77% gegen Schmied-Plan

Umfrage: "Nein" zum Aufstieg mit 3 Fünfern

25.06.2011



Mehr als drei Viertel sind gegen Aufsteigen mit drei Nicht genügend.

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© TZ Österreich Kernmayer
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Es ist das Aufregerthema der Woche, die Totalreform der Schule: So soll der Aufstieg in die nächste Oberstufenklasse künftig mit bis zu drei Fünfern möglich sein. Erst ab dem vierten „Fleck“ heißt es: „Sitzen geblieben“. So will es Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ). Die ÖVP sagte zu, nach einer parteiinternen Revolte vor ­allem der Länder gegen die Schulreform ist der Standpunkt nun unklar.

95 Prozent der Hausfrauen kritisieren ganz scharf
Das Urteil der Öffentlichkeit ist eindeutiger. Die überwiegende Mehrheit der Österreicher(innen) lehnt die Reform rundweg ab. 77 Prozent von 800 landesweit Befragten stimmten gegen die „3-Fleck-Regel“. Nur 18 Prozent sind dafür. Das ergab eine Gallup-Umfrage im Auftrag von ÖSTERREICH.

Besonders hart urteilen Frauen über faule Schüler: 80 Prozent sind gegen die „Drei-Fünfer-Regel“. Männer sind da toleranter: Nur 69 Prozent finden, dass Aufsteigen mit drei Fünfern gar nicht geht.

Interessant auch die Details der Umfrage: So sind die schärfsten Kritiker der „Drei-Fleck-Regel“ Hausfrauen: 95 Prozent lehnen die „Fünfer-Amnestie“ entschieden ab. Erst dann kommen Arbeiter (84 Prozent) und leitende Angestellte (81 Prozent) sowie Vielverdiener (76 Prozent).

Konstant auch die Ablehnung innerhalb der Parteien: 88 Prozent der FPÖ-Anhänger sind dagegen, 87 Prozent der ÖVP-Wähler, aber auch 66 Prozent der SPÖ-Sympathisanten.

Auch vom VP-Vorschlag, dass Lehrer entscheiden sollen, „ob Schüler mit drei Nicht genügend aufsteigen dürfen“, halten die Österreicher nichts. 57 % stimmten mit Nein, nur 37 % sind dafür. Hier sind Schüler und Studenten (wen wundert’s?) die schärfsten Gegner: 69 Prozent sind dagegen.

Auch die meisten Prominenten des Landes halten die „Drei-Fleck-Regel“ übrigens für Nonsens. Nur eine (Renate Götschl) von zehn Befragten kann sich das vorstellen. Der Rest glaubt ans Leistungsprinzip.

Renate Götschl: „Man muss der neuen Regel Chance geben“
Skistar. „Aufsteigen mit drei 5ern? Das wäre einen Versuch wert. Ich bin dafür, was Neues zu probieren. Wenn es nicht funktioniert, kann man zum alten System zurück.“

Ulla Weigerstorfer: „Auch im Job Rauswurf, wenn keine Leistung“
Ex-Miss-World. „Ich kann dieser Regelung nichts abgewinnen. Es kann doch nicht
sein, dass man, ohne etwas zu tun, dennoch weiterkommt. Nur Leistung bringt einen weiter.“

Erhard Busek: „Frühwarnsystem 
gegen das Durchfallen“
Ex-Vizekanzler. „Die geplanten Maßnahmen, um das Sitzenbleiben zu verhindern, sind nicht sinnvoll. Ich bin dagegen, dass Schüler mit drei Fünfern aufsteigen können.“

Karina Sarkissova:„Druck muss auch für 
die Eltern da sein“
Ballerina. „Ich bin gegen diese Idee. Vielleicht ist man darauf gekommen, weil wir ja bei der PISA so schlecht waren. Ein gewisser Druck muss sein.“

Bernhard Kohl: „Jeder braucht eine gewisse Motivation“
Ex-Radstar.„Ich finde das jetzige System gut: Wenn du einen Fünfer hast, musst du sitzen bleiben. Ein gewisser Ansporn sollte da sein!“

Christine Reiler: „Bildung und Stress-Toleranz sind wichtig“
Ex-Model. „Man tut den Kindern damit keinen ­Gefallen. Ein gewisser Druck ist wichtig. Die Schule sollte ­einen auf das Erwachsenen­leben vorbereiten.“

Hans Krankl: „Kinder sollten nie unter Druck gesetzt werden“

Fußball-Ikone, „Die neue Regel lädt ja dazu ein, weniger zu tun. Darum bin ich auch da­gegen. Unter dem Strich muss auch in der Schule die Leistung zählen.“

Astrid Wirtenberger: „Gott sei Dank sind meine Kinder gut“
Dancing Star. „Diese neue Regel tut keinem gut. Schüler, die so aufsteigen, haben im nächsten Jahr einen Druck. Man muss die Hebel im Schulsystem woanders ansetzen.“

Franz Klammer: „Leistung und Disziplin für Leben nach Schule“
Ski-Legende. „Aufsteigen mit drei 5er finde ich schlecht. Die Schule sollte aufs Leben vorbereiten. Wenn du schlecht bist, darfst du auch nicht zu Olympia.“

Andreas Salcher: „Dagegen, dass Tausende sinnlos wiederholen“
Schul-Experte. „Ich bin dagegen, aber für Neuanfang. Auflösung der Klassen. 16-Jährige, die gut sind, sollen neben 18-Jährigen sitzen dürfen.“

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