Wirbel um kontroverse Gäste

Gudenus-Comeback am Akademikerball

24.01.2020

Die bereits im Vorfeld angekündigte Gegendemonstration gegen den Akademikerball verlief laut Polizei ohne Zwischenfälle – Große Kritik gab es an der Teilnahme von Johann Gudenus und dem Chef der rechtsextremen Identitären.

Zur Vollversion des Artikels
© tzoe fuehrich
Zur Vollversion des Artikels

Wien. Die Wiener Hofburg als Schauplatz des freiheitlichen Akademikerballs. Auch heuer wird auf der Straße gegen den Ball protestiert, Kritiker sehen darin ein internationales Vernetzungstreffen Rechtsextremer. Prominenter Ballgast ist FPÖ-Chef Norbert Hofer, der auch eine Rede halten wird.

Der öffentliche Verkehr wurde aufgrund der Gegendemonstrationen stark eingeschränkt. 

++++ Den LIVE-TICKER finden Sie weiter unten im Artikel ++++

Strache nicht am Akademikerball

Der diesjährige Burschenschafter-Ball ist der erste nach dem Rücktritt von Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, der in der Vergangenheit als Stargast und Redner auf dem Ball aufgetreten ist. Heuer blieb der an der Ibiza-Affäre gescheiterte Ex-Vizekanzler dem Ereignis fern. Im Zuge der Balleröffnung (ca. 21.30 Uhr) hielt der FPÖ-Parteiobmann Norbert Hofer, der selbst bei der Schülerverbindung Marko-Germania zu Pinkafeld Mitglied ist, im Ballsaal eine kurze Rede.
 
Vor den Toren der Hofburg wurden wie schon in den Jahren zuvor zugleich Proteste abgehalten. Die Polizei hatte wieder eine große Sperrzone rund um den Heldenplatz (ab 17.00 Uhr) angekündigt, um Zwischenfälle zu vermeiden. Die Sperrzone fiel etwas größer aus als 2019 und inkludierte auch den Ring zwischen Bellariastraße und Goethegasse. 

Höchste Sicherheitswarnstufe: 1.600 Polizisten vor Ort

Organisiert wurden die Proteste neuerlich von der Plattform "Offensive gegen Rechts". Es wurden rund 700 Personen zur Demonstration angemeldet. Das Motto lautet "FPÖ-Burschiball blockieren". Ab 17.00 Uhr sammelte sich der Demo-Zug vor der Hauptuniversität am Schottentor – Auch die Gruppierung "Omas gegen Rechts" nahm an dem Demonstrationszug teil. Nach einem Marsch durch die Innenstadt wurde noch vor der offiziellen Eröffnung des Akademikerballes eine Abschlussrede vor der Wiener Staatsoper gehalten. 
 
© tzoe fuehrich
 
Einlass am Ball selbst war für Dinnergäste ab 18.00 Uhr, für Ballgäste zwei Stunden später. Die Eröffnung fand leicht verspätet um 21.30 Uhr statt. Wie schon 2019 soll auch heuer wieder Profi-Tänzer Willi Gabalier aufgetreten sein – Zumindest kündigte Ball-Organisator Udo Guggenbichler dies im Vorfeld an.
 

Proteste schon am Donnerstag gestartet

 
Erste Proteste gegen den Ball hat es bereits am Donnerstag gegeben: Das Bündnis "JetztZeichenSetzen" lud zu einer Medienaktion vor der Hofburg. "Wie lange noch sollen die Prunkräume der Republik als Schauplatz für die Vernetzung des nationalen und internationalen Rechtsextremismus dienen?", hieß es.
 
© tzoe fuehrich
 
Scharfe Kritik an der Teilnahme Hofers am Ball übte im Vorfeld die SPÖ: "Der Akademikerball gilt nicht umsonst als Treffpunkt und Vernetzungsdrehscheibe für Rechtsextreme aus dem In- und Ausland. Es ist nicht tragbar, und gegen jeden politischen Anstand, wenn offizielle Vertreter des Parlaments daran teilnehmen", verwies SPÖ-Abgeordnete Sabine Schatz am Donnerstag auf Hofers Stellung als Dritter Nationalratspräsident.
 

Identitären-Chef zu Gast

 
Im Vorfeld des Balles gab es auch Aufregung um einen möglichen, aber noch nicht bestätigte Besuch von Identitären-Chef Martin Sellner. SPÖ und ÖVP kritisierten fehlende Distanz der FPÖ zum Rechtsextremismus. Gegen 20.07 Uhr stand schlussendlich fest: Martin Sellner, Chef der rechtsextremen Identitären, ist mit seiner Ehefrau, der "Rechts-Influencerin" Brittany Pettibone vor der Hofburg angekommen.
 
© tzoe fuehrich
 
Seltener Gudenus-Auftritt
 
Auch Johann Gudenus erschien als Gast am Akademikerball. Der, druch das Ibiza-Video "gefallene" Ex-Politiker kam jedoch ohne Ehefrau zur Hofburg.
 
© tzoe fuehrich
 
In der Vergangenheit hatte der Akademikerball (früher: "WKR-Ball") für teils wütende Proteste aus dem linken Lager gesorgt. Insbesondere im Jahr 2014 kam es zu zahlreichen Sachbeschädigungen und auch zu einer erheblichen Anzahl an verletzten Demonstranten und Polizisten. In den vergangenen Jahren beruhigte sich die Situation auf den Demonstrationen aber deutlich.
 
© tzoe fuehrich
 
Der Unmut richtete sich stets vorwiegend gegen deutsch-nationale Burschenschafter, die bereits seit 1952 die Veranstaltung ausrichteten und prägten. Bis 2012 wurde die Veranstaltung vom Wiener Korporationsring (WKR) organisiert. Nach Differenzen mit der Wiener Hofburg übernahm die FPÖ Wien die Organisation, die ihn in Akademikerball umtaufte.
Zur Vollversion des Artikels