Besuch im Weißen Haus

Kurz bei Trump: Seine 70 Minuten mit Donald

20.02.2019

Trump forderte von Österreich im Vier-Augen-Gespräch höhere Militärausgaben. Das Protokoll.

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Um 13.45 Uhr (19.45 Uhr MEZ) fährt der schwarze Suburban mit dem dicken Panzerglas vor, bleibt vor dem überdachten Teil am Westflügel des Weißen Hauses stehen. Mehrere Secret-Service-Agenten begleiten Kurz. Sie machen ihm die Tür auf, während Donald Trump lächelnd auf ihn wartet.

© APA/HELMUT FOHRINGER

 

"You are a young guy"

Der 32-jährige Kanzler und der 72-jährige Präsident begrüßen sich gut gelaunt. Durch die West Wing Lobby bringt Trump Kurz erst ins Roosevelt-Zimmer. Dort zeigt er dem Kanzler das Gästebuch, in das er sich eintragen soll, bevor er ihn ins Oval Office führt. Um 13.53 Uhr (19.53 Uhr MEZ) der erste Höhepunkt:  Trump und Kurz nehmen vor dem Kamin Platz. 50 US-Journalisten drängen sich im Raum. Trump stellt Kurz freundlich vor: „You are a very young leader, a young guy“. Trump lächelt Kurz fast väterlich-freundlich zu. Eine Fassade, die täuscht.

Trump drohte mit Strafzöllen

Im Vier-Augen-Gespräch mit Trump im Oval Office – 30 Minuten dauerte der Talk – schlägt er weit härtere Töne an. Er drohte mit Strafzöllen gegen die europäische Automobil-Industrie. Und warf Europa vor, dass die USA immer Weltpolizist spielen müssten. Und die EU die NATO „for free“ erhalten würde. Von Österreich wünschte er sich höhere Militärausgaben (dass Österreich nicht bei der NATO ist, dürfte dem US-Präsidenten nicht bekannt gewesen sein).

Dazwischen streute Trump aber auch Lob „für das wunderschöne Österreich“ ein. Im ÖSTERREICH-Gespräch erklärt Kurz nach seinem Meeting, dass Donald Trump in solchen politischen Gesprächen so auftritt, wie man ihn medial kennt. „In Fragen, die ihm wichtig sind, ist er sehr hart. Und anders als man es von klassisch-diplomatischen Kontakten kennt. Es war ein kontroversielles Gespräch.“
 

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EU-Politik als Hauptthema

US-Botschafter Trevor Traina meinte nach dem Treffen von Kurz und Trump, dass der US-Präsident durchaus „beeindruckt von Kurz“ gewesen sei. Kurz hat offenbar entschieden seine Positionen vertreten und dabei Trump aber das Gefühl gegeben, ihn zu respektieren.
Im Cabinet Room war das hochkarätig besetzte Gespräch der Delegationen freilich ebenso kontroversiell. Am ovalen Tisch mehrere US-Minister. Schwerpunkte: der drohende Handelskrieg zwischen USA und EU, Klimapolitik und ­Israel. Um 14.55 Uhr (20.55 Uhr MEZ) war das Treffen mit Trump vorbei – 70 Minuten war Kurz im Zentrum der Macht.

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Der Kanzler trug sich ins Gästebuch ein.

Marathon-Tag für Kurz

Es war der Höhepunkt des Kanzler-Marathons in Washington: Kurz’ Tag begann schon um fünf Uhr früh. Bis sieben Uhr telefonierte er mit dem Kanzleramt in Wien. Ab sieben Uhr gab es ein intensives Briefing mit seinem Team zum Besuch bei Trump. Dann traf er im Hotel Willard noch zwei Unterstützer: Rabbiner Arthur Schneier und den Präsidenten des American Jewish Committee, David Harris. Am Abend war Kurz dann noch zum Abendessen bei Trumps Tochter Ivanka und ihrem Mann Jared Kushner eingeladen.

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Zum Abschied gab es für Kurz vom US-Präsidenten sogar noch ein "Daumen hoch".

Trump zu Kurz: "Er macht guten Job"

Sehr entspannt empfing Trump den Kanzler. Hier das 1. Gespräch der beiden.

Donald Trump: Wir haben schon lange eine gute Beziehung zu Österreich: Wir werden über Migration reden, aber auch über Handel. Wir machen sehr viele Geschäfte miteinander. (An Kurz) Ich bin sehr erfreut, Sie hier zu haben. Danke.

Kurz: Danke Herr Präsident, dass Sie uns hier empfangen. Es ist mir eine große Freude. Österreich ist im Vergleich zu den USA – wie sie sicher wissen – ein kleines Land. Aber ein schönes Land und auch ein ökonomisch sehr starkes Land – Sie würden sagen: ein großartiges Land. Wir sind im Herzen der EU – als ein kleines Land brauchen wir politische Kooperation. Deswegen hoffe ich, dass wir unsere Beziehungen diskutieren. Es geht um Handel, wie wir Wachstum erreichen. Vielleicht reden wir auch über andere Themen, Mittlerer Osten, Korea, Russland. Danke Herr Präsident.

Trump: Danke (Handshake).

Frage: Wie steht die Diskussion mit der EU?

Trump: Wir sind sehr inter­essiert an einem Deal mit der EU. Das war über eine sehr lange Zeit schwierig. Frage: Was erwarten Sie vom österreichischen Kanzler?

Trump: Wir haben eine großartige Beziehung mit Österreich: Und er ist ein sehr junger Regierungschef – Sie sind ein sehr junger Bursche, was ziemlich gut ist.

Kurz: Das Problem mit dem Alter wird von Tag zu Tag besser.

Trump: Stimmt. Wir haben gute Beziehungen, gute Handelsbeziehungen. Darüber reden wir jetzt. Macht er einen guten Job? Ja, er macht einen guten Job.

Kurz im oe24.TV-Interview: "Sind in vielen Punkten anderer Meinung"

oe24.TV: Wie war Ihr Gespräch mit Trump, der Beginn wirkte amikal …

Sebastian Kurz: Auf der ­einen Seite war er sehr freundlich, auf der anderen war es ein sehr kontroversielles Gespräch. Wir sind in vielen Punkten anderer Meinung. Das beginnt beim Thema Sicherheit, wo wir für Abrüstung eintreten. Die USA hingegen machen sich für höhere Rüstungsausgaben stark. Bei Themen wie dem Freihandel wollen wir einen ordentlichen, fairen Freihandel sicherstellen. Er wiederum setzt teilweise auf Protektionismus. Er war sehr klar in der Freihandelsfrage, weil er glaubt, dass die USA dabei schlecht aussteigen, wir haben dagegengehalten.

oe24.TV: Ihr Eindruck von Donald Trump?

Kurz: Vieles ist so, wie es dargestellt wird. Er ist eine Persönlichkeit, die sehr präsent ist. Er kann sehr freundlich sein und gleichzeitig extrem hart und konsequent in seinen Botschaften. Er ist sicher nicht der diplomatischste Mensch auf dieser Welt.

oe24.TV: Zufrieden mit dem Ergebnis?

Kurz: In Summe war es ein sehr guter Austausch.

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