Am Tag der Arbeit

Rechtsextreme Gewalt in Dortmund

01.05.2009

Die deutsche Polizei spricht von einer neuen Qualität der Gewalt. Am "Tag der Arbeit" attackierten Rechtsextreme die Teilnehmer einer DGB-Kundgebung in Dortmund mit Holzstangen und Steinen.

Zur Vollversion des Artikels
© AP Photo
Zur Vollversion des Artikels

Rechtsextremisten haben in den deutschen Städten Dortmund und in Rotenburg an der Wümme (Niedersachsen) die Mai-Kundgebungen des Gewerkschaftsbundes (DGB) gestört. In der Dortmunder Innenstadt warfen rund 300 Neonazis Steine und Knallkörper auf Passanten und Polizisten. Über Verletzte wurde zunächst nichts bekannt. Die Polizei nahm knapp 200 Personen vorläufig fest.

100 Neonazis
In Rotenburg führten etwa 100 schwarz gekleidete Neonazis ein braunes Transparent mit sich und riefen rechte Parolen. Bei einer anschließenden Rangelei wurde ein Polizist leicht verletzt.

NPD-Verbotsverfahren gefordert
Der DGB-Vorsitzende Michael Sommer sagte zu den Vorfällen: "Das beweist einmal mehr, dass ein NPD-Verbotsverfahren gegen die NPD (Nationaldemokratische Partei Deutschlands; Anm.) und alle ihre Tarnorganisationen eingeleitet werden muss." Zuvor hatte bereits der deutsche Innenminister Wolfgang Schäuble vor der Gewaltbereitschaft der rechten Szene gewarnt.

Landfriedensbruch
In Dortmund griffen die Neonazis nach einem Bericht des Online-Portals derwesten.de gezielt Teilnehmer der DGB-Kundgebung an. Ein Polizeisprecher wollte dies auf Nachfrage zunächst nicht bestätigen. Den Polizeiangaben zufolge hatten sich am Freitagvormittag gegen 10.00 Uhr die 300 Neonazis am Dortmunder Hauptbahnhof getroffen, um von dort zu einer Demonstration nach Siegen zu fahren. Doch statt in den Zug zu steigen, rannten die Rechtsextremisten Richtung Innenstadt und warfen mit Knallkörpern und Steinen. Die Polizei setzte zunächst 150 Personen fest und später eine weitere Gruppe von 40 Neonazis. Gegen sie bestehe der dringende Tatverdacht des Landfriedensbruchs.

Brutale Proteste
Seit Jahren nutzen rechte und linke Gruppen den 1. Mai für gewalttätige Proteste, dabei kommt es wie am Freitag in Ulm immer wieder zu Ausschreitungen mit Verletzten. Aber bei der Polizei sorgt man sich, dass nun auch Polizisten und Gewerkschaften immer häufiger Opfer gezielter Gewalt werden.

Gewalt setzt sich fort
"Es ist deutlich spürbar in den letzten Monaten, dass Rechtsextreme gezielt die gewalttätigen Auseinandersetzungen suchen, besonders auch mit der Polizei", sagt der Chef der Gewerkschaft der Polizei, Konrad Freiberg. "Das lässt für die Zukunft härtere Auseinandersetzungen befürchten." Besonders die 400 Mitglieder der Autonomen Nationalisten zielten darauf ab, sich mit solchen Angriffen Respekt in der rechtsextremen Szene zu verschaffen.

Was 2008 erstmals bei der Mai-Kundgebung in Hamburg begonnen hatte, als die Autonomen Nationalisten und linke Gegendemonstranten sich Auseinandersetzungen mit der Polizei lieferten, setzt sich dieses Jahr nun fort. Damals wurden 250 Menschen festgenommen und 20 Polizisten verletzt.

Feinde der Demokratie
DGB-Chef Michael Sommer kündigt an, der rechten Gewalt die Stirn zu bieten: "Rechtsextreme haben heute in Dortmund erneut ihr wahres Gesicht gezeigt: Sie sind Feinde von Demokratie und Vielfalt. Die Gewerkschaftsbewegung wird sich davon nicht beeindrucken lassen" Denn der 1. Mai "ist bunt und nicht braun". Die Gewalttäter müssten zur Verantwortung gezogen und die NPD endlich verboten werden.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel