Politiker-Gehälter

Nulllohnrunden: Verdient Ludwig bald mehr als Kanzler?

04.08.2025

Die angekündigte Nulllohnrunde der Regierung bedeutet für die Politikerinnen und Politiker von morgen eine herbe Gehaltseinbuße.

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© APA/HELMUT FOHRINGER
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Wer auch immer Österreich im Jahr 2050 regiert, wird jedenfalls - inflationsbereinigt - deutlich weniger verdienen als der jetzige Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP). Grund dafür ist die angekündigte Nulllohnrunde der schwarz-rot-pinken Koalition. Eigentlich sollten die Gehälter um 2,6 Prozent angehoben werden, um die Inflation auszugleichen. Da man beim Sparpaket aber mit gutem Beispiel vorangehen will, möchte die Regierung heuer darauf verzichten. Auch einige Bundesländer kündigten bereits an, mitziehen zu wollen. 

Wenn man für die nächsten Jahre eine durchschnittliche Inflation von zwei Prozent voraussetzt, verdient also der oder die Bundeskanzlerin im Jahr 2050 bereits über 1.000 Euro brutto weniger als der jetzige Regierungschef - zumindest inflationsbereinigt. In absoluten Zahlen läge das Gehalt da schon bei rund 40.000 Euro. 

 

Das Balkendiagramm zeigt die monatlichen Bruttobezüge von Bundes- und Landespolitikern in Österreich für 2026. Die höchsten Bezüge erhält der Bundespräsident mit 26.701 Euro, gefolgt vom Bundeskanzler mit 23.840 Euro. In der Landespolitik ist eine Erhöhung um 2,6 Prozent geplant, zum Beispiel für Landeshauptleute mit 23.248 Euro. Für Bundespolitiker bleibt das Gehalt im Vergleich zu 2025 unverändert. Quelle: APA.

 

 

Stocker verdient schon Tausende Euro weniger als Gusenbauer

Das ist allerdings der beste Fall für den oder die künftige Kanzlerin. Denn es ist gut möglich, dass auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch weitere Nulllohnrunden eingezogen werden. Zum Vergleich: Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer verdiente in seiner Amtszeit noch rund 20.400 Euro brutto. Inflationsbereinigt wären das heute bereits über 31.000 Euro. Kanzler Stockers Gehalt liegt derzeit bei rund 23.800 Euro, also bereits 7.000 Euro brutto darunter - und das pro Monat! Grund dafür sind mehrere Nulllohnrunden, die von vorherigen Regierungen fixiert wurden.

Im Extremfall - sollten die jetzige und künftige Regierungen für die nächsten 35 Jahre die Gehälter einfrieren - würde sich der Lohn (mit einer durchschnittlichen Inflation von zwei Prozent) de facto halbieren. 

Verdient Wiener Bürgermeister bald mehr als Kanzler?

Ein weiterer Faktor, der bei der ewigen Nulllohnrunden-Diskussion auch noch hinzukommt, sind die Bundesländer. Denn diese können entweder mit dem Bund mitziehen - oder eben die Gehälter erhöhen. Dadurch verdienen auch nicht alle Landeshauptleute gleich viel (wie eigentlich vorgesehen). Der Kärntner Landeschef Peter Kaiser (SPÖ) verdient etwa "nur" rund 17.000 Euro brutto, während der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) stattliche 22.600 Euro brutto erhält. 

Das führt auch zu einer weiteren Kuriosität. Denn der Hauptstadt-Chef könnte bald mehr verdienen als der Bundeskanzler. Derzeit ist in Wien noch offen, ob man eine Nulllohnrunde einzieht oder nicht. Sollten die Gehälter aber um 2,6 Prozent erhöht werden, läge der Wiener Bürgermeister nur mehr 600 Euro brutto hinter dem Kanzler der Republik. 

Der Kärntner Landeshauptmann verdient übrigens deshalb so wenig, weil Vorvorgänger Jörg Haider (FPÖ) permanent Nulllohnrunden für die Landespolitiker fixierte. Die Auswirkungen für künftige Politiker-Generationen sind - wie oben beschrieben - eben enorm.

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