Denn einfach nur Geld zu geben, war in den letzten 60 Jahren leider Usus im Gesundheitswesen.

Fühlen Sie sich an die Koalitionsverhandlungen 2006 erinnert, wenn Sie die aktuellen Taktiken sehen?
Ich war 2006 Spitalsmanagerin der nö. Landesklinikenholding – und es haben mich ganz ehrlich die Koalitionsverhandlungen nicht interessiert. Es macht mir aber jetzt Spaß zu beobachten, dass genau jene, die während der vergangenen zwei Jahre gesagt haben, es sei zu wenig im Koalitionsübereinkommen definiert worden – genau jetzt auf die Zeit drängen und alles in einer Husch-pfusch-Aktion erledigt haben wollen. Ich sage: Lieber ein bisschen länger und intensiver, als nachher wieder in eine Situation zu kommen, wo Crash-Punkte nicht klar definiert sind.

In rund 40 Tagen tritt das neue Rauchergesetz in Kraft – gibt es dazu Informationsmaßnahmen des Gesundheitsministeriums?
Die Information ist hervorragend gelaufen. Man muss sich als mündiger Staatsbürger aber auch bewusst sein, dass man sich auch zu informieren hat. Eigenverantwortung ist ein Thema, dass in der Ära Kdolsky immer ganz großgeschrieben worden ist.

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