Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky spricht im Interview mit ÖSTERREICH erstmals zu den Korruptionsvorwürfen an Pharma und Ärzte.
Das ist volles Programm: Gerade erst von einer Konferenz aus Kairo zurück, referierte Noch-Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky gestern über den richtigen Umgang mit Antibiotika. Ob sie bald zur WHO nach Kopenhagen geht, will sie aber nicht verraten.
ÖSTERREICH: Wie korrupt ist das System von Pharmaindustrie und
Ärzteschaft?
Andrea Kdolsky: Es gibt jetzt ein Buch, das ich
nicht abqualifizieren möchte und das sicher Dinge aufzeigt, die wir ja immer
wieder im Laufe der Zeit hören. Aber ich kann Ihnen eine Antwort geben, wie
wir Fälle von Korruption verhindern – nämlich mit standardisiertem
Qualitätsmanagement, mein Credo seit zwei Jahren. Mir tut leid, dass die
Einführung des Qualitätsmanagements letztendlich an den Funktionären der
Ärztekammer gescheitert ist. Ich hoffe, dass die nächste Regierung sich hier
durchsetzen kann.
Sehen Sie Chancen einer Gesundheitsreform?
Die
Gesundheitsreform, die alle ununterbrochen herbeibeschwören, die kenne ich
nicht, die gibt’s auch nicht. Es gibt nur einen Reformprozess im Bereich der
Adaptierung an neue Herausforderungen und der läuft konstant in meinem
Ressort. Wovon immer wieder gesprochen wird, ist die Finanzierung der
defizitären Krankenkassen. Wir haben klar gesagt, dass dafür in den
Strukturen etwas gemacht werden muss. Denn einfach nur Geld zu geben, war in
den letzten 60 Jahren leider Usus im Gesundheitswesen.
Fühlen Sie sich an die Koalitionsverhandlungen 2006 erinnert, wenn Sie
die aktuellen Taktiken sehen?
Ich war 2006 Spitalsmanagerin der
nö. Landesklinikenholding – und es haben mich ganz ehrlich die
Koalitionsverhandlungen nicht interessiert. Es macht mir aber jetzt Spaß zu
beobachten, dass genau jene, die während der vergangenen zwei Jahre gesagt
haben, es sei zu wenig im Koalitionsübereinkommen definiert worden – genau
jetzt auf die Zeit drängen und alles in einer Husch-pfusch-Aktion erledigt
haben wollen. Ich sage: Lieber ein bisschen länger und intensiver, als
nachher wieder in eine Situation zu kommen, wo Crash-Punkte nicht klar
definiert sind.
In rund 40 Tagen tritt das neue Rauchergesetz in Kraft – gibt es dazu
Informationsmaßnahmen des Gesundheitsministeriums?
Die
Information ist hervorragend gelaufen. Man muss sich als mündiger
Staatsbürger aber auch bewusst sein, dass man sich auch zu informieren hat.
Eigenverantwortung ist ein Thema, dass in der Ära Kdolsky immer ganz
großgeschrieben worden ist.