oe24.TV-Interview
Supermarkt-Boss wehrt sich gegen Preis-Eingriffe
27.08.2025REWE-Chef über Aktionen, gestiegene Preise und "unwissende Politiker".
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REWE-Boss Marcel Haraszti (Billa, Penny, Bipa) spricht im oe24.TV-Interview über die Preise im Supermarkt, Aktionen, Preisdeckel und die Politik.
oe24: Herr Haraszti, die Lebensmittelpreise stehen derzeit im Fokus der öffentlichen Diskussion. Es wurden auch staatliche Eingriffe gefordert. Was sagen Sie dazu?
Marcel Haraszti: Zuerst möchte ich mich mal für die Einladung bedanken, weil mit uns wird ja nicht gesprochen. Wir bekommen vieles ausgerichtet - auch diese staatlichen Eingriffe. Es wäre ja nicht schlecht, mit uns zu sprechen.
oe24: Und was halten Sie von möglichen staatlichen Eingriffen in die Preise?
Haraszti: Wir haben Schreckensbeispiele wie Venezuela, wo ein Marxist Preisdeckel verhängte und es für Lieferanten nicht mehr attraktiv war zu produzieren. Ware kam auf den Schwarzmarkt, die Inflation explodierte. Wir kämpfen täglich um die Gunst der Kunden, bieten attraktive Sortimente und haben 40 % Aktionsanteil. Natürlich gab es eine Inflation. Aber die auf Lebensmittel ist in Österreich geringer als im europäischen Schnitt. Da haben wir dämpfend gewirkt.
oe24: Inwiefern dämpfend?
Haraszti: 2024 war die Inflation auf Lebensmittel in Österreich bei 2,6 %, die restliche Inflation war bei 2,9 %. Die großen Treiber sind die Energiekosten und die ganzen Gebühren, die gestiegen sind und das wirkt sich natürlich auf die Preise aus, bei den Lieferanten und auch bei uns.
oe24: Bereichert sich der Handel an den höheren Preisen?
Haraszti: Die Politik argumentiert teils sehr wissensbefreit. Zwei Drittel vom Regalpreis hängen von den Einkaufspreisen ab. Die werden uns diktiert. 13,4 % kommen von unseren Personalkosten. 10 % machen unsere Logistik- und Energiekosten aus. 9,1% macht die Mehrwertsteuer aus. Die durchschnittliche Marge, also der Gewinn im Lebensmittelhandel, liegt bei 1 %.
oe24: Die Politiker verstehen nicht, wovon sie reden?
Haraszti: Was ich so spannend finde, ist, die Regierung schießt sich auf die 1 Prozent ein, also das ist unsere Marge. Wir machen zwar viel Umsatz, aber es bleibt wenig übrig. Das Geld verwenden wir, um in Österreich zu investieren. Was die Regierung aber komplett ignoriert und natürlich unter den Tisch wischt, weil sie dafür verantwortlich ist: Auch unsere Einkaufspreise sind gestiegen.
oe24: Warum müssen Sie mehr im Einkauf zahlen?
Haraszti: Die Lieferanten haben höhere Energie- und Arbeitskosten. Die Arbeitskosten in Österreich sind um 31 % höher als in Deutschland oder um 59 % höher als im EU-Schnitt. Warum hat die Regierung zugeschaut und spricht jetzt von einem Preisdeckel?
oe24: Jetzt gibt es in Österreich schon eine recht hohe Konzentration an Marktteilnehmern. Heißt das nicht, dass man in Österreich auch mehr verdient im Lebensmittelhandel, wenngleich Sie jetzt sagen, es sind nur 1 Prozent?
Haraszti: Man kann es ja sehr gut mit anderen Ländern vergleichen. Dass wir in Österreich eine hohe Konzentration haben, das ist eher ein Fluch für uns, was die Gewinne betrifft, als ein Segen. Warum? Weil vier große Player natürlich super vergleichbar sind. Das andere ist, wir haben eine unglaublich hohe Dichte an Märkten. Das geht nicht auf Kosten des Preises, sondern es geht auf Kosten unserer Ertrags.
oe24: In Deutschland sind viele Produkte günstiger. Woran liegt das?
Haraszti: Es gibt den Österreich-Aufschlag. Aber wenn man alle Produkte miteinander vergleicht und sich auch die Mühe macht, was eine Arbeiterkammer selten macht, die Aktionen mit einzurechnen, dann ist der Prozentsatz ein geringerer. Dennoch: Es gibt einen Österreich-Aufschlag und das kann man nicht vom Tisch wischen. Wir kaufen teurer ein in Österreich, weil internationale Konzerne einen Österreich-Aufschlag machen.
oe24: Der Bundeskanzler hat ja angekündigt, dass er gegen den Österreich-Aufschlag auf EU-Ebene vorgehen will. Glauben Sie, dass das funktioniert? Weil fairerweise muss man sagen: In der EU ist Österreich ein Rädchen von vielen.
Haraszti: Die Österreicherinnen und Österreicher zahlen pro Jahr für ihre Lebensmittel um 19 Milliarden mehr wegen diesem Österreich-Aufschlag. Und natürlich ist es der Auftrag, diese territorialen Lieferbeschränkungen aufzuheben. Das muss oberste Priorität sein. Und da muss sich Österreich auch mit anderen kleinen Ländern zusammenschließen.