Arnulf Rainer (†96)

VdB trauert: "Eine Ikone ist von uns gegangen"

21.12.2025

Der weltbekannte österreichische Maler Arnulf Rainer ist tot. Er verstarb am Donnerstag zu Hause in Oberösterreich kurz nach seinem 96. Geburtstag, wie die Familie Rainers am Sonntagnachmittag der APA bestätigte.

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Rainer war einer der bedeutendsten Vertreter der heimischen Nachkriegskunst, der es vor allem mit seinen Übermalungen zu Welterfolg brachte. "Arnulf Rainer, eine Ikone, ist von uns gegangen", würdigte Bundespräsident Alexander Van der Bellen den Jahrhundertmaler. "Bis zuletzt streitbar, wurde er nicht müde seinen Weg zu verfolgen. Seinen Weg. Einen, der sich mit der Kunstgeschichte in einer radikalen und klugen Art auseinandersetzte und daraus einen neuen künstlerischen Ausdruck gefunden hat. Arnulf Rainer war, obwohl oft angefochten und missverstanden, tief in der Geschichte europäischer Malerei verwurzelt und hat gleichzeitig Österreich künstlerisch erneuert. Diesen Geist des Aufbruchs benötigen wir gerade jetzt", so der Bundespräsident. 

"Arnulf Rainer war, obwohl oft angefochten und missverstanden, tief in der Geschichte europäischer Malerei verwurzelt und hat gleichzeitig Österreich künstlerisch erneuert. Diesen Geist des Aufbruchs benötigen wir gerade jetzt", so das Staatsoberhaupt via Bluesky. Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) und Vizekanzler und Kulturminister Andreas Babler (SPÖ) verwiesen in Postings auf das "kompromisslose" und "eigenwillige" Oeuvre, das sich unübersehbar in die Kunstgeschichte eingeschrieben hat. Auch zahlreiche weitere Persönlichkeiten aus Kultur und Politik verneigten sich nach Bekanntwerden von Rainers Tod vor dem Leben und Werk des Ausnahmekünstlers.

Beginn mit Surrealismus und Informel

Geboren wurde Arnulf Rainer am 8. Dezember 1929 in Baden bei Wien. Dort befindet sich seit 2009 ein eigens ihm gewidmetes Museum. Gemeinsam mit Ernst Fuchs, Anton Lehmden, Arik Brauer, Wolfgang Hollegha und Josef Mikl gründete er 1950 die "Hundsgruppe" und begegnete 1953 dem Priester Otto Mauer. In dessen "Galerie nächst St. Stephan" war Rainer schließlich bald mit seinen ersten Einzelpräsentationen sowie mit Hollegha, Markus Prachensky und Mikl als Malergruppe "Galerie St. Stephan" zu Hause.

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Mit Beginn der 50er-Jahre wandte sich Rainer nach erstem Interesse für Surrealismus und Informel seinen für ihn charakteristischen Übermalungen zu. Eigene und fremde Bilder, Selbstporträts und Fotos kamen ihm unter Farbe, Kohlestift und Kugelschreiber, 1961 wurde er in Wolfsburg wegen der öffentlichen Übermalung eines prämierten Bildes sogar gerichtlich verurteilt. Gerade wegen seiner radikalen Verhüllung von oft auch religiösen Symbolen war Rainer jahrelang umstritten - von kirchlicher Seite wurde seine Arbeit aber mit mehreren Auftragsarbeiten und Ehrendoktoraten zunehmend gewürdigt. Zu Friktionen kam es jüngst im Zusammenhang mit 77 Kreuzarbeiten des Künstlers, die im Wiener Stephansdom zur Fastenzeit 2026 ausgestellt werden sollen. Rainer hatte erst im November über seinen Anwalt dagegen Protest eingelegt mit der Begründung, er habe diese Werke nie aus religiösen Motiven geschaffen und fühle sich kirchlich vereinnahmt.

Ab 1963 arbeitete Rainer in verschiedenen Studios in Berlin, München, Köln und schließlich Wien, wo 1968 im Museum des 20. Jahrhunderts auch seine erste Retrospektive stattfand. Als ihm 1974 der Kunstpreis der Stadt Wien verliehen werden sollte, verweigerte er die Teilnahme an der Übergabezeremonie - der Preis wurde ihm wieder aberkannt. 1977 nahm er an der documenta 6 teil, ein Jahr später vertrat er Österreich bei der Biennale von Venedig. Zahlreiche Auszeichnungen - darunter der Große Österreichische Staatspreis und, erst heuer, das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich - wurden ihm zuteil.

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Der Akademie-Skandal

Ab 1981 hatte Rainer eine Professur an der Akademie der bildenden Künste in Wien inne. Dort wurden 1994 allerdings 36 Bilder, die in seinem Akademie-Atelier aufbewahrt waren, übermalt und beschädigt. Ermittlungen gegen Rainer und seine Galeristin wurden im Jahr darauf eingestellt. Rainer selbst ließ sich auf den Schock hinaus auf eigenen Wunsch emeritieren. Als Hauptverdächtiger stellte sich ein ehemaliger Student heraus, der anschließend Selbstmord begangen haben soll.

Zahlreiche Ausstellungen und ein eigenes Museum

In den internationalen Kunstrankings wurde Arnulf Rainer wiederholt in den Top 100 geführt, und auch die Museen der Welt würdigten die künstlerische Arbeit des Malers mit zahlreichen Personalen und Retrospektiven - vom Centre Pompidou in Paris (1984) über das Guggenheim in New York (1989) bis zur Pinakothek der Moderne in München. Als maßstabsetzend gilt die Ausstellung "Arnulf Rainer. abgrundtiefe. perspektiefe. Retrospektive 1947-1997" in der Kunsthalle Krems (1997). In Wien waren große Personalen etwa in der Albertina (2014) oder im Kunstforum (2000) zu sehen.

2009 wurde in Baden, seiner Geburtsstadt, das eigens ihm gewidmete Museum im einstigen Frauenbad eröffnet. In Ausstellungen werden dort jeweils einzelne Aspekte Rainers beleuchtet oder sein Werk in Beziehung zu anderen Künstlern gesetzt. Derzeit ist die Schau "Arnulf Rainer & Art Brut" zu sehen. Im Herbst kommenden Jahres folgt eine Gegenüberstellung von Rainer und Hermann Nitsch.

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