400.000 Tests veröffentlicht

Lehrer-Aufstand nach dem Daten-Skandal

26.02.2014

Datenleck wird zu Politbombe. Ministerin Heinisch-Hosek zieht Reißleine.

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© APA
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"Das ist der größte Datenskandal der österreichischen Schulgeschichte!“ Lehrergewerkschafter Paul Kimberger ist außer sich und fordert Konsequenzen.

Die hat Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) bereits gestern gezogen: Vorläufig werden alle Tests, bei denen Daten gespeichert werden, gestoppt. Konkret müssten die Bildungsstandard-Tests im April und Mai verschoben werden.

Jetzt wackelt auch das Prestigeprojekt des Bildungsministeriums – zumindest, wenn es nach Kimberger geht: Die Zentralmatura, die im Schuljahr 2014/2015 kommen soll, muss „hinterfragt werden, wenn man nicht für Sicherheit sorgen kann“, sagt er zu ÖSTERREICH. Eine Konsequenz, die nicht ungelegen käme – viele Lehrer lehnen die Zentralmatura schlichtweg ab.

Auslöser für die Politbombe: ein beispielloser Datenklau von 400.000 (!) internen Schüler-Testergebnissen und 37.000 Lehrer-E-Mail-Adressen. Gespeichert beim Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) – und nun auf einem rumänischen Server aufgetaucht. Davon sollen die Ministerin und das Bifie schon im Dezember erfahren haben – ein „politischer Skandal“ für Kimberger.

Suche nach Hacker läuft: War es ein Schülerstreich?
Fest steht: Wer die Daten gehackt hat, weiß man noch nicht. Das Bifie hat Anzeige gegen Unbekannt erstatten. Für Datenschützer Georg Markus Kainz ist vieles denkbar – sogar ein Schülerstreich.

(pli, abs)

Kimberger: "Stoppt auch Zentralmatura!"

Gewerkschafter Paul Kimberger fordert volle Aufklärung und Konsequenzen.
ÖSTERREICH: 400.000 Testergebnisse und 37.000 E-Mail-Adressen von Lehrern wurden gestohlen, wie reagieren die Pädagogen darauf?
Paul Kimberger: Es gibt eine Lawine an Meldungen, E-Mails und Briefen der Lehrer. Sie sind zornig, wütend und verunsichert. Auch weil wir ja immer noch nicht wissen, was genau passiert ist. Das ist der größte Datenskandal der österreichischen Schulgeschichte und muss Konsequenzen haben.

ÖSTERREICH: Welche Konsequenzen fordern Sie?
Kimberger: Alle Tests und Projekte, bei denen Daten auf den Servern des Bifie gespeichert werden, müssen sofort gestoppt werden. Das gilt für PISA, Standardtests, aber natürlich auch für die Zentralmatura.

ÖSTERREICH: Soll die Zen­tralmatura also verschoben werden?
Kimberger: Das kann ich nicht sagen, bevor die Ermittlungen nicht abgeschlossen sind. Aber wir können vor den Pädagogen und den Maturanten nicht verantworten, dass ihre personenbezogenen Daten vielleicht auf einem Server öffentlich werden.

(pli)

Datenschützer warnt: "Sogar ein Schüler kann den Schulserver hacken"

ÖSTERREICH: Wie konnten die geheimen Testergebnisse öffentlich gemacht werden?
Georg Markus Kainz: Es ist zu befürchten, dass es relativ einfach ist. Ein Mitarbeiter hätte Sekunden gebraucht, um die Daten auf einen USB-Stick zu kopieren.

ÖSTERREICH: Wie sicher sind die Bifie-Daten?
Kainz: Das Problem ist, dass wir zu leichtfertig mit Daten umgehen. Dieser Skandal wäre vermeidbar gewesen, wenn die Schulen statt einzelner Daten eine statistische Auswertung an das Institut schicken würden.

ÖSTERREICH: Auch die Fragen zur Zentralmatura sollen künftig auf dem Server stehen …
Kainz: Es wäre fahrlässig, zu behaupten, dass ein Schulserver sicher ist. Sogar ein Schüler kann versuchen, ihn zu hacken.

(abs)

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