1941-2025
Politikwissenschafter Anton Pelinka verstorben
03.10.2025Anton Pelinka war einer der bedeutendsten Politikwissenschafter der österreichischen Nachkriegszeit.
Anton Pelinka, geboren 1941 in Wien, wäre am 14. Oktober 84 Jahre alt geworden. Er prägte die Politikwissenschaft in Österreich entscheidend und veröffentlichte umfangreich zu Demokratietheorie, politischen Systemen und insbesondere zu Rechtspopulismus und Rechtsextremismus.
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1999 nannte Pelinka Haider im italienischen TV einen Verharmloser des Nationalsozialismus. Haider verklagte ihn, doch das Oberlandesgericht Wien sprach Pelinka 2001 in letzter Instanz vom Vorwurf der üblen Nachrede frei.
Akademische Lehre
Pelinka studierte Rechtswissenschaften an der Universität Wien und wandte sich unter Paul Lazarsfeld den Sozialwissenschaften zu. 1966/67 war er Redakteur der Zeitschrift „Die Furche“. Von 1975 bis 2006 war er ordentlicher Professor an der Universität Innsbruck und baute dort das Institut für Politikwissenschaft mit auf. Anschließend lehrte er an der Central European University in Budapest.
Engagement und Auszeichnungen
Pelinka leitete das Institut für Konfliktforschung in Wien, war Vertreter Österreichs in der Europäischen Kommission gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit und beteiligt an der Gründung des Wiener Wiesenthal Instituts für Holocaust-Studien. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen für sein Lebenswerk und seine publizistische Arbeit.
Erfolgreicher Publizist
Pelinka trat regelmäßig als Kommentator in deutschsprachigen Medien auf, unter anderem profil, DER STANDARD und Die Zeit, sowie im ORF. In zahlreichen Büchern analysierte er die österreichische und europäische Politik, darunter Werke wie „Windstille. Klagen über Österreich“ (1985), „Vom Glanz und Elend der Parteien“ (2005) und „Faschismus? Zur Beliebigkeit eines politischen Begriffs“ (2022).
Klarer Blick auf Österreich
Pelinka verstand sich als Begleiter eines liberalen, weltoffenen Österreichs. Er kritisierte Rechtspopulismus, autoritäre Tendenzen und Mythen der österreichischen Geschichte, wie die Darstellung Österreichs als „erstes Opfer des Nationalsozialismus“.