Wirtschaftskammer
WKO-Machtkampf: Martha Schultz folgt auf Mahrer - vorerst
14.11.2025Nach dem Rücktritt von WKO-Präsident Harald Mahrer wurde hektisch nach einer Nachfolgerin bzw. einem Nachfolger gesucht. Es wurde vorerst nur eine interimistische Lösung.
In der Wirtschaftskammer brannte wegen der Gagen-Affäre und dem darauffolgenden Rücktritt von Präsident Harald Mahrer am Freitag nicht nur der Hut - sondern es rauchten auch die Köpfe der neun Landespräsidenten. Wie oe24 erfuhr, berieten diese, wer Mahrer an der Wirtschaftsbund- und Kammerspitze folgen soll. Sie müssen die Kammer nach dem „Frontalschaden“ - der Ausdruck kam von Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner - wieder neu aufstellen.
Martha Schultz wäre logisch
Logische Nachfolgerin wäre Martha Schultz - die Seilbahn-Unternehmerin aus dem mächtigen Zillertaler Schultz-Clan ist Mahrers Stellvertreterin und soll den Job bis zur Klärung der endgültigen Nachfolge übernehmen. Sie wäre aber auch eine respektable Dauerlösung. Dem Vernehmen nach will sie die Mammutaufgabe allerdings nicht dauerhaft übernehmen. Ebenfalls hörte man den Namen des Vorarlberger Kammerpräsidenten, Karlheinz Kopf. Der 68-Jährige kennt die Kammer wie kein Zweiter, ihm wird zugetraut, wieder Ruhe in die Organisation zu bringen. Sein Problem ist ein doppeltes: Allein schon von seinem Alter her ist der Routinier nach außen hin kaum als Neustart zu verkaufen. Und: Unter den neun Kammerpräsidenten gilt Kopf nicht als „richtiger Unternehmer“, also als einer, der einen eigenen Betrieb führt und nicht nur ein EPU.
Schultz nur als Übergangslösung
Nach stundenlangem Ringen stand am Freitagnachmittag dann fest: Schultz wird geschäftsführende Chefin des Wirtschaftsbundes und leitet „als Vizepräsidentin amtsführend die Geschäfte von Präsident Mahrer“ in der Kammer selbst. Man schaffte also nur eine Interimslösung.
Anforderungsprofil: Keine Partei-Karriere, jung und Unternehmer
Innerhalb des Wirtschaftsbundes taten massive Differenzen zutage. Viele fordern einen gestandenen Unternehmer oder eine Unternehmerin an der Spitze und haben dazu ein Anforderungsprofil zusammengestellt. So soll der oder die Neue keine Übergangslösung darstellen, also nicht im Pensionsalter sein. Und: Es soll eine Persönlichkeit sein, die keine Karriere in der ÖVP hatte, also keine Berufspolitikerin ist oder war. Das Problem: Damit wären unter den Landespräsidenten praktisch alle ausgeschieden, mit Ausnahme des Burgenländers Andreas Wirth. Das Profil träfe allerdings auf eben Schultz zu oder auch auf den steirischen Auto- und Maschinen-Händler Philipp Gady. Er war schon einmal Vizepräsident der Bundeskammer.
Wirtschaftsbundintern zeichnete sich also eine Grundsatzentscheidung und damit verbunden ein Machtkampf ab: Macht man die Wirtschaftskammer zur echten „Unternehmerkammer, die sich auf reine Interessenvertretung konzentriert“ oder bleibt sie der „Vorgarten der ÖVP“. Viele im Wirtschaftsbund haben es als ausgesprochen unelegant empfunden, dass ausgerechnet die Landeshauptleute Mikl-Leitner und Stelzer Mahrer abmontiert hatten.
Abgesehen davon, wurden jede Menge Namen gehandelt. So etwa die Oberösterreicherin Doris Hummer - sie soll aber bereits abgesagt haben. Abgesagt hat auch Energie-Staatssekretärin Elisabeth Zehetner, sie soll aber weiter im Spiel sein. Genannt wurde oe24 aber auch ÖVP-Energiesprecherin Tanja Graf, eine Salzburgerin - all diese Frauen erfüllen aber das Anforderungsprofil nicht. Und zu allem Überfluss soll auch noch der scheidende Präsident Mahrer versuchen, seinen „Spezi“. den Steirer Andreas Herz durchzudrücken.