Rückkehr zur Vor-Corona-Situation

Österreich öffnet Grenzen zu Nachbarstaaten außer Italien

03.06.2020

Alle Kontrollen zu Nachbarländern außer Italien fallen.

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© JOE KLAMAR / AFP
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Wien. Nach rund drei Monaten Corona-Beschränkungen stellt Österreich wieder vollständige Reisefreiheit zu seinen Nachbarländern her - vorerst mit Ausnahme zu Italien. Ab Donnerstag werden die Grenz- und Gesundheitskontrollen gegenüber Deutschland, Liechtenstein, Schweiz, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn eingestellt, teilte Außenminister Alexander Schallenberg am Mittwoch mit.

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Für diese Länder gelte die Vor-Corona-Situation - es gebe keine Quarantäne oder Test-Erfordernisse bei der Einreise nach Österreich. Zu Italien bleiben die Beschränkungen bestehen, nächste Woche soll die nächste Evaluierung erfolgen. Man sehe, dass sich die Situation auch in Italien deutlich verbessert habe und einzelne Regionen - wie beispielsweise Südtirol - schon gute Covid-19-Zahlen vorweisen könnten, sagte Schallenberg. Ziel sei eine "Öffnung zu Italien, sobald die Zahlen es zulassen".
 
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Schallenberg: "Keine Entscheidung gegen Italien"

Außenminister Schallenberg betonte, dass die Lockerungen "keine Entscheidung gegen Italien" seien und man "so bald wie irgendwie möglich" auch diese Grenze öffnen wolle. Auch die Schweiz und Slowenien würden noch nicht zu Italien öffnen. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) ergänzte, es sei "nicht ausgeschlossen", dass eine (teilweise) Öffnung zu Italien bereits am 15. Juni erfolgen könne.
 
In einem Großteil der italienischen Regionen sei die Entwicklung positiv, so die beiden Minister. Auch eine Regionalisierung oder andere Möglichkeiten seien denkbar. Schallenberg sagte, er verstehe es, wenn die Nicht-Entscheidung zu Italien Enttäuschungen hervorrufe. Italien sei ein "sehr enger Freund und bedeutender Nachbar", er werde auch noch am Mittwoch mit seinem italienischen Amtskollegen Luigi Di Maio sprechen. "Der heutige Beschluss ist eine Momentaufnahme."
 
In Bezug auf andere Länder mahnte der Außenminister zu Geduld. Schweden, Großbritannien und Spanien seien "schwierige Fälle", bei denen man noch nicht sagen könne, wann eine Öffnung möglich sein wird. In Hinblick auf Nicht-EU-Staaten gebe es den Wunsch, sich in der EU abzustimmen, etwa bei Reisen nach Lateinamerika, Russland, China und in die Subsahara. "Global gesehen stecken wir noch mitten in der Pandemie", dämpfte Schallenberg diesbezüglich die Erwartungen. Daher könne Reisefreiheit in viele Länder voraussichtlich über Monate nicht hergestellt werden.
 

Außenminister appellierte auch an Hausverstand 

Der Außenminister appellierte auch an Hausverstand der österreichischen Reisenden. Dieser wäre "der beste Reiseschutz". Die Reisenden sollten sich insbesondere auch überlegen, wie sie gegebenenfalls wieder zurückkommen würden. Die Bereitschaft im Außenministerium für weitere Rückholaktionen sei "sehr überschaubar".
 
Auch Anschober betonte, die Pandemie sei noch nicht beendet. Derzeit verschiebe sich der Schwerpunkt u.a. auf Lateinamerika sowie die USA. "Aber auch in Europa ist es nicht vorbei." Man dürfe keine Risiko eingehen und "nur dort Reisetätigkeit durchführen, wo man das Gefühl hat, man ist auf der sicheren Seite".
 
Zu Italien sagte Anschober, auch dort seien bereits "große Fortschritte" zu verzeichnen. "Die meisten italienischen Regionen haben Zahlen, die durchaus mit Österreich vergleichbar sind", stellte auch er regionale Öffnungen als Möglichkeit in Aussicht. Es sei aber die Frage, wie man dies technisch umsetzen könnte. Lockerungen gegenüber Italien könnten durchaus noch vor dem 15. Juni erfolgen: Das habe man "nicht ausgeschlossen". Man sei hier "mitten im Arbeitsprozess". Klarheit zu Italien werde es in den nächsten ein bis zwei Wochen geben, so der Minister.
 

Italien öffnet Grenzen für Urlauber

Italien selbst hat seine Grenzen wieder für Urlauber geöffnet. Seit Mittwoch gilt für Menschen aus den anderen EU-Ländern sowie weiteren Staaten wie Großbritannien, Norwegen und der Schweiz wieder die Reisefreiheit. Eine zweiwöchige Quarantäne für Ausländer, die nach Italien reisen, wurde abgeschafft.
 
Die Italiener selbst erlangten ihre Reisefreiheit ebenfalls zurück. Sie dürfen sich jetzt unbeschränkt im Rahmen der nationalen Grenzen bewegen, was bisher lediglich innerhalb der Heimatregion erlaubt war. Angehörige, die in unterschiedlichen Regionen leben, können einander jetzt wieder treffen. Bisher durfte man die Heimatregion lediglich aus beruflichen oder dringenden gesundheitlichen Gründen verlassen.
 

Ganzjahresskigebiet sperrt wieder auf

Das Ganzjahresskigebiet Mölltaler Gletscher im Kärntner Bezirk Spittal an der Drau nimmt am Wochenende seinen Betrieb wieder auf. Wie die Betreiber mitteilten, können sich nicht nur Wanderer auf die Berge transportieren lassen, denn Skifahrern stehen ab Samstag, dem 6. Juni, drei Pisten zur Verfügung. 83 Tage lang war das Skigebiet wegen des Coronavirus geschlossen, die Zeit habe man genutzt, um die Anlagen zu warten.
 
Staatsepidemiologe Anders Tegnell zeigte sich erstmals selbstkritisch über den schwedischen Sonderweg in der Corona-Krise. Man hätte schon von Beginn an mehr Maßnahmen ergreifen sollen, sagte er in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview. "Ich glaube, dass es sicherlich Verbesserungspotenzial bei dem gibt, was wir in Schweden gemacht haben, klar. Und es wäre gut gewesen, wenn man exakter gewusst hätte, was man schließen soll, um die Infektionsausbreitung besser zu verhindern." Zu viele Schweden seien zu früh gestorben.
 
In einer überarbeiteten Fassung seiner Studie zur SARS-CoV-2-Infektiosität von Kindern hält das Forscherteam um den Berliner Virologen Christian Drosten (Charite) an seiner grundlegenden Aussage fest. Es gebe keine Hinweise dafür, dass Kinder nicht genauso ansteckend seien wie Erwachsene, heißt es in der aktualisierten Version der Studie. Auch diese Version ist noch nicht nach Peer Review in einem Fachjournal erschienen, sondern wurde als sogenannter Preprint veröffentlicht. Ein erster Entwurf der Untersuchung war Ende April veröffentlicht worden und hatte Kritik und teils heftige Auseinandersetzungen nach sich gezogen.
 

Corona-Ausbruch nach Zuckerfest

Wegen eines Corona-Ausbruchs nach dem Zuckerfest will die Stadt Göttingen alle Bewohner einer Wohnanlage auf Covid-19 testen lassen. Das seien bis zu 700 Personen, hatte Göttingens Bürgermeister Rolf-Georg Köhler erklärt. Der Wohnkomplex ist der Schwerpunkt der Covid-19-Infektionen. Nach privaten Feiern zum muslimischen Zuckerfest sind mehrere Hundert Menschen in Quarantäne. Es handle sich um 230 Personen in Stadt und Landkreis Göttingen sowie 140 im restlichen Niedersachsen und Nordrhein-Westfalent. Die Zahl der Infizierten lag zuletzt bei 80 Personen. Dieser Wert könne sich aber erhöhen.
 
Innerhalb von 24 Stunden starben in Brasilien 1.262 Menschen im Zusammenhang mit Covid-19-Erkrankungen. Es ist dies die höchste Todeszahl innerhalb eines Tages, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. 28.936 neue Infektionen wurden registriert, die Gesamtzahl beträgt damit 555.383. Bisher sind 31.199 Tote zu beklagen.
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