Spindi schlägt zurück

Machtkampf um VP-Chef Spindelegger

08.02.2014

Der VP-Chef kontert nun seinen Kritikern und will seinen Kurs „durchziehen“.

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VP-Vizekanzler Michael Spindelegger zeigt sich – angesichts der Situation – ungewöhnlich gelassen: Obmann-Debatte? „Jeder Obmann bei uns hat diese Debatte gehabt“, sagt Spindelegger im ÖSTERREICH-Interview. Das stimmt. Trotzdem ist die Lage für den VP-Chef nicht rosig:

  • Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl – ursprünglich selbst am Finanzministerium interessiert – ätzt über seinen Parteichef: „Er ist Gefangener im Finanzministerium.“
  • Leitls Unterstützer im VP-Klub, die Wirtschaftsbund-Abgeordneten, wiederum drohen damit, dem Steuerpaket der Regierung ihre Unterstützung nicht zu geben.
  • Die Landeshauptleute von Tirol, Salzburg und Vorarlberg – die sogenannte schwarze Westachse – verhalten sich nun zwar ruhig, rebellieren aber auch gegen das Steuerpaket.

Keiner will Spindis Job machen
Sind Spindeleggers Tage als VP-Chef also gezählt? „Nein“, sagt ein VP-Spitzenmann, denn „keiner bei uns würde derzeit seinen Job machen.“

  • VP-Außenminister und Umfrageliebling Sebastian Kurz etwa stellte sich im ÖSTERREICH-Gespräch bereits klar hinter seinen Parteichef: „Er hat mich in die Regierung geholt. Er hat unsere volle Unterstützung.“
  • l Die mächtigen VP-Landeshauptleute von Niederösterreich und Oberösterreich, Erwin Pröll und Josef Pühringer, halten ebenfalls zu Spindelegger.

Ausgestanden ist die VP-interne Revolte für ihn freilich noch nicht: Sollte die EU-Wahl für die Schwarzen schiefgehen, wird die VP-interne Diskussion über den Parteichef wieder lautstark geführt werden.

Der Vizekanzler will in den kommenden Tagen mit seinen Kritikern erneut reden. Mit seiner Unterstützung für eine Steuerhoheit für die Länder – wir berichteten – hat er zumindest vorerst schließlich alle Landeschefs in einer Frage wieder hinter sich sammeln können …
 

"Bei uns hatte noch jeder Obmann Debatten"

ÖSTERREICH: VP-Abgeordnete drohen damit, das Steuerpaket der Regierung nicht zu unterstützen. Sind Sie gesprächsbereit?
Michael Spindelegger: Ich bin gesprächsbereit. Der Betrag für den Bund muss so bleiben, wie er ausgemacht wurde. Aber intern sind Verschiebungen möglich. Der Wirtschaftskammerpräsident sollte aber schon einsehen, dass Privilegien für Neugründungen ohnehin bleiben.

ÖSTERREICH: Details können verändert werden, aber das Paket an sich bleibt?
Spindelegger: Genau. Ich muss das große Ganze im Auge haben. Wir haben das während der Koalitionsverhandlungen mit dem Regierungspartner ausverhandelt und ich halte meine Versprechen. Wir haben das Übereinkommen im Parteivorstand übrigens einstimmig beschlossen. Daran sollten sich jetzt schon alle erinnern. Ich ziehe das durch. Denn ich möchte einen ausgeglichenen Haushalt 2016 erreichen.

ÖSTERREICH: Seit der Regierungsbildung wird in der ÖVP immer wieder eine Obmann-Debatte geführt. Wo führt das hin?
Spindelegger: Sie beobachten die ÖVP auch schon länger. Jeder Obmann hat diese Debatten bei uns gehabt. Ich verstehe auch, dass es in Sachfragen Schmerzen gibt. Aber jeder, der jetzt daherkommt, sollte bedenken, dass ich Erbschafts- und Vermögensteuern verhindert habe und weiter verhindern werde. Die SPÖ hat sich da nicht durchgesetzt.

ÖSTERREICH: Hat Sie die scharfe Kritik Leitls – Sie seien „Gefangener im Finanzministerium“ – getroffen?
Spindelegger: Ich halte das aus. Ich bin der Chef und will der erste VP-Obmann und Finanzminister sein, der ein Nulldefizit bis 2016 schafft. Ich stehe für Reformen. Und mit der SPÖ war das nicht so leicht, Reformen durchzusetzen. Es ist mir gelungen. und ich lasse mich da nicht beirren. Jeder verlangt immer Reformen, nur wenn man sie dann macht, schreit die Opposition gleich auf.

ÖSTERREICH: Ein Gutachten über die Hypo schlägt als ein Modell auch den Konkurs vor. Könnte das passieren?
Spindelegger: Ich habe das Finanzministerium vor Weihnachten übernommen und sofort eine Taskforce beauftragt, alle Möglichkeiten zu prüfen. Wir werden kommende Woche versuchen, mit den Banken eine Lösung mit einer Bankenbeteiligung zu finden.

ÖSTERREICH: Und falls die Banken ablehnen, könnte es zum Konkurs kommen?
Spindelegger: Falls keine Lösung mit den Banken gefunden wird, ist nichts ausgeschlossen. Mir geht es darum, die günstigste Lösung für den Steuerzahler zu finden. Da gibt es keine Tabus.

ÖSTERREICH: Der Wahlkampf für die EU hat bereits begonnen. Die ÖVP war beim letzten Mal Erste. Glauben Sie, dass Sie das halten können?
Spindelegger: Wir gehen davon aus, dass wir das halten können. Wir sind die einzige Partei, die klar für Europa ist. Und wir haben mit Othmar Karas einen hervorragenden und profilierten EU-Politiker als Spitzenkandidaten.

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