Länder-Vergleich
"Postleitzahllotterie": Grüne schlagen Alarm bei Kinderbetreuung
04.11.2025Die Grünen fordern mehr Druck der Bundesregierung auf die Länder, was den Ausbau der Kinderbetreuung angeht.
Es gebe dramatische Unterschiede bei der Verfügbarkeit von Kinderbetreuungseinrichtungen zwischen den Ländern, aber auch innerhalb derselben, kritisierten Vize-Klubobfrau Alma Zadic und Familiensprecherin Barbara Neßler am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Dass kein Geld da sei, sei eine "faule Ausrede", verwies Zadic auf nicht abgeholte Zweckzuschüsse.
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"Kinderbetreuung darf keine Postleitzahllotterie sein", kritisierte Neßler. Es entscheide oft der Wohnort, ob Eltern eine gute Kinderbetreuung hätten oder ob der Kindergarten zu Mittag schließt oder überhaupt nur vier Stunden pro Tag geöffnet sei. Besonders schlecht sei die Situation in der Steiermark, Oberösterreich und Kärnten, wo nicht einmal die Hälfte der Kinder in einer Einrichtung betreut würden, die mit einer Vollzeitarbeit der Eltern kompatibel sei. In Tirol, wo der Anteil knapp über 50 Prozent liegt, seien die regionalen Unterschiede sehr groß und jede fünfte Einrichtung erfülle nicht einmal die halbtäglichen Mindeststandards, so Neßler.
Wie von oe24 bereits im Sommer berichtet, gibt es zwischen den Bundesländern teils gravierende Unterschiede. Hier finden Sie das Länder-Ranking:
Besuchsquote 0- bis Zweijährige:
- Steiermark 22,9 %
- Oberösterreich 24,9 %
- Kärnten 35,3 %
- Salzburg 30,6 %
- Tirol 32,8 %
- Burgenland 44,1 %
- Niederösterreich 38,6 %
- Vorarlberg 37,1 %
- Wien 46,4 %
Besuchsquote 3- bis 5-Jährige:
- Steiermark 88,9 %
- Oberösterreich 94,4 %
- Kärnten 92 %
- Salzburg 94,4 %
- Tirol 95,9 %
- Burgenland 94,0 %
- Niederösterreich 98,2 %
- Vorarlberg 95,6 %
- Wien 93,5 %
Vollzeit-kompatible Öffnungszeiten - Kleinkinder:
- Steiermark 39,5 %
- Oberösterreich 27,0 %
- Kärnten 69,2 %
- Salzburg 40,0 %
- Tirol 52,8 %
- Burgenland 51,5 %
- Niederösterreich 64,5 %
- Vorarlberg 72,0 %
- Wien 88,8 %
Vollzeit-kompatible Öffnungszeiten - Kindergarten:
- Steiermark 46,1 %
- Oberösterreich 41,3 %
- Kärnten 38,6 %
- Salzburg 47,8 %
- Tirol 52,7 %
- Burgenland 74,3 %
- Niederösterreich 56,5 %
- Vorarlberg 65,2 %
- Wien 89,2 %
Vollzeit-kompatible Betreuungsplätze (VIF-konform) müssen mindestens 45 Stunden pro Woche mit mindestens 9,5 Stunden täglich an vier Tagen pro Woche geöffnet sein. Ein Verpflegungsangebot muss 47 Wochen pro Jahr gegeben sein. Das ermöglicht es einer Vollzeitarbeit (40 Stunden, fünf Wochen Urlaub) nachzugehen.
Unbezahlte Care-Arbeit bleibt meist an Müttern hängen
Und nach wie vor sei es wie vor 50 oder 100 Jahren meist die Mütter, die zu Hause bleiben würden, wenn es keine verlässliche Kinderbetreuung gebe, so Zadic. "Unser gesamtes Wirtschaftssystem ist darauf aufgebaut, dass Frauen unbezahlte Care-Arbeit leisten", kritisierte die Vize-Klubobfrau.
Konkret fordern die Grünen 50.000 zusätzliche Kinderbetreuungsplätze bis 2030. Nötig dafür seien nicht zusätzlich Finanzmittel, sondern der politische Wille. Die Gelder seien dank der türkis-grünen Vorgängerregierung da, würden aber nicht abgeholt von den Bundesländern, so Neßler. Die Bundesregierung scheine das wenig zu interessieren, meinte sie und forderte mehr Druck auf die acht ÖVP- und SPÖ-regierten Länder.