Heißes Match

ORF-Duell um neuen General

05.12.2015

Derzeit kommen ORF-Chef Wrabetz und Finanzchef Grasl auf fast gleich viele Stimmen.

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Im Hintergrund ist der Kampf um den Chfeposten im ORF längst eröffnet. Zwar wählt der ORF-Stiftungsrat erst im August 2016 den neuen ORF-Generaldirektor, aber bereits jetzt wird um jede Stimme erbittert gekämpft. Und es zeichnet sich ein klares Duell um den Generaldirektor des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ab:

Auf der einen Seite steht der amtierende ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz. Er ist seit 2006 Herr über den Küniglberg und hat bereits so manchen Versuch ihn politisch zu „killen“ überlebt. Wrabetz – der der SPÖ zugerechnet wird, aber nie die Liebe von SPÖ-Kanzler Werner Faymann für sich erobern konnte – ist laut Vertrauten jedenfalls wild entschlossen es erneut zu versuchen. Der Manager, der 2006 mittels Regenbogenkoalition – SPÖ, Grüne und Freie – Generaldirektor wurde – möchte vor Weihnachten seine Kandidatur bekannt geben.

Kronprinz Grasl könnte seinen Coup schaffen
Auf der anderen Seite steht der derzeitige kaufmännische Direktor des ORF, Richard Grasl, der der ÖVP zugerechnet wird. Sein politischer Mentor ist der mächtige niederösterreichische VP-Landeshauptmann. Bislang arbeitete er gut mit Wrabetz zusammen. 2016 könnte aber seine große Stunde schlagen:

  • Die ÖVP möchte den Roten im Gegenzug für den ORF-Chefsessel den Posten des Rechnungshofpräsidenten anbieten. Dieser wird ebenfalls 2016 neu besetzt.
  • Zudem wollen die Schwarzen den Roten auch den Job des Infodirektors – der über alle Nachrichtensendungen entscheidet – anbieten.
  • Im Gegenzug könnte Grasl neuer ORF-Chef werden.

Sollte die SPÖ dieses Angebot ablehnen, könnte Grasl es mit einem ähnlichen „Coup“ schaffen, wie einst Wrabetz unter Schwarz-Blau:

Macht ÖVP jetzt einen Schwarz-Blau-Coup?
Die Schwarzen haben im 35-köpfigen Stiftungsrates des ORF – es wählt den ORF-Chef – bereits die relative Mehrheit. Gemeinsam mit FPÖ und einigen freien Stiftungsräten könnte Grasl uch gegen den Willen der SPÖ zum Nachfolger von Wrabetz gehievt werden.

In der ÖVP sollen gewichtige Kreise diese Option favorisieren. VP-Vizekanzler Reinhold Mitterlehner soll aber – derzeit – noch nicht dazu gehören.

Zudem könnte just der blaue Stiftungsrat Norbert Steger diesen schwarz-blauen Plänen einen Strich durch die Rechnung machen. Steger ist Wrabetz seit Jahrzehnten freundschaftlich verbunden. Und genau darauf spekuliert wohl auch Überlebenskünstler Wrabetz.

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